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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon Kurier Nr. 23 8.6.2023 zung des MehrSpur-Projekts. Dass es eine markante architektonische Intervention darstellt, steht ausser Frage. Ausser Frage steht aber auch, dass ein solch umfassendes Bauvorhaben, das am Ende auf eine Vergrösserung der Schienen- Kapazität zielt, auch viele Fragen, Unsicherheiten und Ängste aufwirft. Nicht nur bei denjenigen, die unmittelbar vom Bau betroffen sind oder in der Nähe der Baustelle oder Gleise wohnen, sondern auch beim Rest der Bevölkerung der Kuriergemeinden. Aus diesem Grunde luden die Projektverantwortlichen von MehrSpur am 23. Mai zu einem rege besuchten virtuellen Informations-Anlass ein, in dessen Rahmen Fragen gestellt werden konnten. Und davon gab es reichlich viele. Anlass für den Kurier, bei Philipp Flach nachzufragen, der als Gemeinderat das Projekt aus Dietliker Sicht koordiniert. Philipp Flach (Foto zvg) Kurier: Herr Flach, mit welchem Eindruck blicken Sie auf die Infoveranstaltung zurück? Philipp Flach: Was ich vom Anlass mitnehme, ist das Gefühl, dass viele Leute verunsichert sind. Die Vertreter:innen der SBB haben das Projekt zwar detailliert und gut vorgestellt und dabei die vielen positiven Aspekte aus Sicht der SBB hervorgehoben – ich bin nicht so viel zu Wort gekommen. Vorteile gibt es ja unbestritten. Nicht zuletzt, weil es um die ÖV-Strategie geht. Sie liegt im übergeordneten nationalen Interesse. Und da müssen natürlich auch Gemeinden wie Dietlikon das ihre dazu beitragen. Wir wurden aber auch von Leser:innen kontaktiert, die Nachteile für Dietlikon sehen. Auch diese sind unbestritten vorhanden. Grundsätzlich kann man sich fragen, ob Dietlikon nicht schon viele und gute ÖV-Anbindungen hat und noch mehr braucht. Doch das steht auf einem anderen Blatt, MehrSpur kommt, da lässt sich nichts daran ändern. Allerdings bringt das Projekt einen starken Verlust an Grünflächen auf Gemeindeboden mit sich. Denn der Bau braucht Platz. Stützmauern müssen errichtet werden und so weiter. Mit welchen weiteren Sorgen ist die Dietliker Bevölkerung im Rahmen der Infoveranstaltung auf Sie zugekommen? Was viele beschäftigt, ist die Frage, weshalb man einerseits die Bahn ausbaut, gleichzeitig aber keinen bedienten Schalter mehr in Dietlikon hat. Das ist für einige ein Widerspruch. Aber auch Fragen zum Standort der geplanten Personenunterführung wurden gestellt. Was aber, wenn man mit dem Vorhaben nicht einverstanden ist? Gleich vorweg, es bringt nichts, sich dann an an den Gemeinderat zu wenden. Statt den Dietliker Behörden ist das Bundesamt für Verkehr (BAV) die erste Ansprechadresse. Schliesslich handelt es sich bei MehrSpur um ein Projekt auf nationaler Ebene. Also schickt man einfach einen Brief ans BAV in 3003 Bern? Im Grunde ja, aber wer etwas bewegen will, sollte den Inhalt überdenken. Es ist nicht zielführend, einfach zu schreiben, man wohne gleich neben den Gleisen und wünsche sich eine neue Lärmschutzwand. So läuft das nicht. Vielmehr muss man den Behörden aufzeigen können, dass das Projekt Fehler hat, dass etwas vergessen ging, oder nicht korrekt eingezeichnet und bedacht wurde. Diese Begründung muss zwar nicht rechtlich einwandfrei sein, sollte aber die besondere Betroffenheit der unterzeichnenden Person zum Ausdruck bringen. Wie stehen die Chancen, dass das Anliegen ernst genommen wird? Nicht schlecht, sofern man alles plausibel darlegen kann. Das gilt übrigens auch für Bedenken in Zusammenhang mit Baustellenzufahrten und allen Massnahmen und Einschränkungen, welche die Bautätigkeit mit sich bringt. Sicher ist indes, dass nichts passiert, wenn man die Einsprachefrist ungenutzt verstreichen lässt. Dann tritt von Rechts wegen die Plangenehmigungsverfügung des BAV in Kraft, wonach die Rechtsmittel der Einzelnen ausgeschöpft sind. Immer wieder werden Stimmen aus Dietlikon laut, die vom Gemeinderat fordern, er möge sich in Zusammenhang mit dem MehrSpur-Projekt für die Interessen einzelner Bürger:innen einsetzen – so auch in einem Leserbrief in dieser Kurierausgabe. Zu Recht? Die Gemeinde ist zwar sehr wohl berechtigt, Einsprachen zu machen. Etwa, wenn es darum geht, Grünflächen auf Gemeindegebiet zu erhalten oder sich für die Sicherung von Schulwegen einzusetzen. Von diesem Recht machen wir auch Gebrauch. Partikularinteressen allerdings nehmen wir uns nicht an. Diese sind wie gesagt direkt ans BAV zu richten. Wobei wir diejenigen Wünsche der Einwohner:innen sehr wohl vertreten, die sie uns vor rund zwei Jahren im Rahmen der Diskussion zum «Masterplan Zentrum Mitte Bahnhof Areal» meldeten. Man darf halt nicht vergessen, es handelt sich hier nicht um eine Stellungnahme einer Bau- und Zonenordung (BZO), bei der jeder seine Wünsche einfach und unkompliziert einbringen kann. Wer am MehrSpur-Projekt etwas ändern will, muss sich die Mühe machen, und sich in die umfangreichen Unterlagen einlesen. Nochmals zurück zu den Chancen, die Einsprachen haben. Was können sie bewirken, wenn sie von der Gemeinde kommen? In erster Linie, dass wir im Gespräch mit der SBB bleiben. Denn solange wir Anliegen haben, ist es für das BAV wichtig, dass wir diese «Man muss den Behörden aufzeigen können, dass das MehrSpur-Projekt Fehler hat.» Philipp Flach mit den Projektplanern besprechen. Sie müssen sehen, wir haben es hier mit einer erstaunlich detaillierten und tiefgehenden Projektvorlage zu tun. Sie wurde nach den Standards der SBB aufgestellt. Wenn wir nichts monieren, wird das Ganze so ausgeführt, wie auf dem Papier – verhindern lässt sich das Projekt ja ohnehin nicht. Nun verhandeln wir eigentlich über – durchaus relevante – Details. Über Funkmasten, die schmaler gemacht werden sollen. Über die Begrünung von Stützmauern. Über Nischen, in denen Pflanzen wachsen können, die aber in der vorliegenden Planung noch nicht berücksichtigt sind. Wie sieht es im Bereich der Aufwertung von Grünflächen auf Gemeindegebiet aus? Gibt es denn überhaupt Platz, um solche Flächen als Kompensation zu schaffen? Wir haben keine zusätzlichen Flächen, die wir bepflanzen können. Das Grün, das bei uns durch den Bau abhanden kommt, wird bei Winterthur aufgewertet – was uns aber natürlich nichts bringt. Dafür wird der Tunnel für die Trassenunterquerung bei der Unterführung Bahnhofstrasse begrünt. Worüber einige Leserbriefschreiber:innen auch immer wieder skeptisch sind, ist die Bautätigkeit. Vor allem, die damit verbundenen Emissionen und Einschränkungen besorgen die Leute. Auch da sind wir von der Gemeinde aus aktiv und schauen genau hin. Etwa, wenn es um die Parkplätze und den entstehenden Bauverkehr geht. Gerade auch das Thema von Ausweichparkplätzen beschäftigt uns. Wir haben viel über negative – oder zumindest du diskutierende – Punkte gesprochen. Welche positiven Folgen hat MehrSpur aus Ihrer Sicht? Erstens, dass der öffentliche Verkehr dadurch grundsätzlich gestärkt wird. Zweitens, dass der leidige Bahnübergang durch eine Unterführung abgelöst wird. Und drittens, dass eine sichere neue Veloroute entlang der Gleise zwischen Dietlikon und Winterthur entsteht. Sie kostet uns nichts, sondern wird vom Kanton finanziert. Wie sieht der Zeitplan aus? Bis Ende Juni kann man nun noch Einsprache erheben. Danach beginnt die nächste Phase, die Baukostenberechnung der kommunalen Mehranforderungen. Dietlikon will im Rahmen des MehrSpur- Projekts ja ein zusätzliches Trottoir und eine unterirdische Velostation bauen. Dazu brauchen wir eine neue, genauere Kosteneinschätzung. Und auch für den neuen Bushof Ost wollen wir eine Lösung realisieren, sodass die Busse vor der Unterführung Mitte halten werden statt abseits bei der Badi. Der nächste Schritt ist dann das Plangenehmigungsverfahren, das beim BAV rund eineinhalb Jahre in Anspruch nimmt. Heisst das, Baubeginn wäre 2026? Ja, und 2033 sollte die Anlage erstellt sein, sodass sie ein Jahr später in Betrieb genommen werden kann. Fragen zum MehrSpur-Projekt können an mehrspur@sbb.ch gestellt werden. Unter www.mehrspur.event.sbb.ch stehen Unterlagen zur Verfügung. Video des Infoanlasses https://mszw-dietlikon-2023. event.sbb.ch/

Kurier Nr. 23 8.6.2023 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen / Dietlikon 3 Die Lange Nacht der Kirchen Eine nächtliche Reise durch spirituelle Welten Wer kam, durfte einen speziellen Abend erleben. Die «lange Nacht der Kirchen» gab ihr Debut am letzten Freitag. In Dietlikon, Wangen und Brüttisellen haben die Kirchen ihre Türen geöffnet und kulturelle Vielfalt gezeigt. Besucher erhielten einen Eindruck von dem, was alles heutzutage in der Kirche möglich ist. Man konnte der Kultur frönen aber auch den Glauben leben. Oliver Schmid Die Nacht begann schon am frühen Abend um 18 Uhr in der gut besuchten reformierten Kirche in Wangen. Das die erste Station der verschiedenen Events, die übrigens alle kostenlos waren, speziell auf die kleinen Zuschauer ausgerichtet ist, war an den Decken und vielen Kissen bei der Orgel und dem Altar unschwer zu erkennen. Der Pfarrer und Autor Bruno Waldvogel-Frei erzählte mit Humor und Scharfsinn die abenteuerliche und unterhaltsame Geschichte von einen Orgelpfeifendieb mit dem Namen Fritz. Unterstützt wurde er bei seiner Geschichte durch die Organistin Nina Roth mit ihrem eindrucksvollen Spiel auf der Orgel. Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen waren von den Erzählungen des «Fascht e Familie» Autors amüsiert und hörten seiner Geschichte gespannt zu. Auf zur nächsten Veranstaltung Wer dem nächsten Happening folgen wollte, musste sich sputen, denn gut eine Stunde später fand im Gsellhof Brüttisellen der nächste Eventteil der «langen Nacht der Kirchen» statt. Auch diese Location war gut besucht, freie Plätze waren Mangelware. Wer eine Stärkung brauchte, konnte sich von den bereit gestellten Leckereien der Organisation Äss-Bar, einem Unternehmen, das sich gegen Foodwaste einsetzt, verpflegen. Brot und Backwaren vom Vortag, die normalerweise vernichtet werden, wurden ansprechend präsentiert. Dem schönen Buffet konnte praktisch niemand widerstehen, die Besucher griffen kräftig zu. Manch einer konnte es kaum glauben, dass diese Lebensmittel eigentlich für die Entsorgung bestimmt waren. Aber es ging ja nicht nur um Kulinarik. Mit grosser Spannung wurde der Preacher Slam von Franziska Kuhn Häderli erwartet. Wortgewaltig begann sie ihre Performance. Geistreich und witzig überzeugte die Basler Pfarrerin mit ihrem charmanten Bärndütsch Poetry Slam. Schnell hatte sie das Publikum auf ihrer Seite. Mit dem Velo ging’s weiter Wie in der letzten Ausgabe des Kuriers zu lesen war, empfahlen die Organisatoren, für den Wechsel zwischen den verschiedenen Stationen das Velo zu benutzen. Wer also die dritte Station der «Langen Nacht der Kirchen nicht verpassen wollte, musste sich nach dem Auftritt rasch auf den Sattel schwingen und in die Pedale treten, denn die folgende Station befand sich in Dietlikon. In der Kirche Wangen las Autor Bruno Waldvogel-Frei auch für Kinder. Im Gsellhof berührte Franziska Kuhn Häderli mit Poetry Slam. (Fotos os) Geboten wurde von der Freien Evangelischen Gemeinde im Bertea Dorftreff als nächstes ein echter musikalischer Leckerbissen. Wohltuende Klänge Andrea Nydegger ist ein musikalisches Multitalent. Die Sängerin, Komponistin, Gesangspädagogin und Chorleiterin und hat bereits ein eigenes Album veröffentlicht. Wer davon ausging, dass die ausgebildete Jazz-Musikerin mit ihren Musikern sich lediglich auf ein Genre konzentriert, durfte sicher überrascht worden sein. Während des einstündigen Konzerts waren diverse Stilrichtungen wie Soul, Funk und Pop zu hören. Die Sängerin sagt, ihre musikalische Inspirationsquelle sei ihr christlicher Glaube. Diese spirituelle Komponente machte sich dann auch während ihres Konzerts bemerkbar, denn nicht selten verwandelten sich ihre Worte zu gesungenen Gebeten. Alles in allem gab es eine Stunde wohltuender Klänge. Humor darf nicht fehlen Vom Dorftreff aus war die Reise dann nicht mehr weit in die reformierte Kirche Dietlikon. Dort konnte man sich, wie auch bei den anderen Events davon überzeugen, dass heutzutage in der Kirche Humor durchaus zugelassen wird. So durfte beim Auftritt des Cabaret Chilemüüs geschmunzelt werden. Vorgetragen wurde das Stück «Ein Notfall? – Die Kirche im Spitalbett» von Daniela Jerusalem (Seelsorgerin im Pflegezentrum Rotacher), Edith Bodmer-Götte und Andres Boller, der übrigens das Stück auch geschrieben hat. Noch ein letztes Mal durften die Besucher die Location wechseln, denn als Abschluss fand in der katholischen Kirche in Dietlikon mit dem Cäcilienchor ein Gottesdienst im Stil einer Taizé Feier statt. Für diesen Event wurden extra viele Kerzen angezündet, mehrstimmige meditative Lieder und Texte waren zu hören. Taizé ist ein kleiner Ort im Osten Frankreichs. Bekannt wurde er wegen der dort stattfindenden Treffen der Gemeinschaft von Taizé, ein christlicher Orden, der ein Zusammenschluss von Männern ist, die versprochen haben, für Gott zu leben und zu arbeiten. Zum Abschluss gab es auf dem Kirchenplatz ein Feuer inklusive einem Schlummertrunk. Man kann den Organisatoren zu einem solch vielfältigen Programm nur gratulieren. Die «lange Nacht der Kirchen» war ein aussergewöhnliches Event, das die Besucher in seinen Bann zog. In einer einzigen Nacht öffneten unsere Kirchen ihre Pforten und luden dazu ein, eine ganz besondere Reise durch spirituelle Welten zu unternehmen. Sie war jedoch nicht nur für Gläubige gedacht. Sie sprach Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe an, die neugierig sind und vielleicht den Wunsch haben, mehr über die spirituelle Dimension des Lebens zu erfahren. Die Kirche hat sich letzten Freitag von einer spannenden Seite gezeigt. Man darf auf die nächste Ausgabe der «der Langen Nacht der Kirchen» gespannt sein, denn dies ist eine interessante Möglichkeit, die religiöse und kulturelle Geschichte unserer Region kennenzulernen.

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