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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon Kurier Nr. 2 12.1.2023 Ein heiterer Brauch, der zu uns kommt: Christbaumweitwurf. (Fotos ac) Gestellt wurde der Christbaum in jeder Kategorie von der Feuerwehr. So gab es einen grossen Christbaum für die erwachsenen Werfer, einen Minichristbaum für die ganz Kleinen und für die Jugendlichen den 1-Meterchristbaum. Erlaubt war jede Wurfart. Hauptsache der Christbaum fliegt. Egal, ob über Kopf geschleudert, mit der Spitze oder dem Stamm voran. Und wie dieser fliegt: Die Kinder üben sich in Dauerschleife. Mit verschwitztem Haar wird immer wieder ausprobiert und geworfen. Die ganz Kleinen benötigen da schon etwas mehr Unterstützung von Mama und Papa: Schüchtern wird der Baum erst einmal zögerlich angefasst. Einige Nadeln picksen und eigentlich ist der Baum ja doch so gross. Doch mit viel gutem Zureden fliegt er dann doch noch kurz durch die Luft. Anders die Erwachsenen: Da wird der Christbaum kraftvoll in die Hand genommen, geschaut, ob Kopf oder Spitz voran, ob gedreht oder geschleudert. Nach vielem Überlegen ist dann manch einer ein wenig enttäuscht, wenn die Flugphase nur einen kurzen Augenblick währt und der Baum nach knapp zwei Metern wieder landet. Doch die meisten sehen es als Gaudi an und freuen sich am Wetter und der guten Stimmung. «Das ist ein schöner Anlass für die Gemeinde» sagt Marco Baumgartner, der seit vier Jahren in Dietlikon wohnt. «Das Dorf wird so anfangs Jahr geweckt. Man kann sich ein gutes Neues wünschen», sind sich Katja Heiniger und Monika Reuss, Dietlikon, sicher. Für Bernadette Ackermann, die lange in der Pfarrei Dietlikon gearbeitet hat, ist der Anlass vor allem ein «Einsatz mit Kraft»: «Die Feuerwehr stellt sich der Gemeinde vor und kommt zusammen. Das ist eine super Idee von grossartigen Menschen!» Diese grossartigen Menschen haben rund um den Wettbewerb auch Stände für Speis und Trank aufgebaut. Es hat Bratwürste, Cervelat, selbstgebackenen Kuchen, Kaffee, Glühwein, Punsch und Süssgetränke. Letzteres ist insbesondere bei den Kindern und Jugendlichen gefragt. Denn für jeden mitgebrachten Christbaum gibt es einen Gutschein für ein Süssgetränk. In kleinen Gruppen sind deshalb immer wieder Jugendliche unterwegs, die Christbäume aus der Umgebung abgeben. Die Feuerwehr freut sich, denn nun kann sie laut Stefan Dangel immer wieder zeigen, wie sich Bäume sehr rasch entzünden und kann präventiv auf die Gefahren aufmerksam machen. Christbaumverbrennen: Es knistert und brennt In einer extra abgesperrten Zone verbrennt die freiwillige Feuerwehr die mitgebrachten Christbäume. Es knistert und raucht bei manch einem Christbaum wie verrückt. Dass dies gefährlich ist und zu Hause zum Brand führen kann, zeigt die Feuerwehr in zwei Demonstrationen. Die Erklärungen liefert Stefan Dangel über Handmegafon: «Die Christbäume sind im Januar bereits sehr trocken, weil sie meist Ende Oktober geschlagen werden. Insbesondere die oberen Zweige entzünden sich dadurch sehr schnell.» So braucht es nur wenige Augenblicke, und aus wenigen Flammen entsteht ein grosser Brand. Die Besucher sind fasziniert, aber auch überrascht von der Feuerskraft. Täglich nass machen Stefan Dangel rät deshalb, die Christbaumäste mindestens einmal täglich nass zu machen. Löschen sollte man nur so lange, wie sich jemand sicher fühlt. «Alarmieren Sie lieber einmal zu früh als zu spät bei einem Christbaumbrand», sagt Stefan Dangel, «innerhalb von zehn Minuten sind wir da.» Gegen 16 Uhr neigt sich der Anlass langsam dem Ende zu. Die freiwillige Feuerwehr hat rund 30 bis 40 Christbäume verbrannt. Manch einer wird den CO 2-Ausstoss vielleicht kritisieren. Stefan Dangel hält diesen im Vergleich zu Autostaus aber immer noch sehr gering. Hingegen ist er stolz auf die heutige Leistung der Feuerwehr Dietlikon: «Alle waren begeistert dabei und wir haben viele dankende Rückmeldungen der Besucher zu diesem Anlass erhalten.» Eine hervorragende Leistung zeigte aber nicht nur die Feuerwehr. Bei den Erwachsenen gewinnt André Gercke mit einem Christbaumweitwurf von 5.50 Metern. Bei den Kindern wirft Nico Baumgartner (10 Jahre) stolze 5 Meter weit. Die Sieger freuen sich über eine Löschdecke oder einen Regenschirm. Insgesamt konnten sich rund 150 Besucher «es guets Neues» wünschen. Das Knutfest in Schweden Im Jahr 2003 richtete der FC Wacker Weidenthal zum ersten Mal ein Knutfest nach schwedischem Vorbild aus. Vier Jahre später wurde in Weidenthal die erste Weltmeisterschaft; in dieser Sportart veranstaltet, an der sich etwa 40 Wettbewerber beteiligten. In der westirischen Stadt Ennis findet seit 2012 alljährlich im Januar die «Irish Christmas Tree Throwing Championship» statt. (Quelle: Wikipedia, ac) Die Feuerwehr sucht Mitglieder Rund 70 Einsätze fährt die Feuerwehr Dietlikon jährlich. Neue Mitglieder sind gesucht und herzlich willkommen. Wer im 2023 noch aktives Mitglied werden will, jetzt gleich umgehend melden. Kommandant Stefan Dangel nimmt gerne Anrufe oder Mails entgegen 079 370 80 09 und stefan.dangel@dietlikon.org

Kurier Nr. 2 12.1.2023 Dorfspiegel Dietlikon 3 «Claire alleene» Ernsthaftigkeit Humor und eine Brise Leichtigkeit Fragen, die man sich im Leben stellen sollte, spielten im Kulturtreff in Dietlikon am Wochenende eine zentrale Rolle: Judith Bach spielte als Claire in «Claire alleene». Begleitet wurde das Stück von Gesang und Klavier – von ihr selbst. Glynis Cerneaz Es ist Freitagabend und der Theatersaal im Kulturtreff Dietlikon beginnt sich zu füllen. Judith Bach, die Schauspielerin des Stücks, hat schon als Kind gern geschauspielert und wusste bereits damals, dass die Bühne ihre Berufung ist. Seit einer Weile schon ist die 40-jährige nun in der Kleinkunstszene unterwegs. Judith Bach, die bereits seit über zehn Jahren in der Schweiz lebt, kommt ursprünglich aus Berlin. Dies lässt sie in ihrem Akzent der Rolle als Claire klar erkennen. Das Theaterstück «Claire alleene» handelt vom Sinn und Unsinn des Lebens und von dem Verhältnis zwischen Claire und ihrer Grossmutter, die sie «Oma Fritz» nennt. Claire nimmt uns mit auf eine philosophische Reise in die Vergangenheit, wobei ein Bild von der Beziehung zwischen ihr und der Grossmutter gemalt wird. Dabei verbindet die Schauspielerin gekonnt Humor mit Ernsthaftigkeit und Emotionalität. Im einen Moment muss man laut auflachen, im nächsten sind die Gäste gerührt. «Oma Fritz sah aus wie ich, nur in Falten», beschreibt Claire und Gelächter bricht aus. Claire sei ihrer Grossmutter sehr ähnlich, denn auch sie hatte es faustdick hinter den Ohren. Das Publikum erfährt, wie Oma Fritz beispielsweise immer die Hausaufgaben für ihre Enkelin erledigt und morgens ihren Mund mit Schnaps gegurgelt habe statt mit einer regulären Mundspülung. Das Theaterstück wird immer wieder durch Gesang und Klavier bereichert. Dabei stellt der Kurier fest: Die Judith kann nicht nur schauspielern, sie ist zu allem Überfluss auch ein Talent in Gesang und Klavier! Die selbstgeschrieben Stücke amüsieren die Gäste und geben der Schauspielerei das gewisse Etwas. Oma Fritz, so erzählt Claire, habe sich immer darüber gefreut, wenn sie ihr ein Stück auf dem Klavier vorgespielt habe. Sie war es auch, die Claire dazu ermutigt hat, auf die Bühne zu treten. Fragen über Fragen Während Claire immer wieder ganz lässig auf das Klavier klettert und sich drauf setzt, liest sie aus ihrem Tagebuch vor, welches sie als Kind geschrieben habe. Claire hat sich schon immer mit philosophischen Fragen des Lebens befasst. Ganz stark befasst sie sich mit der Frage, was man wählt, was man wählen soll. Und was man wählt, was man wird. Was zum Beispiel wählt man, wenn man die Wahl hat zwischen Bad putzen und Keller aufräumen – welche Serie schaut man dann? Oder was zählen Schafe, wenn sie nicht schlafen können? Dies sind die wahren Fragen, die man sich im Leben stellen sollte. So banal und ulkig diese Fragen auch klingen mögen, so regen sie dennoch zum Überlegen an. Der natürliche Lauf des Lebens So wie sich Claire all diese wichtigen Fragen stellt, kam auch die Frage nach dem Laufe des Lebens auf. Je älter Claire’s Grossmutter wurde, desto vergesslicher wurde sie. So frech und jung wie die Oma Fritz aber im Herzen war, liessen sie und Claire es sich nicht entgehen, ihr hohes Alter zu spassigen Zwecken zu nutzen. So spielten Claire und ihre Grossmutter beispielweise regelmässig in der Öffentlichkeit «demente Oma» und belustigten sich gemeinsam über die Reaktionen anderer Personen. Plötzlich wird die Stimmung wieder ernst und emotional. Im Theatersaal wird es ganz still. Oma Fritz wurde älter und Claire betete jeden Tag zu Gott, er möge sie ewig leben lassen. Je mehr ihre Grossmutter alterte, desto vergesslicher wurde sie. Gott habe Oma Fritz schlussendlich doch zu sich geholt. Claire habe ihm aber verziehen, schliesslich sei «er jetzt an der Reihe, die Oma Fritz für sich zu haben». Judith als Claire, Claire als Judith Während des ganzen Stücks fragt man sich, was Fiktion und Realität ist. Judith und Claire lassen sich als Person kaum auseinander halten, ja sie verschmelzen förmlich zu ein und derselben Figur. Nach der Vorführung gab es in einem der Räumlichkeiten im Kulturtreff ein Geplauder mit Snacks und Getränken, wozu sich auch Judith Bach gesellte. Der Kurier ergreift die Chance und stellt die wohl am brennendste Frage: Gab es Oma Fritz wirklich? Judith Bach gesteht dem Kurier, dass es sie tatsächlich gegeben hat. Zwar stimme nicht alles von den Geschichten, vieles sei auch dazu gedichtet. Zwar war die Grossmutter tatsächlich dement, sie und Judith haben daraus aber nie Spiele gemacht. Der Kern der Geschichte – nämlich die innige Beziehung zwischen Oma Fritz und Claire – sei aber wahrheitsgetreu.

Gemeindezeitung Kurier