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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon Kurier Nr. 47 24.11.2022 Faszinierende Einblick in die Kunst Celestino Piattis: ein Ausstellungsbesuch. (Fotos os) Die beiden verwalten den Nachlass von Celestino Piatti im Rahmen des Vereins «Celestino Piatti – Das visuelle Erbe». Piattis umfangreicher Nachlass, der sich in einer Lagerhalle in Grellingen in Baselland befindet, wurde für die Dietliker Sonderausstellung geöffnet und so gab es diverse Exponate zu bestaunen, die einen Bezug zur Gemeinde hatten. Zu sehen waren aber auch Originalentwürfe und Druckvorlagen von bekannten dtv- Buchumschlägen, Werbeplakaten, Grafiken und Skulpturen, ergänzt mit Filmausschnitten und Fotografien. Ein Blick aufs Buch Ebenfalls wurde das Buch «Alles was ich male, hat Augen» vorgestellt, ein opulenter Bildband, der ebenfalls zum 100. Geburtstag entstand. Darin findet man bekannte Werke von Celestino Piatti, aber auch bislang unentdecktes. An der Vernissage erfuhr der Zuhörer, in der Ansprache von Gemeindepräsidentin Edith Zuber, dass viele Kunstwerke von Celestino Piatti in Dietlikon vorhanden sind. Es verzieren diverse Werke das Gemeindehaus, so zum Beispiel ein grosses Wandbild im ehemaligen Trauzimmer. Im öffentlichen Raum sind ebenfalls drei grosse Plastiken zu bestaunen. Auf dem Pausenplatz im Schulhaus Fadacher ein roter metallener Lebensbaum, in dessen Stamm drei symbolische Augen zu entdecken sind, der dreidimensionale Stern im Sternenkreisel sowie die Sportlergruppe an der Fassade der Sporthalle Hüenerweid. Bald gibt es einen «Piatti Weg» Zuber verriet auch von Zukunftsplänen. Zum Gedenken an den Künstler und seine Brüder, Alfredo und Bruno, die ebenfalls viel in der Gemeinde bewegt haben, werde der neue Weg von der künftigen Strassenunterführung beim Schwimmbad zum Gemeindehaus auf den Namen «Piatti Weg» getauft. Ein Bildband erzählt Geschichten Im Gespräch mit Barbara Piatti erfuhr der Kurier, dass sie ihren Vater überwiegend als alten Mann erlebt habe. Sie wurde geboren, als er bereits über 50 Jahre alt war. Sie habe ihn damals als mild und grosszügig erlebt. Durch die Arbeit am Bildband über ihren Vater habe sie viele neue Facetten an ihm entdeckt. Nämlich eine wilde Seite, als sie alle Grafiken gesichtet und alte Briefe gelesen hatte: «Da tauchte ein Charakterzug auf, den ich so nicht gekannt habe: Dass er sich auf die Hinterbeine stellen konnte gegenüber Auftraggebern, dass er ganz vehement einsteht für seine gestalterische Überzeugung.» Insofern trifft der Löwe auf dem Cover des Buches «Alles was ich male, hat Augen» auch den Charakter von Celestino Piatti sehr gut. Wild und freundlich könnte über die ganze Lebensspanne betrachtet eine gute Beschreibung sein, meint die Tochter. Bis heute wird Barbara Piatti auf ihren Namen angesprochen. «Was ich da merke, ist, dass immer sehr starke emotionale Erinnerungen hochkommen. Ich glaube, es ist eine Kunst, die die Leute berührt und eben auch erfreut. Vor allem Tiere hat mein Vater gemalt. Tiere als eigenständige Wesen, die dem Menschen etwas zu sagen haben. Er sagte immer: «Die Eule kann alles. Sie kann verliebt, traurig, melancholisch und hässig schauen. Alle Gefühle spiegeln sich – wie auf dem menschlichen Gesicht.» Dietlikons Gemeindepräsidentin Edith Zuber (l.) bei der Würdigung, während Barbara Piatti (m.) durch die Ausstellung führte.

Kurier Nr. 47 24.11.2022 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen 3 Kultur-Kreis Wangen-Brüttisellen Schönholzer spricht mit Schönholzer über Schönholzer Am Mittwochabend des 16. Novembers gab es im Restaurant Sternen in Wangen erneut eine Sternennacht: Der Liedermacher Markus Schönholzer zeigte sein neues Mundart-Soloprogramm «Schönholzer & Schönholzer». Wer wollte, konnte davor ein feines Nachtessen aus der Sternenküche geniessen. Yvonne Zwygart Der Sternensaal war mit etwa 40 Besuchern recht gut besucht für einen Abend unter der Woche. Peter Baeriswyl vom Kulturkreis Wangen-Brüttisellen begrüsste das Publikum herzlich und man merkte ihm die Vorfreude über das bevorstehende Programm an. Der Künstler des Abends ist nicht nur Sänger, welcher sich auf der Gitarre selbst begleitet. Er ist darüber hinaus auch Songwriter und hat bereits für namhafte Grössen wie Ursus und Nadeschkin, Bliss oder die Acapickles komponiert. Nicht zuletzt hat er die musikalische Einrichtung für das in den vergangenen Wochen im Theater 11 in Zürich-Oerlikon über die Bühne gegangene Musical «Oh läck du mir!» fabriziert. Mit der Gitarre in der Hand sprang Schönholzer leichtfüssig aus der Mitte des Publikums auf die Bühne hinauf. Der hochgewachsene Sechzigjährige postierte sich in ihrer Mitte und zog sich für das erste Lied eine Papiertüte über den Kopf. So ausgestattet, fing er darunter mit leiser Stimme zu singen an. Er nannte seine Verkleidung «Pro- Sack» versus «Contra-Sack» und man merkte bald einmal, worum es Schönholzer ging. Schönholzer versus Schönholzer Denn er ist sozusagen in zweifacher Ausfertigung gekommen. Immer mal wieder den Standpunkt auf der Bühne wechselnd, unterhielt Schönholzer sich mit seinem zweiten Ich und liess so die Moderation entstehen. Seine melodiösen Songs dienten ihm dazu, den Sorgen des Alltags eine Gestalt zu geben. Mit ihnen erzählte er Geschichten, deren Inhalte ihm beim Nachdenken über das eine oder andere so zugeflogen sind. Somit ist der Alltag eigentlich seine Schatztruhe. Schönholzer sorgte sich um Finanzielles wie das teure Swisscom-Abo und über Profanes wie den WC-Bäse- Ständer, aber auch über Weltbewegendes wie über Beziehungen, die fulminant beginnen und im Frust enden. Da gibt es keine Grenzen, Sorgen gibt es an jeder Ecke gratis zu haben. Aber auch Heiteres findet in seinen Songs Niederschlag, oder die bittersüsse Mischung aus beidem. Man kann Schönholzer nicht so leicht einem Genre zuordnen, und vermutlich möchte er genau das. Irgendwie erinnerte Schönholzer mit seiner Gitarre und seiner Haltung an den unvergessenen und genialen Schweizer Sanges-Künstler Mani Matter, der im November 1972 – also vor genau 50 Jahren – auf der A1 Richtung Horgen tödlich verunglückte. Lieder machen aus dieser Welt eine bessere Der feinsinnige Künstler betrübte sich über vielerlei Dinge, die unserer wunderbar schöngeschaffenen Welt so zusetzen und meinte, vielleicht würde das Liedersingen ein wenig helfen, diese «e bizz» besser zu machen. Er fand auch, das Lachen könne ausserdem dabei helfen. Er hatte dem Publikum daher ein «Smilen» mitgebracht. Das präsentierte er nun, so gut er von einem zum anderen Ohr lächeln konnte. Seine Meinung dazu war, dass das Lachen aus drei Modulen, beschrieben in seinem Buch mit dem Titel «Lachen Heute», bestünde: Aus erstens einem «Haha», dann aus zweitens einem «Hoho» und aus drittens dem «Hihi». Man solle doch auch öfter einfach einmal dümmlich vor sich hin grinsen. Das sei nämlich gut für den Körper, der daraufhin Glückshormone produziere. Nach dieser Lanze, gebrochen für das Lachen, ging es weiter mit einem Lied über Gefühle. Er drückte melodiös aus, dass emotionale Männer nicht immer wüssten, «woaane mit de Gfüehl» und dass dieser Zustand sehr problematisch werden könne. Seine Lieder sprechen Bände: Markus Schönholzer. (Foto zvg) Was haben Ehe und Tarifverbund miteinander zu tun? In diesem Zusammenhang verglich er die Ehe zwischen Mann und Frau mit einem Tarifverbund: Die Frau gibt den Tarif durch. Beide zusammen seien der Tarif-Verbund, welcher bestimme: «Bis da aane dörfsch und ned wiiters!» Er jedenfalls ginge mit seiner Frau ganz romantisch samstags in den DO IT. Und es klang herzig, wie er da so mit «fiiner Stimm» sang und der verloren gegangenen Romantik in der Beziehung nachspürte. Sie gingen nach vielen Jahren Ehe also noch immer samstags ganz romantisch in den DO IT. (DO IT heisst ja: «Tu es!».) Zu seinem fünfzigsten Geburi lud er alle seine Freunde ein, mit ihm eine Bootsfahrt zu unternehmen. Aber nicht auf einem Gewässer, sondern – darunter. Und schon sang er, abwechselnd mit dem Publikum, den altbekannten Beatles-Song vom «Yellow Submarine». Dazwischen berichtete er vom Dichtestress während der Bootsfahrt und am Ende davon, dass er nun keine Freunde mehr habe. Vor der Pause erklang noch ein ökologischer Song, Dieser war gemäss Schönholzer CO 2-neutral und hatte nur drei Kalorien. Inhaltlich wäre er weder für noch gegen irgendetwas. Er stosse nicht auf, habe den Rhythmus der Leere und seinen Peak – also den Höhepunkt – auf dem «Nüüt». So läutete er mit nichts Bestimmtem die Pause ein. Und wie kamen die Songs beim Publikum an? Als Dessert gab es ein leichtes Tiramisu mit feinen Orangenschnitzen. Eine Viertelstunde Plaudereien mit den Nachbarn über das eben Gehörte liessen neugierig auf die zweite Hälfte werden. Zeit für eine Umfrage: Wie gefiel es dem Publikum? Eine Dame meinte, Schönholzers Lieder könne man gut anhören. Sie seien nicht so lang und nicht langweilig, wenn auch ein wenig melancholisch. Eine andere Zuhörerin fand das Dargebotene deswegen faszinierend, weil die Texte so schön aus dem Leben gegriffen wären. Insgesamt freute man sich darüber, dass Schönholzer so «cheibeguet» Gitarre spielen konnte und dazu auch noch wohltönend zu singen vermochte. Auch die Moderation wurde interessant gefunden, war doch der eine Schönholzer einer der eher langsameren Sorte Schweizer und der zweite hingegen recht zackig unterwegs. Da waren die Reibereien vorprogrammiert. Ein Zuhörender meinte, der Künstler habe sich furchtbar gesuhlt im Elend, das sei ihm aufgefallen. Dabei hat jedes Ding bekanntlich zwei Seiten und jedes Schlechte hat irgendwo doch sein Gutes – auch wenn man dies vielleicht auf den ersten Blick nicht zu sehen vermag. Schnelle Songs wechselten mit langsameren ab. Wie der grosse Mani Matter liess auch Schönholzer aus scheinbar unscheinbaren Dingen des Alltags ein Lied in Reimen entstehen. Er brachte zum Ausdruck, Sorgen würden verschwinden, wenn man zu Denken aufhöre. Daraus kann man schliessen, dass Sorgen vornehmlich in unseren Köpfen stattfinden. Damit sind sie ein rein gedankliches Problem. Und Gedanken kann man denken – es aber genauso gut auch sein lassen. Ein Tag, der langweilt, ist bei Schönholzer ein «Nüütig» Schönholzer spielte und sang alle seine Songs auswendig. Zum Schluss fragte er in die Runde, ob er eine Zugabe spielen dürfe, was ihm selbstverständlich nicht verwehrt wurde. In seinem letzten Lied nahm er sich fast selbst auf die Schippe. Es hiess: «Du bisch an allem tschuld», denn: Einer muss ja die Schuld an allem Üblen in dieser Welt tragen. Aber das angesprochene Gegenüber – das Publikum – war auch daran «schuld», dass es Schönholzer an diesem Abend gut ging, weil er an diesem Ort sein durfte und jemand seiner Kunst wegen gekommen war. Mit einem «Gueti Nacht» von Seiten des Sängers an sein Abendpublikum ging das Licht aus und der imaginäre Vorhang fiel. Fast so behende, wie er gut anderthalb Stunden zuvor auf die Bühne gesprungen war, sprang er mit seiner Gitarre auch wieder von dort herunter.

Gemeindezeitung Kurier