2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 16 21.4.2022 Gaby Würgler, 59, ist Geschäftsführerin der Sportanlagen Faisswiesen AG und freut sich bereits auf die neue Rutsche. (Foto zvg) Wo liegt für Sie die Grenze des Nervenkitzels? Ich hatte zwar immer gerne ordentliche Bahnen, solche, auf denen man auch etwas erlebt. Doch die Rutschen, die ich in einer Badi im Rahmen einer Kalifornien-Reise entdeckte, waren mir dann doch zu wild. Bei diesen sogenannten Freefall-Rutschen klettert man auf eine Plattform. Was geschieht danach? Die Türe wird hinter einem geschlossen. Plötzlich bricht der Boden unter einem weg und man saust zunächst senkrecht in die Tiefe, bis der Schwung irgendwann in der Röhre kanalisiert und gebremst wird. Das ist mir dann schon eine Spur zu heftig. Auf diese Erfahrung habe ich verzichtet. (lacht) Ganz so wild ist die Rutsche nicht, die Ihnen für das aqua-life vorschwebt. Nein, und es handelt sich dabei ja auch um eine ganz andere Art von Rutschbahn. Dass es eine braucht, ist gewiss. Denn meiner Meinung nach ist das Wasser in einer Badi nicht nur zum Schwimmen da. Wie meinen Sie das? Ein Becken kann auf verschiedene Arten genutzt werden. So trainiert beispielsweise die Kanu-Polo-Nationalmannschaft bei uns. Bevor deren Sportlerinnen und Sportler zu uns kamen, kannte ich diese Disziplin nicht. Aber es ist spannend zu beobachten, wie die Teams mit ihren Booten bei uns einwassern und dabei auf zwei an der Decke hängende Tore spielen. In diese müssen die Bälle geschossen werden. Aber auch die Action für die regulären Besucherinnen und Besucher in einem Schwimmbad darf nicht zu kurz kommen. Sprechen Sie damit auf die Rutschen an? Jedes Freibad muss eine haben. Das gehört einfach dazu, das finde nicht nur ich, sondern alle, die in der Bäderbranche tätig sind. Da wir uns als Familienbad positioniert haben, ist dieses Angebot besonders wichtig. Eltern sollen mit ihren Kindern rutschen und ihnen dabei die Hand reichen können, wenn die Kleinen Angst haben. Genau eine solche Rutsche wollen wir haben. Was ist mit der Bisherigen? Sie ist alt und die Witterung hat im Laufe der Jahrzehnte ihre Spuren an ihr hinterlassen. Zudem ist die alte Rutsche für die Jugendlichen nicht attraktiv. Daher haben wir beschlossen, uns nach einer anderen Variante umzusehen. Doch das kostet. Inwiefern greifen Ihnen die Kuriergemeinden unter die Arme? Dietlikon hat im letzten Jahr – wie viele andere Gemeinden auch – einen Jubiläumsbonus der ZKB erhalten. Im Rahmen der Gemeindeversammlung hat das Dietliker Stimmvolk beschlossen, einen Teil dieses Geldes in eine neue Rutschbahn zu investieren. Die 150 000 Franken würden verwendet, um eine etwas attraktivere, neue Rutsche als die bisherige zu installieren. Doch wir wünschen eben einen cooleren Ersatz, der auch die Jugendlichen anspricht. Dafür reicht das Geld nicht. Darum haben wir ein Crowdfunding und einen Sponsoren-Aufruf lanciert. Sind Sie eifersüchtig auf Gemeinden wie Kloten, die im Freibad eine «Rakete» mit mehreren teils spektakulären Rutschen und einem Turm installiert haben oder die Gäste mit Sprudelbad empfangen wie Opfikon? Auf keinen Fall! Ich fände es falsch, wenn wir Badis uns gegenseitig kopieren. Am Ende haben dann alle dasselbe Angebot und es gibt einen Einheitsbrei. Wer etwas bieten und Erfolg haben will, muss sich positionieren, in unserem Fall wie gesagt als Familienbad. Als solches kommen beispielsweise Rutschen nicht in Frage, auf denen man stehend ins Wasser gleitet. Das wäre für die kleinen Kinder nichts. Die Dreifachrutsche «Racer» hingegen, die wir anstreben, wird unserem Bad gerecht. Im Übrigen ist im aqua-life seit bald 20 Jahren ein Aussensprudelbecken installiert und ist für alle Gäste eine willkommene Abwechslung zum Schwimmen. Genügt die Dreifachrutsche auch den Ansprüchen der Jugendlichen? Ja, denn sie erlaubt es, dass sie sich beim Rutschen messen – das ist ein wichtiger Aspekt in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Vom «Racer» hätten somit alle etwas. Das haben mir Jugendliche sogar mehrfach bestätigt. Inwiefern? Ich habe sie in der Jugi besucht. Auf die Frage, was unsere Badi attraktiver machen würde, kam immer sofort das Thema Rutschbahn. Und zwar unabhängig voneinander. Natürlich gab es auch Visionen, bei denen ich schmunzeln musste. Jemand wünschte sich gleich drei Rutschbahnen. Ein anderer sagte, zehn Meter müsste eine Rutsche schon hoch sein. Und es brauche einen Lift, um auf die Plattform zu gelangen! Wieder ein Jugendlicher drückte mir einen Franken in die Hand, mit dem Hinweis, «das ist schon mal der erste Beitrag an eine neue Rutsche». Wie haben Sie reagiert? Ich fand das natürlich sehr herzig. Doch ich habe ihm den Franken zurückgegeben und erklärt, dass es mehr Sinn macht, ihn dann im Rahmen des Crowdfundings einzusetzen – vielleicht ja noch mit einem zweiten Franken (lacht). Das Bedürfnis nach einer neuen Rutsche ist also vorhanden. Wie lässt es sich verwirklichen? Die Zeit eilt. Ab dem 1. September wird das Aussenbad renoviert, damit wir am 1. Mai 2023 hoffentlich wie geplant wiedereröffnen können. Das heisst aber, dass wir Ende Mai spätestens eine neue Rutsche bestellen müssten. Denn das braucht Vorlauf, ein solches Teil muss ja auch erst geliefert werden. Wieviel Geld müssen Sie bis dahin sammeln? Wir brauchen zusätzliche 290 000 Franken. Es wäre schön, wenn wir Sponsoren fänden und den Betrag durch zusätzliches Crowdfunding erreichten. Und was passiert, wenn Sie das nicht schaffen? Dann wird einfach die Rutsche, die wir jetzt haben, ersetzt. Attraktiv als Familienrutsche wäre diese Variante natürlich nicht. Man würde die Chance verpassen, aus der Badi ein Familienbad zu machen, das diesen Namen wirklich auch verdient. Was ist mit dem Beitrag der Gemeinde Wangen-Brüttisellen, von wo ja auch viele Leute in die Badi kommen? Dort hat man sich dafür ausgesprochen, das ZKB-Geld anderweitig zu investieren. Das ist selbstverständlich völlig legitim. Das soll uns aber erst recht anspornen, das Geld zusammen zu bringen. Sonst mache ich mir am Ende Vorwürfe, ich hätte es nicht versucht. Was haben Sie vor? Neben Crowdfunding und unzähligen Gesprächen mit potenziellen Sponsorinnen und Sponsoren planen wir Aktionen, um die Jugendlichen einzubinden. Wenn sie sich für etwas eingesetzt haben, schätzen sie das Resultat umso mehr. Wenn wir einfach eine teure Rutsche ins Bad stellen würden, würde womöglich vielen der Bezug dazu fehlen. Zudem macht es doch stolz, wenn man erfolgreich für etwas gekämpft hat.
Kurier Nr. 16 21.4.2022 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen 3 Angeregte Gespräche und Informationen aus erster Hand: Informationsaustausch im Gsellhof. (Fotos mh) Gewerbe trifft Gemeinderat Gewerbe und Gemeinde müssen zusammenarbeiten Wie schon seit vielen Jahren Tradition, trafen sich die Mitglieder des Gewerbevereins sowie VertreterInnen weiterer Unternehmen der Gemeinde letzte Woche. Der Kurier war im Gsellhof Brüttisellen beim Informationsaustausch dabei, der zugleich der Förderung des Kontaktes untereinander diente. Monika Haverkamp Knapp 50 Interessierte waren der Einladung in den Gesellhof gefolgt. Schon bevor das offizielle Programm startete, bildeten sich im Saal überall kleinere Gruppen, in denen man sich angeregt unterhielt. Die beiden vorrangigen Ziele – Informationsaustausch und Kontaktförderung – waren somit schon erreicht. In ihrer Begrüssung betonte Gemeindepräsidentin Marlies Dürst die grosse Wertschätzung der Gemeinde gegenüber den Gewerbetreibenden. Als Dienstleister, als Anbieter von Arbeitsplätzen und nicht zuletzt als Steuerzahler trägt das Gewerbe massgeblich zum Florieren der Gemeinde bei. Vielfältige Herausforderungen sind zu meistern Danach übernahm Claus Wiesli, Leiter Planung und Infrastruktur, das Rednerpult. Als er seine neue Stelle antrat, prophezeite ihm sein Vorgänger, er könne sich die nächsten Jahre bequem in seinem ergonomischen Bürostuhl zurücklehnen, denn in Wangen-Brüttisellen sei alles gebaut. Für ihn gäbe es eigentlich nichts mehr zu tun. Dass es sich dabei um eine krasse Fehleinschätzung handelte, stellte Claus Wiesli relativ schnell fest. Es laufen zurzeit fünf grosse Projekte, die hohe Anforderungen an die Planung stellen. Wenn die Gemeinde die Zukunft meistern will, müssen die Bedürfnisse aller Bevölkerungsteile soweit wie möglich berücksichtigt werden. Kantonale Vorgaben, Umweltauflagen, Lärmschutz, neue Wohnformen wie zum Beispiel Co-Living (in von MieterInnen gemeinsam genutzten Räumen), bezahlbarer Wohnraum für junge Leute, Freizeitmöglichkeiten, Verkehrsanbindung, ein guter Mix von Wohnen und Gewerbe sind nur einige Aspekte, die bei Bauvorhaben eine Rolle spielen. Begrüssung durch Gemeindepräsidentin Marlis Dürst. Grossprojekt Walder Areal Danach gab Christian Forster, der Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft Walim AG, einen interessanten Einblick in die Entwicklung des traditionsreichen Areals der ehemaligen Schuhfabrik Walder. Die Walim AG entwickelte nach der Schliessung der Schuhfabrik das Fabrikareal über die Jahre hinweg mit vielen Um- und Neubauten zum Walder Areal. Seit fast 40 Jahren ist es das wichtigste Büround Gewerbezentrum der Region. Nun will die Familie Walder ein neues Kapitel aufschlagen. Die geschichtsträchtigen alten Backsteinbauten aus der industriellen Zeit werden weiterhin das Bild prägen. Sie werden in eine einheitliche Arealplanung integriert. Diese hat zum Ziel, einen Lebensraum zu schaffen, der allen offen steht. So soll ein öffentlich zugänglicher Quartiersplatz und umliegende Parkanlagen Raum für Begegnungen und Erholung bieten, neue Wohnformen sollen ein Miteinander der Generationen ermöglichen und auch Raum für neue Gewerbe wird geboten. Das SMK ist ein wichtiger Pfeiler bei der Planung. Claus Wiesli erläuterte kurz, mit welchen Fragen sich ein SMK befasst: Welche Wohn- und Freizeitqualitäten bietet die Gemeinde? Welche Qualitäten bietet Wangen-Brüttisellen ganz allgemein? Welche ZuzügerInnen wünscht man sich? Für wen soll die Gemeinde attraktiv sein? Stärke dank Zusammenschluss Danach ergriff der Präsident des Gewerbevereins, Joe P. Stöckli, das Wort. Er nahm kurz Bezug auf die Coronakrise, in der deutlich geworden sei, wie wichtig es ist, sich zusammenzuschliessen und so seinen Anliegen mehr Gewicht zu verleihen. Ein wichtiges Anliegen war Stöckli die Förderung des Handwerks. Der Jugend mangle es an Perspektiven. Er bedauerte den eklatanten Lehrstellenmangel in Wangen-Brüttisellen, mehr SchulabgängerInnen müssten für handwerkliche Berufe begeistert werden, schliesslich gäbe es nicht nur Studium und IT-Branche. Um diesem Negativtrend entgegenzusteuern, führt der Gewerbeverein Berufswahlveranstaltungen für Eltern und einen Berufswahlparcours für Schüler und Schülerinnen der zweiten Oberstufe durch. Abschliessend hob Stöckli noch einmal hervor, wie wichtig eine Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Gewerbe sei und ermunterte die Anwesenden, die zahlreichen Angebote des Vereins wie Vernetzung, Durchführung gemeinsamer oder branchenbezogener Ausstellungen,Werbeaktionen etc. zu nutzen. Nachhaltigkeit in Unternehmen Zu guter Letzt stellte Urs Bernasconi kurz den Verein Futurepreneurs vor, dessen Mitinitiant und Gründungsmitglied er ist. Im Februar 2022 aus Kreisen der GLP gegründet, legen die Futurepreneurs grossen Wert auf Nachhaltigkeit. Sie möchten gleichgesinnte UnternehmerInnen vernetzen, die sich einem verantwortungsvollen Umgang mit Menschen, Umwelt und Ressourcen verpflichtet haben. In den Augen der Futurepreneurs bildet eine nachhaltige, ökologische und innovative Wirtschaft, Dienstleistung und Mobilität das Fundament unseres Wohlstandes. Während des Apéros und dem abschliessenden Essen dürfte der Gesprächsstoff nicht ausgegangen sein.
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