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2021_49

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4 Dorfspiegel Dietlikon

4 Dorfspiegel Dietlikon Kurier Nr. 49 9.12.2021 Gemeindeversammlung Der Steuerfuss der politischen Gemeinde steigt um vier Prozent Sparen, sparen, sparen! So lautet die Quintessenz der Gemeindeversammlung vom Montagabend im Fadachersaal. Die 67 anwesenden Stimmberechtigten sprachen sich zudem für eine Erhöhung des Steuersatzes aus. Gabor Csernyk an seiner ersten Gemeindeversammlung als Schulpräsident. Leo Niessner Montagabend. Weit draussen in der Gemeinde zieht der Samichlaus seine Runden. Schwach hallt das Bimmeln der Glocke herüber, während sich zahlreiche Dietliker Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auf den Weg in den Fadachersaal machen. «Dem Chlaus geht es wie uns», sagt jemand. «Stimmt, auch er muss dieses Jahr eine Maske tragen», seine Begleiterin. Dann spazieren sie wortlos weiter in Richtung Fadachersaal, wohl ahnend, dass wichtige Entscheide anstehen. Kein Spaziergang ist denn tatsächlich die Gemeindeversammlung, zumindest kein unbeschwerter. Immerhin geht es ums Budget. Und das weist eine Zahl aus, die keinen Anlass zum Jubeln gibt: 1 297 100. So hoch ist der Aufwandüberschuss, den die Gemeinde fürs Jahr 2022 budgetiert. Der will gedeckt sein, nicht nur mit Sparmassnahmen, sondern auch mit Hilfe des Steuerfusses. Von 37 auf 41 Prozent soll derjenige der politischen Gemeinde steigen, fordert auch die Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission (RGPK) Dietlikon. Dass sich dieses Szenario irgendwann anbahnen würde, zeichnete sich bereits letztes Jahr an der Budgetdebatte ab (der Kurier berichtete). Schon damals schwebte das Damoklesschwert einer Steuererhöhung über den Anwesenden. Dass sie nun tatsächlich notwendig wird, erklärt Finanzvorstand Marc Schüpbach unter anderem mit markanten Steuerausfällen bei juristischen Personen. Vor allem eine grosse Firma habe ihren Hauptsitz verlegt, weg aus Dietlikon. Zu einer nachhaltigen Finanzplanung gehört aber auch, den Blick in die Zukunft zu richten. Kein einfaches Unterfangen, denn zahlreiche, noch immer unbestimmte Auswirkungen der Pandemie auf der Aufwand- und Ertragsseite erschweren die Prognosen zum Finanzhaushalt. So jedenfalls steht es im 124-seitigen «Finanz- und Aufgabenplan 2021–2025» der Gemeinde. Dietlikon vor grossen Investitionen Auf der anderen Seite ist sicher wie das Amen in der Kirche, dass auf Dietlikon grosse Investitionen zukommen. Schüpbach zählt sie auf: Die letzte Etappe des Umbaus beziehungsweise der Erweiterung des Alterszentrums Hofwiesen. Diverse Planungen und Revisionen in der Raumordnung. Auch diese Beträge müssen irgendwie finanziert werden. Gleichzeitig folgert der «Finanzund Aufgabenplan 2021–2025»: «Nachdem die Schule auf 2021 den Steuerfuss erhöhen musste, zieht die Gemeinde auf 2022 mit einer vierprozentigen Steuerfusserhöhung nach. So kann die Erfolgsrechnung mittelfristig knapp ausgeglichen werden und die Selbstfinanzierung erholt sich.» Trotzdem können mit der Selbstfinanzierung in der Höhe von 12 Millionen Franken die zahlreichen Investitionsvorhaben nur zu einem Drittel selber finanziert werden. Die verzinslichen Schulden dürften sich auf 60 Millionen Franken fast verdoppeln. Die Nettoschuld liege am Ende der Planung bei 11 Millionen Franken, was einer eher hohen Verschuldung entspreche. Kein so rabenschwarzes Jahr Zwar, folgert RGPK-Präsident Beat Lüönd bei seinen Erläuterungen im Fadachersaal, sei das Jahr 2021 aus finanzpolitischer Sicht nicht so rabenschwarz wie erwartet. Doch man überschreite mit einer Erhöhung des Steuerfusses um vier Prozent die psychologische Schwelle von 100 Prozent: Nachdem derjenige der Schulgemeinde letztes Jahr um sechs Prozent angehoben wurde, käme man neu auf 102 Prozent. Und ja, langfristig bereite diese Entwicklung der RGPK Sorge: gehe es so weiter, werde man 2025 pro Kopf in Dietlikon 2300 Franken Schulden haben. Lüönd appellierte daher an die Ausgabedisziplin, sonst komme man um weitere Steuererhöhungen nicht herum. Zuviel für Peter Hofer. Für den Dietliker ist bereits jetzt eine Schwelle erreicht, die nicht akzeptabel ist. Er ergreift das Wort als erster, als Gemeindepräsidentin Edith Zuber die Diskussion fürs Plenum öffnet. Erstaunt sei er, dass so wenige Leute an die Gemeindeversammlung gekommen seien. Und dass Anwesende auf das Vorhaben einer Steuererhöhung nicht reagierten. Dabei habe sie doch direkte Auswirkungen aufs Portemonnaie. «Habt ihr denn nichts von sparen gehört?», moniert er in Richtung Gemeinderat und wettert, irgendwann gehe es dann um zehn Prozent hinauf. «Hört auf mit dieser Politik!». Gemeindepräsidentin Edith Zuber reagiert gelassen. Und mit Facts. «In den letzten 28 Jahren ist der Steuerfuss der politischen Gemeinde von 58 auf 35 Prozent gesunken, ein Rekordtief für Dietlikon. Es ist nach 2017 erst das zweite Mal, dass wir uns nun gezwungen sehen, ihn zu erhöhen», relativiert sie. Rückendeckung erhält sie von Stefan Römer (FDP), der die Transparenz lobt: Seine Partei habe zwar seinerseits auch Ja gesagt zur Senkung des Steuerfusses. «Aber von Anfang an wurde uns erklärt, dass der auch mal wieder rauf gehen kann.» Am Ende winken die Stimmberechtigten das Budget 2022 inklusive Steuererhöhung um vier auf 41 Prozent mit einem deutlichen Mehr durch, mit nur vier Gegenstimmen. Mehr Diskussionsbedarf gibt es dann – wider Erwarten – beim Budget der Schulgemeinde. Sie hatte an der Gemeindeversammlung letztes Jahr einen klaren Sparauftrag gefasst, in Zusammenhang mit der Steuerfusserhöhung um sechs Prozent. Diese Vorgaben seien weitgehend erfüllt worden, stellt Beat Lüönd bei seiner Einschätzung der Finanzlage fest. Zwar nicht überall, aber in wichtigen Bereichen habe die Behörde unter dem neuen Schulpräsidenten Gabor Csernyk eine Punktlandung hingelegt. Das sieht die SVP Dietlikon anders, wie Richard Erismann in seinem Votum betont: Seine Partei beantrage die Rückweisung des Budgets. Er sei enttäuscht und fühle sich als Stimmbürger nicht ernst genommen, angesichts dessen, was die Schule da präsentiere. Die Schulpflege habe nicht wie im Juni 2021 sich selber verordnet, die Aufgaben auf dem Niveau der Rechnung 2019 eingefroren. Rückweisung hatte keine Chance Von der Idee einer Rückweisung – die der Schule ein Notbudget beschert hätte, bis sie im Frühling die überarbeitete Fassung vorlegt –, will die FDP indes nichts wissen. Die Schule verdiene eine Chance, das Budget anzupassen, stellt Stefan Römer im Namen seiner Partei fest. Die SP erinnerte daran, dass es sich um einen vierjährigen Finanzplan handelt. Man könne daher nicht nach bereits ein paar Monaten kritisieren, dass noch nicht alles umgesetzt sei. «Gebt der Schule Zeit zur Umsetzung des Finanzplans», sagt auch BVD-Vertreter Reto Bernasconi. Die SVP steht mit ihrer Forderung am Ende des Abends alleine da. Die Rückweisung wird mit grosser Mehrheit abgelehnt. Danach genehmigt der Souverän das Budget 2022 der Schulgemeinde, mit einem Steuersatz von unveränderten 61 Prozent. Das Sparen klingt nach Mittlerweile sind die Glocken des Samichlaus draussen verklungen. Kein Wunder, es ist nach halb elf Uhr, und die Temperaturen sind in die Nähe des Gefrierpunktes gesunken. Gerne hätte man da noch in der Wärme des Fadachersaals angestossen, Schinkengipfeli geknabbert, wie in früheren Zeiten. Doch auch heuer ist wegen der Pandemie alles anders. Und so macht man sich auf den Heimweg, mit der Gewissheit, dass das Thema Sparen in Dietlikon noch lange präsent sein wird. Weitere Beschlüsse des Gemeinderats finden Sie auf Seite 19.

Kurier Nr. 49 9.12.2021 Dorfspiegel Dietlikon 5 Spielerische Zeitreise: «Klärli und der belgische Pilot». (Foto yz) «Klärli und der belgische Pilot» im Kulturtreff Dietlikon Eine Liebesgeschichte im 20. Jahrhundert Cornelia Montani, Daniel Schneider und Joe Fenner spürten in ihrer Aufführung dem Leben von Montanis Grossmutter nach. Sie stellten erzählend, spielend sowie singend, mit Akkordeon und Saxophonen deren fast hundert Jahre dauerndes Dasein auf dieser Welt nach. Yvonne Zwygart Das Kino des Bertea-Saales war erneut voll besetzt. Denise Rutschmann vom Kulturtreff Dietlikon begrüsste das Publikum herzlich. Die Bühne – eine Arztvilla der Dreissiger-Jahre in der Schweiz darstellend – präsentierte sich in schlichter Ausstattung mit einem schrankähnlichen Requisit und hölzernen Sitzmöbeln, auf denen die drei Künstler Platz nahmen. Für die musikalische Umrahmung standen ausserdem eine Reihe von Saxophonen, zwei Klarinetten sowie ein Becken zur Verfügung. Zur Realisation dieser Vorstellung konnte es nur kommen, weil die Tochter des Klärli, Clairelise Montani, nach dem Tod ihrer Mutter deren Tagebuch gefunden hatte. Nach anfänglichem Zaudern, dieses zu lesen, teilte sie den Inhalt mit ihrer Tochter Cornelia – der Enkelin vom Klärli. Clairelise entschied, daraus eine Geschichte zu schreiben. Klärlis Enkelin Cornelia brachte die Lebensgeschichte ihrer Grossmutter, die wie in jedem menschlichen Leben Höhen und Tiefen enthält, zusammen mit ihren Spielerkollegen in einer 90 Minuten dauernden Vorstellung auf die Bühne. Fast fünfmal zwanzig Jahre Leben, mit Schönem und weniger Schönem Die Erzählung beginnt mit dem bereits 19 Jahre alten Klärli. Wir schreiben das Jahr 1931. Die junge Dame hatte gerade ihre Ausbildung zur «Nurse», also zur Kinderkrankenschwester, beendet. Und entsprach in diesen Zeiten – selbstbewusst, hosentragend und mit einer burschikosen Kurzhaarfrisur – nicht gerade dem Abbild dessen, was die Mutter an ihrer Tochter gerne gesehen hätte. Klärli reist für einen Auslandsaufenthalt nach Belgien, wo sie in einer angesehenen Arztfamilie eine Stelle im Haushalt annimmt. In Belgien lernt Klärli auch ihre langjährige Freundin Lina kennen. Beim abendlichen Ausgang stellt sich ein junger Herr zu den mondänen Damen an den Tisch, der sich ihnen als Jean vorstellt und von Beruf Pilot ist. Klärli und Jean verlieben sich ineinander, werden ein Paar und verloben sich später. Nach dem Jahr Aufenthalt in Belgien geht es für Klärli zurück in die Schweiz. Ein reger Briefwechsel entwickelt sich zwischen den beiden Liebenden. Leider goûtiert Klärlis Mutter diese Liaison nicht und fängt die Briefe von Jean ab. So kommt es, dass Klärli nicht versteht, warum der Schatz ihr nicht mehr schreibt und gesteht sich schweren Herzens ein, dass dieser sie wohl verlassen habe. Vergessen allerdings kann sie ihn nicht. Mittlerweile macht der Doktor der Medizin, Emil Jung, dem Klärli schöne Augen. Das findet bei der Mutter höchsten Anklang. Auch der Vater freut sich, dass das Klärli im Begriff ist, eine gute Partie zu machen. So wird Hochzeit gefeiert und alles scheint in bester Ordnung zu sein. Klärli arbeitet mit ihrem Mann in der gutgehenden Arztpraxis und hat das Privileg, mit ihm in einem Cottage mit Umschwung zu wohnen. Das erste Kind, Clairelise, meldet sich an. Doch das junge Glück ist nicht perfekt, denn Klärlis Mann Emil hat extreme Stimmungsschwankungen, unter denen seine junge Frau sehr zu leiden hat. Sie kommt hinter sein Geheimnis, eine jahrelange Morphiumsucht. Das missfällt dem Ehemann und er behandelt seine Frau weiterhin alles andere als angemessen. Nachdem das zweite Kind, der vom Vater ersehnte Stammhalter Ruedi, geboren ist, hält sie es nicht mehr aus und reist nach Belgien, zu Freundin Lina. Dort trifft sie nicht nur Lina, sondern auch ihre grosse Liebe Jean. Die beiden kommen erneut zusammen und erleben eine glückliche Zeit. Und so erfahren auch die Zuschauer nach und nach das ganze dramatische Leben von Klärli, die eine ungeheure Lebenslust in sich gehabt zu haben schien und die nach jeder sie herausfordernden Situation im Leben immer wieder neuen Lebensmut fasst. Der zweite Weltkrieg bahnt sich an. Dieser begann bekanntlich 1939. Klärli ist fast 30 und mittlerweile Mutter dreier Kinder. Um die Schweiz herum tobt der Krieg, die Angst geht um. Das Geld geht aus und Emil folgt der «Allgemeinen Mobilmachung». Klärli ist mit den Kindern alleine und – geniesst es. Im Folgenden erlebt Klärli, wie ihre Ehe mit Emil scheitert, seinen Tod, aber auch, wie sie wieder mit Jean zusammenkommt – wenn auch erst viele Jahre später. Mit über 60 Jahren dann heiratet sie ihren belgischen Piloten in Marokko, den sie mit Anfang 20 in Belgien kennenund liebengelernt hat. So endet die Erzählung der Enkelin über die «grande dame», welche ihre Grossmutter war, recht nüchtern. Verschiedene Rollen für einen Schauspieler Cornelia Montani als Klärli, Joe Fenner als Mutter Klärlis, als Emil und als Jean machen ihre Sache so gut, dass man wirklich das Gefühl hat, in Klärlis, Emils und Jeans Leben mit dabei zu sein. Gemeinsam singen die drei einen Teil des Stücks, sie spielen das Geschehen nach und beschönigen dabei nichts – man spürt die Dramatik, die Romantik, aber auch die Tragik, die den Lebenssituationen innewohnt. Wenn es dramatisch wird, spielen die Musikinstrumente ihre Rolle: Es wird das Becken angeschlagen, wenn Emil seine Tiraden an den Tag legt. Wenn Klärli erwartungsvoll im Zug zu Freundin Lina nach Belgien reist, spielt Daniel Schneider am Saxophon die «Tschipfu-tschipfu» – Geräusche der fahrenden Bahn dazu. Auch werden mit dem Saxophon die Enten im See imitiert, an dem sich das Paar gerade aufhält. Als Klärli in ihrer Einsamkeit an Jean denken muss, singen Cornelia und Daniel das Lied des unvergessenen Schweizer Komponisten Artur Beul «Am Himmel stoht es Sternli z’Nacht». Die gesamte Geschichte vom Klärli und ihrem spannenden Leben ist in einer Biographie von Clairelise Montani mit dem Titel «Sei lieb mit Klärli» niedergeschrieben. Dieses Buch kann im Buchhandel bestellt werden.

Gemeindezeitung Kurier