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2 Dorfspiegel

2 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 27 8.7.2021 Daniel Lampart (rechts) wird für seine Dienste als Coach beim Powerplay und beim Circus Balloni ausgezeichnet. (Fotos al) Knapp fünfzig Personen fanden sich am vergangenen Donnerstag im Gsellhof ein, um herausragendes ehrenamtliches Engagement zu ehren. «Mittlerweile können wir Schutzkonzepte schreiben», sagt Gemeindepräsidentin Marlis Dürst gleich zu Beginn. Contact Tracing, Maskenpflicht wer den Platz verlässt und breite Bestuhlung: Die Freiwilligen- Awards musste man zwar verschieben, doch absagen wollte man keinesfalls. «Dieses Engagement ist keine Selbstverständlichkeit, wir brauchen diese Art von Nachbarschaftshilfe», so die Gemeindepräsidentin. Den Award gewinnen kann, wer sich auch immer einsetzt im sozialen, ökologischen, kirchlichen, sportlichen oder Jugend-Bereich. Besonderes Engagement im letzten Jahr Der Award des Jahres zeichnet besonderes Engagement in den letzten ein bis zwei Jahren aus. Nominiert sind Alex Hagen für die Organisation des Tags der offenen Tür bei den Kunstschaffenden in Wangen-Brüttisellen, Daniel Lampart, für sein Engagement in der offenen Jugendarbeit und Renato Meneguz, wegen seiner Arbeit in der neu gegründeten Interessensgemeinschaft Gesund in die Zukunft. In diesem Jahr erhält Daniel Lampart den Preis. Die Gemeinde bedankt sich beim jungen Mann für seine Einsätze als Coach beim Powerplay und beim Circus Balloni und sein weiteres Engagement für die offene Jugendarbeit. «Für mich ändert sich überhaupt nichts. Ich mache genau gleich weiter, wegen dem Award höre ich ganz bestimmt nicht auf», sagt der Lernende der Gemeinde. Aber natürlich freue es ihn schon, dass seine Arbeit wahrgenommen wird. Zweiter Jugendlicher in Folge Es ist bereits der zweite Award des Jahres in Folge, der an einen Jugendlichen geht. Letztes Jahr erhielt Wangemerin Selina Morrigl den Preis. Was die offene Jugendarbeit natürlich besonders stolz macht. Sie beschreibt Lampart als «wissbegierig, sozial, empathisch, kreativ und lösungsorientiert». «Mir macht es sehr viel Spass zu sehen, wie die Kinder lernen und als Team etwas erreichen können», erzählt Lampart. Gerade weil es sich um Freiwilligenarbeit handelt, mache es ihm umso mehr Freude. Sein nächstes Projekt ist das Bretterdorf in der Freizyti, doch der junge Mann schmiedet bereits langfristigere Pläne. «In der Gemeinde habe ich noch Grosses vor», meint er voller Tatendrang. Ausserdem sei es sein Ziel, eines Tages auch den Lifetime- Award erhalten zu dürfen. Stolz nimmt der 16-Jährige sein Preis, ein Bild der Künstlerin Maja Graf, entgegen. Sie arbeitet gerne mit sogenannten Wegwerf-Materialien, ohne auf Ästhetik verzichten zu wollen. «Freiwilligenarbeit ist genauso eine unverzichtbare Ressource. Es ist vielschichtige Arbeit, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht», erklärt sie ihr Bild. Bescheidene Gewinnerin Auch die zweite Gewinnerin erhält Kunst von Maja Graf. Nominiert in der Kategorie Lifetime-Award sind Matthias Angst, der Präsident des Unihockey Clubs Glatttal Falcons, seine Frau Nicole Angst, engagiert im Frauenverein, den Glatttal Falcons, beim Suppenzmittag oder dem Weltgebetstag, Ruth Baumberger, für ihre Arbeit beim Frauenverein oder bei Pro Senectute als Altenbesucherin, Thomas Moor, langjähriger Präsident des Forums Wangen-Brüttisellen und engagiert bei der Interessensgemeinschaft Zivilflugplatz Nein, Silvia Oehms, engagiert beim TV Brüttisellen, dem Aufbau des Elternrats oder beim Fiire mit de Chliine und Nicole Stotz, langjährige Präsidentin des Frauenvereins. Im Saal erklingt ein freudiges Jauchzen, als der Name von Ruth Baumberger genannt wird. Etwas nervös, aber sehr gerührt nimmt die Wangemerin ihr Bild entgegen. «Ich hätte überhaupt nicht damit gerechnet», sagt sie. Ihre Freundin Ilse-Dore Quednau lobt sie in der Laudatio als «perfekte Teamspielerin, mit der Fähigkeit ausgestattet, überall etwas spezielles zu sehen». Baumberger begleitete zehn Jahre lang behinderte Tetraplegiker in die Ferien, stattete in Alters- und Pflegeheimen Besuche ab, ist stets im Frauenverein an vorderster Front mit dabei oder geht manchmal auch auf Neophyten-Jagd. Niemals müde Für Ruth Baumberger ist das alles gar nicht so aussergewöhnlich: «Ich konnte viel von meinen Erfahrungen in der Spitex mitnehmen. Für mich sind alle Menschen gleich.» Müde sei sie in all den Jahren nie geworden. «Ich kann mich gut anpassen. Was ich ausserdem von meinen Schützlingen gelernt habe: Wir regen uns ab kleinen Dingen auf, während sie einfach ihr Leben leben», sagt sie. Baumberger will nun einen Platz für ihr Bild zu Hause suchen. «Aber schreiben Sie nicht zu viel von mir», sagt die bescheidene Wangemerin zum Schluss. Gemeindepräsidentin Marlis Dürst überreicht das Siegerbild.

Kurier Nr. 27 8.7.2021 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen 3 Zum Abschied von Reto Häfliger «Religionen sollen verbinden, nicht trennen» Reto Häfliger hat 22 Jahre lang die Kirchgemeinde St. Michael in Dietlikon wesentlich geprägt. Jetzt geht er Ende Juli in Pension. Helga Eissler Was macht der katholische Pfarreileiter einer Gemeinde? Am Sonntag liest er die Messe. Und an den normalen Wochentagen? Meditieren, Singen, Ausruhen? Der Besuch des Kuriers bei Reto Häfliger, dem Pfarreileiter von St. Michael in Dietlikon, kurz vor seiner Pensionierung im Mai zeigte das breite Arbeitspensum eines engagierten Kirchenmannes. «Wenn die Pandemie auch eine gewisse Entschleunigung mit sich gebracht hat, ist mein Arbeitstag nicht kürzer geworden», bemerkt Häfliger zu Beginn des Gesprächs. Sein Tagesablauf als Gemeindeleiter beinhalte neben der Seelsorge viele auf den ersten Blick nicht sichtbare Aufgaben. An diesem Maitag gestaltete sich sein Arbeitstag wie folgt: Um 8 Uhr das übliche Gespräch mit dem Sigrist, (heute mit dem Stellvertreter), anschliessend administrative Arbeiten im Sekretariat, um 10 Uhr Gottesdienst im Alterszentrum Hofwiesen, dann erste Vorbereitungen für den Muttertags-Gottesdienst und der Besuch bei einem Mitglied der Gemeinde, um 15.30 Uhr der Empfang der Berichterstatterin des Kuriers und am Abend abschliessende Vorbereitungen für den Muttertags-Gottesdienst. Es wird wie so oft mehr werden als ein regulärer Acht-Stunden-Arbeitstag! Ein steiniger Anfang Häfliger trat 1999 seine Stelle in St. Michael trotz Nebengeräuschen an. Am 5. Februar 1956 geboren, wuchs er mit seinem Zwillingsbruder als ältestes von fünf Kindern in Rüti ZH auf. Nach dem Abschluss der mathematisch-naturwissenschaftlichen Matura am Gymnasium in Wetzikon studierte er von 1977 bis 1983 katholische Theologie in Chur, Lyon und München. Von 1983 – 1993 arbeitete er als Priester in Stans, Zürich-Altstetten und Bülach. Dann heiratete er und konnte so nicht mehr als Priester in der Kirche arbeiten. Nach seiner letzten Messe begann Häfliger die Ausbildung zum Sozialarbeiter, arbeitete in einem Behindertenheim und später als Stellenleiter der Behindertenkonferenz Zürich. Als sich dann 1999 die Möglichkeit bot, wieder in den Dienst der katholischen Kirche zu treten, sah er seine Chance. Dem ehemaligen Priester mit Familie verweigerte der Generalvikar zunächst die Missio (= Sendung, Auftrag). René Baumgartner, der damalige Präsident der Kirchenpflege, setzte sich gegen den Generalvikar durch, was sich für St. Michael als segensreich erweisen sollte. Für Häfliger war der Anfang steinig. Aufbau der Gemeinde Mit grossem Engagement und viel Herzblut gelang es ihm, Stabilität in die Gemeinde zu bringen und die Pfarrei zu dem aufzubauen, was sie heute ist: eine lebendige, offene Gemeinschaft. Neben den Gottesdiensten für die Stationen des christlichen Lebens sind bis heute zahlreiche Gruppierungen etabliert, wie das Event Team, eine Sozialgruppe, die aktive Dienste für die Mitmenschen leistet; die Flüchtlingsbegleitgruppe, die Erwachsenenbildungsgruppe, der Lesezirkel, die «fraueziit» mit ihren Kinoabenden, die Missione Cattolica für die italienischen Gemeindemitglieder, der Kirchenchor; die Lektorinnen und Lektoren und die Ministrantinnen und Ministranten. Stärkung der Ökumene Religionen sollen verbinden, nicht trennen, ist das Credo von Häfliger. Deswegen war es ihm ein grosses Anliegen, die ökumenische Zusammenarbeit mit den reformierten Gemeinden in Dietlikon und Wangen-Brüttisellen auszubauen. Die Pflege des kollegialen Verhältnisses zu den damaligen reformierten Pfarrern führte zu verschiedenen Erwachsenenbildungskursen. Etabliert wurde: Das «zäme singe», die «Fiire mit de Chliine» und das Spiel-Café für die jungen Familien, jeweils Ende August ein ökumenischer Stand am Dorfmarkt Dietlikon, jährlich vier ökumenische Gottesdienste in Dietlikon und drei in Wangen-Brüttisellen. Als einen Höhepunkt bezeichnet Häfliger den vor 15 Jahren gegründeten Seniorentreff, der allen Konfessionen offensteht. Der rege Zuspruch bestätigte das Bedürfnis der älteren Bevölkerung aus den Gemeinden. Der Seniorentreff ist ein Volltreffer und bedeute auch für ältere Menschen: Gemeinschaft ist das Wichtigste! Neben den zahlreichen unterhaltsamen Nachmittagen hat sich die gemeinsame Erholungswoche an verschiedenen Orten im In- und näheren Ausland zu einem Selbstläufer entwickelt. Auch Häfliger schätzt die zahlreichen Begegnungen an diesen Anlässen und bemerkt dazu: «Während der Erholungswoche habe ich Reto Häfliger leitete 22 Jahre die Geschicke der Pfarrei St. Michael mit Herz und Verstand. (Foto zvg) endlich einmal genügend Zeit, mich den einzelnen Teilnehmern zu widmen.» St. Michael ist ein KMU Im Laufe der 22-jährigen Tätigkeit von Häfliger hat sich die Pfarrei zu einem kleinen, gut geführten Unternehmen mit 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt, für deren Arbeit und Wirken er die Verantwortung trägt. Viele sind seit Jahren in der Pfarrei beschäftigt. Der Führungsstil von Häfliger auf Augenhöhe, etablierte Prozesse und Abläufe, und ganz wichtig das gegenseitige Vertrauen, haben ein effizientes Team geformt, zu dem der Pfarreiadministrator, eine Seelsorgerin, zwei Sekretärinnen, zwei Religionspädagoginnen, die Katechetinnen, ein Jugendarbeiter, der Sigrist mit seinen Helfern sowie eine Organistin gehören. In der Amtszeit von Häfliger wurden zudem zahlreiche Bauvorhaben verwirklicht: Vorplatz, Pfarreizentrum, Kirchenumbau, Pfarrhaus und zuletzt die Einweihung des Glockenturms mit dem feierlichen Aufzug der vier Glocken am 4. Juli 2020 als krönenden Abschluss. Ziele für den dritten Lebensabschnitt Ende Juli wird Häfliger in den ordentlichen Ruhestand gehen. Er hinterlässt eine gut strukturierte und funktionierende Pfarrei, die er mit seiner umsichtigen und menschlichen Art in den letzten 22 Jahren geprägt hat. Zu seiner neuen Freiheit äusserst er sich: «Ich möchte die Beziehungen zu meinen Verwandten und Freunden vermehrt pflegen und auch wieder einmal ein Konzert oder Schauspiel besuchen.» Ganz abrupt wird sein Abgang aber nicht verlaufen: Er wird nämlich für das Pflegezentrum Rotacher als Seelsorger mit einem 20%-Pensum tätig bleiben. Und das Gespräch endet mit noch einer guten Nachricht von Häfliger: «Bei Not am Mann werde ich St. Michael nach meiner Pensionierung gerne zur Seite stehen.»

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