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2021_16

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4 Dorfspiegel Dietlikon

4 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Neuer Vertrag zur Sportanlagen Faisswiesen AG kommt zur Abstimmung Die Badi braucht einen neuen Vertrag und mehr Geld An zwei Informationsabenden konnten sich Bewohnerinnen und Bewohner von Dietlikon und Wangen-Brüttisellen letzte Woche ein Bild über die aktuelle Situation der Sportanlagen Faisswiesen AG machen. An einer Urnenabstimmung im Juni entscheiden sie über die Zukunft der gemeinsamen Badi. Sibylle Ratz Schon seit längerem befasst sich eine Arbeitsgruppe mit der Situation und der Zukunft der Sportanlagen Faisswiesen AG (SFAG), die für den Betrieb des Hallenund Freibads in Dietlikon zuständig ist. Es braucht neue rechtliche Rahmenbedingungen und eine umfassende Sanierung des Freibades. Im letzten Jahr hatte sich die Lage noch verschärft durch eine lecke Wasserleitung, die den Sommersaison-Start verzögerte, und die Coronakrise. Zustand des Freibades mehr als mangelhaft Aktuell wird die Badi mit jährlich rund 1,3 Millionen Franken durch die Gemeinden Dietlikon und Wangen-Brüttisellen unterstützt. Dieser Betrag ist seit Gründung der AG im Jahr 2009 gleichgeblieben. Wie Gemeinderat Marco Bachmann aus Wangen-Brüttisellen an den Informationsveranstaltungen letzte Woche im Fadachersaal und im Gsellhof darlegte, ist die Mängelliste in der Badi lang. Das Flachdach des Garderobengebäudes ist undicht, im Plansch- und im Schwimmbecken lösen sich die Fliesen von den Wänden, die Fliesenkleber sind asbesthaltig und die Trennfugen bei der Beckenumrandung sind PCB-haltig. PCB sind schwerabbaubare Stoffe, Baustoff- Chemikalien, die seit 1986 verboten sind. Der Zustand der Rutsche ist schon seit Jahren bedenklich. Wasser muss mit einem Gartenschlauch zugeführt werden. Sanierung Freibad kostet 4,75 Millionen Franken Geplant ist demnach das Planschbecken neu zu bauen, das Nichtschimmer- und das Sportbecken umfassend zu sanieren. Die Anordnung der Sprungbretter entspricht auch nicht mehr den aktuellen Vorschriften. Hier soll ein Sprungturm Abhilfe schaffen. Im Rahmen der Freibadsanierung wurde auch festgestellt, dass die Badewassertechnik am Ende ihrer Lebensdauer und zum Teil ebenfalls nicht mehr rechtskonform ist. Die Küche hat noch 50 Jahre alte Schränke und ist auch sonst nicht mehr auf dem neusten Stand und braucht ebenfalls eine Erneuerung. Bei dieser Gelegenheit soll auch derart umgebaut werden, dass neu ein barrierefreier Zugang zur Restauration zwischen Hallen- und Freibad und auch ansonsten ein behindertengerechter Zugang in die Badi möglich sein wird. Insgesamt sollen die – notwendigen – Sanierungsmassnahmen nach aktuellen Berechnungen rund 4,75 Millionen Frankenkosten. Auch im Hallenbad sind Investitionen nötig. Die Hallenbaddecke zeigte Beschädigungen der Deckenelemente. Dafür seien maximal weitere 630 000 Franken nötig. Durch die Verschärfung der Emissionsvorschriften für die Holzfeuerungsanlage muss das Speichervolumen vergrössert werden und allenfalls ist die Installation eines Abgasreinigungssystems nötig, was zusammen mit nochmals 210 000 Franken veranschlagt ist. Diese Arbeiten sind für Herbst 2021 bereits fest eingeplant. Insgesamt müssen laut den Berechnungen also maximal 6,372 Millionen Franken investiert werden. Das aqua-life in Dietlikon braucht eine umfassende Sanierung. Im Juni wird über einen interkommunalen Vertrag zwischen Dietlikon und Wangen-Brüttisellen abgestimmt. (Foto Abgestimmt im Juni wird nur über den Vertrag Gegenstand der Abstimmungsvorlage, die im Juni an die Urne kommt, ist nicht die dringend erforderliche Sanierung, sondern der neue interkommunale Vertrag (IKV), der zwischen Dietlikon und Wangen-Brüttisellen zur SFAG abgeschlossen werden muss. Dies ist vom Kanton so vorgegeben aufgrund der neuen Rechtsgrundlage, des neuen Gemeindegesetzes, das 2018 in Kraft getreten ist. Der neue Vertrag regelt wie bisher die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden. Im interkommunalen Vertrag werden Art und Umfang der Aufgaben, die Rechtsform der Zusammenarbeit, die Finanzierung und der Kostenverteiler, die Aufsicht und auch die Bedingungen für eine Beendigung der Zusammenarbeit festgehalten. Zusätzlich wird eine Leistungsvereinbarung (LV) erstellt zwischen den Gemeinden und der SFAG. In 19 Sitzungen hat sich die Arbeitsgruppe, bestehend aus zwei Gemeinderäten, Gemeindeschreiber und Finanzleiter beider Gemeinden, mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen auseinandergesetzt und eben dem IKV und der LV. In der LV werden die Leistungen konkretisiert und festgehalten, dass der jährliche Betriebsbeitrag auf 1,939 Millionen Franken erhöht wird. Dieser Beitrag umfasst einen fixen Beitrag von 0,9 Millionen Franken an die jährlichen Betriebskosten sowie einen Amortisationsbeitrag von circa 1 Million Franken an die getätigten Investitionen. Diese Beiträge stellen so eine ausgeglichene Eigenfinanzierung der SFAG sicher. Darüber hinaus finanziert sich die SFAG weiterhin über Eintritte, Kursgelder und Erträge aus Vermietungen an Schulen und Vereine, Gastro und Veranstaltungen. Die Investitionen und die Sanierung sind in der Kompetenz des Verwaltungsrates der SFAG. Wesentliche Komponente des sozialen Lebens Die SFAG ist aufgeteilt in das Hallen- und Freibad aqua-life und Wellnessbereich. Gaby Würgler, Geschäftsführerin, gibt zu bedenken, welchen sozialen Stellenwert die Badi in den beiden Gemeinden hat: «Das letzte Jahr hat deutlich gemacht, wie wichtig Freizeitangebote auch im Nahbereich sind. Trotz Corona verzeichneten wir im Freibad hohe Frequenzen und entsprechend gute Umsätze. Im Hallenbad sieht es anders aus, weil wir da im ersten Lockdown und seit Dezember schliessen mussten. Mindestens waren in den letzten Monaten die Kinder- Schwimmkurse und das Schulschwimmen möglich.» Schwimmkompetenz sei in einem Land wie der Schweiz essenziell. Darum fehlte bisher das Geld für eine Sanierung Wie sich bei den umfassenden Prüfungen durch die Arbeitsgruppe herausstellte, wurden bei der Berechnung des Betriebsbeitrages 2009 die Abschreibungen der bestehenden Anlagen nicht eingerechnet. Zudem war der Investitionsbetrag für das Hallenbadprojekt zu tief angesetzt. Im Weiteren kamen Mehraufwendungen im Bereich Sicherheitsvorschrif-

Kurier Nr. 16 22.4.2021 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen 5 neuen zvg) Sie präsentierten die Situation rund um die Badi an zwei Informationsveranstaltungen: (von links) Marco Bachmann, Gemeinderat Wangen-Brüttisellen, Marlis Dürst, Gemeindepräsidentin Wangen-Brüttisellen, Edith Zuber, Gemeindepräsidentin Dietlikon und Philipp Flach, Gemeinderat Dietlikon. ten, Unterhalt und Reparaturen dazu. Andererseits gab es auch einen Mehrertrag durch die grössere Nachfrage an Badieintritten und durch die Übernahme des Kurswesens durch die SFAG. Das Ergebnis der Plankostenrechnung im 10-Jahresschnitt liegt bei 1,939 Millionen Franken pro Jahr. Umgerechnet sind dies pro Jahr etwa 120 Franken pro Einwohner oder Einwohnerin der Trägergemeinden. Die Differenzen zum heutigen Betriebsbeitrag liessen sich erklären durch die Der Vorschlag wird von beiden Gemeinden mitgetragen. vollständige Abschreibung sämtlicher Anlagen im Betrieb, die korrigierte Nutzungsdauer der Anlagen und die gesetzlichen Mehranforderungen in Bezug auf Wasserqualität und Energie, wie der Dietliker Gemeinderat und Mitglied der Arbeitsgruppe, Philipp Flach, erläuterte. Der neue Kostenverteiler sei mit den Zielen ausgearbeitet worden, die finanziellen und örtlichen Gegebenheiten abzubilden, einfach zu budgetieren sowie fair und mehrheitsfähig zu sein. Der Verteiler sieht vor, dass der Betriebskostenbeitrag in fünf gleiche Teile aufgeteilt wird: Einwohnende Dietlikon und Wangen-Brüttisellen, Einwohnende Dietlikon und Brüttisellen (ohne Wangen), Eintritte aus Dietlikon und Wangen- Brüttisellen, Anlagenstandort (60 Prozent Dietlikon, 40 Prozent Wangen-Brüttisellen) und zuletzt noch die Steuerkraft der beiden Gemeinden. Philipp Flach hält in seinem Fazit fest, dass jetzt sämtliche künftigen Erneuerungsinvestitionen im Betriebsbeitrag enthalten seien. Die Nebenbetriebe wie der Shop, Gastro und andere würden kostendeckend betrieben (ohne Fixkosten). Zur Sicherstellung der Liquidität müssten die bestehenden Bürgschaften um 6 Millionen Franken, also je 3 Millionen Franken pro Trägergemeinde, erhöht werden. Der erhöhte Betriebsbeitrag sei in den Budgets 2021 der beiden Gemeinden bereits enthalten. Mit der Sanierung soll baldmöglichst gestartet werden Seit der Gründung der AG sei es viel ruhiger um den Betrieb geworden, stellt Flach fest. Die Kosten für eine eigene Badi seien hoch, aber «wir sind eine der wenigen Gemeinden, welche die Kosten explizit und transparent ausweist.» Die Arbeitsgruppe habe viele Varianten geprüft. Wenn man jetzt nicht ins Freibad investiere und dieses alternativ schliesse, würden die Betriebskosten bleiben und Einnahmen würden wegfallen. «Das Sommergeschäft ist am meisten ausbaufähig. Im Hallenbad sind wir limitiert», sagt Flach. Wenn der interkommunale Vertrag bei der Urnenabstimmung im Juni angenommen wird, soll im Herbst 2021 mit der detaillierten Planung der Sanierungsarbeiten begonnen werden, die eigentliche Sanierung passiert dann ab Herbst 2022. Die Unterlagen zu dieser Abstimmung sollen demnächst auf den Gemeindewebseiten online geschalten werden. Die Urnenabstimmung ist dann am 13. Juni. Beide Gemeindepräsidentinnen und die Gemeinderäte, wie auch der Verwaltungsrat stehen für ein klares Ja zu dieser Abstimmung. Sollte der Vertrag abgelehnt werden, müssen die Leistungen der Badi reduziert, Teile der Badi oder die ganze Anlage geschlossen werden. Dazu müsste dann ein neuer Vertrag ausgearbeitet werden. Gaby Würgler hofft auf ein klares Bekenntnis zur Badi und wäre froh, wenn mit der Sanierung bald begonnen werden kann: «Die Badi ist ein Vergnügen über alle Generationen hinweg, für Kinder wie auch ältere Personen. Eine 86-jährige Besucherin erzählte mir auch, dass der Besuch in der Aquafit-Lektion jeweils das Highlight ihrer Woche sei.» Und sie würde sich für das Bad eine Familienrutsche wünschen. Die Freibad-Saison 2021 startet, wenn nichts dazwischenkommt, am 1. Mai.

Gemeindezeitung Kurier