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2020_18

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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 18 30.4.2020 Zudem dürfen sich maximal 30 Personen gleichzeitig im Laden aufhalten. Anfängliche Hamsterkäufe In der ersten Woche gab es auch bei uns Hamsterkäufe, vor allem beim WC- und Haushaltspapier, Seife, Konserven, Teigwaren und Mehl. Wir bestellen zwar die fehlenden Artikel immer gleich wieder nach, aber sie werden auch gleich wieder verkauft. Vor allem beim WC-Papier ist das grosse Problem, dass wir nicht nachkommen. Ich habe zwar im Lager noch ein paar Artikel, aber es hat nicht mehr das gesamte Sortiment, das ich sonst anbiete. In den ersten zwei Wochen konnten wir einen guten Umsatz machen, doch mittlerweile kaufen die Leute viel weniger ein und die Hamsterkäufe neigen sich dem Ende zu. Der Umsatz hat zwar einen klaren Rückgang gemacht, aber wir sind wieder bei unserem Standard-Umsatz angelangt. Gerade weil weniger Leute einkaufen, haben wir auch nie das Problem, dass sich mehr als 30 Leute gleichzeitig im Laden aufhalten. Die Angst vor einer Ansteckung ist immer im Hinterkopf, auch bei den Mitarbeitenden. Etwa 90% der Kunden halten sich an die vorgegebenen Regeln. Doch vor allem an der Kasse zeigen viele nur wenig Geduld und können auch sehr unfreundlich werden.» Doch nicht nur der Spar hat mit diesen Problemen zu kämpfen. Auch im Volg in Wangen hat der Kurier nachgefragt. Die Verkaufsleitung wollte jedoch keine Stellung dazu nehmen. Freundlichkeit trotz widriger Umstände Sylvia Bauer, die den Volg regelmässig besucht, erzählt: «Man muss eben auch einmal warten.» Sie meint aber, dass das Personal freundlich wie immer sei und alle Freude an ihrer Tochter haben, die allen immer sehr freundlich zuwinke und ein Lächeln aufs Gesicht zaubere. Die Menschen würden auch darauf achten, dass kurz gewartet wird, bis der Weg wieder frei sei. An der Kasse halte man an den markierten Stellen, bis man dran sei. Man achte auch darauf, dass man möglichst kontaktlos bezahlt und hinter dem Sicherheitsglas bleibt, um die Verkäufer zu schützen, aber sonst sei es wie immer. «Ich komme immer gerne wieder, egal ob mit Corona-Massnahmen oder ohne», ergänzt sie noch. Die Krux mit der Zwei-Meter-Regel Der Kurier hat auch in anderen Läden beobachtet, dass die Abstandsregeln nicht immer eingehalten werden. Auch das Personal bestätigt, dass die Zwei-Meter-Regel, vor allem wenn sie Gestelle am Einfüllen sind, missachtet wird und sie auch schon angefasst wurden. Darüber ärgern sie sich sehr, da sie das Gefühl haben, sie würden nicht respektiert werden. Die Schreibende hat auch wahrgenommen, dass die Stimmung vielerorts sehr gereizt und die meisten Menschen sehr angespannt sind. Geduld ist momentan bei vielen Menschen nicht vorhanden und Anstandsregeln sind auch in Vergessenheit geraten. Das Personal wird beschimpft, wenn Sachen nicht mehr im Laden vorhanden sind, wenn man vor dem Laden warten muss, weil sich zu viele im Laden aufhalten oder wenn das Desinfektionsmittel leer ist. Doch es gibt auch das Gegenteil. Es gibt viele Freiwillige, die für ältere Nachbarn, Familienangehörige oder sogar wildfremde Menschen einkaufen gehen. Über solche Gesten und dass die Menschen doch auch sinnbildlich gesehen näher zusammen rücken und sich gegenseitig helfen, sollte man sich freuen und für einmal das vorherrschende komische Gefühl, welches wir momentan haben, vergessen. Gemeinsam schaffen wir das. Präzisierung Kulturtreff Dietlikon In der letzten Ausgabe berichtete der Kurier über die Auswirkungen des Lockdowns auf die Kulturvereine in den Kuriergemeinden. Vreny Hildebrand vom Kulturtreff Dietlikon legt auf folgende Präzisierung Wert. Der Kulturtreff Dietlikon erleidet durch die vorzeitige Beendigung der Saison keine nennenswerten Einbussen. In der Zwischenzeit wissen wir, dass der Künstler keine Forderungen stellen wird. Wir bekommen von der Gemeinde die Lokalitäten zur Verfügung gestellt und erhalten via Gemeinde einen Kulturbatzen vom Kanton Zürich. Des weiteren freut es uns, dass wir immer wieder Sponsorenbeiträge von Dietliker Gewerbetreibenden erhalten. Und selbstverständlich haben wir Einnahmen aus den Eintritten. (Red.) www.kulturtreff.ch Haushaltapparat defekt? B BURKHALTER HAUSHALTAPPARATE Kirchstr. 3 8304 Wallisellen Telefon 044 830 22 80 info@bucowa.ch Mit eigenem Kundendienst – schnell, professionell und günstig. In Wallisellen, Wangen-Brüttisellen und Dietlikon ohne Anfahrtskosten! Pfister GmbH · Tel 043 499 88 88 · www.pfister-holzbau.ch Zürich · Katzenschwanzstr. 47 · 8053 Zürich-Witikon Dietlikon · Im Weizenacker 5 · 8305 Dietlikon fenster küchen dachfenster einbauschränke dachkonstruktionen türen einbruchsicherungen terrassenböden kinderspielplätze treppenbau schreinerei · zimmerei · parkett

Kurier Nr. 18 30.4.2020 Dorfspiegel Dietlikon 3 Zum Geburtstag von Hildegard Pedone-Rubrecht Eine weitgereiste Dame wird 90 Jahre Hildegard Pedone wurde als Hildegard Rubrecht am 26. April 1930 in Basel geboren. Mit ihrem jüngeren Bruder Dionis wuchs sie zusammen im Gundeliquartier in Kleinbasel auf. Der Herkunft des aus Italien stammenden Ehemannes war sie in der zweiten Lebenshälfte auf der Spur. Yvonne Zwygart Hildegard Pedone bewohnt heute eines der grosszügigen Zimmer im Alterszentrum Hofwiesen in Dietlikon. Würde man ihr Leben wie einen Film um 90 Jahre zurückspulen, präsentierte es sich in etwa so: Man denke sich ein Häuschen im Basler Gundeliquartier, welches die vierköpfige Familie beherbergte. Mutter Rubrecht war aus dem Schwarzwald dorthin gekommen und kümmerte sich um die Kinder Hildegard sowie um den um zwei Jahre jüngeren Bruder Dionis und um den Haushalt. Des Vaters Handwerk war die Bierbrauerei. Hildegard besuchte eine katholische Mädchenschule, welche sie in den drei Hauptfächern Französisch, Deutsch und Mathematik unterrichtete. Nach Abschluss der Sekundarschule im Jahre 1945 ging sie ein Jahr in die Welschschweiz nach Lausanne. Dort arbeitete sie als Volontärin in einer von katholischen Klosterfrauen geleiteten Klinik. Ihre Französischkenntnisse wurden auf diese Weise perfektioniert: Am Morgen hatte sie Zimmerdienst in der Klinik namens «Bois-Cerf» und am Nachmittag wurde sie im selben Haus in Französisch unterrichtet. Dieser Sprachunterricht war gleichermassen ihr Lohn. Ein weiteres Jahr im englischsprachigen Ausland absolviert Nach diesem in Lausanne verbrachten Jahr ging Hildegard als Au Pair nach London. Dort half sie ein Jahr lang bei einer jüdischen Familie im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Die Reise nach England glich einem Abenteuer. In Paris nämlich, von wo aus sie nach London weiterreisen wollte, wurde ihre Tasche mit Wertsachen und Ausweisen gestohlen. Damals gab es ja noch keine Handys, dafür aber zum Glück nette, hilfsbereite Menschen. Ein Taxifahrer nahm die aufgelöste Hildegard zu seiner Frau und sich mit nach Hause. Am darauffolgenden Tag fuhr er Hildegard zum Schweizerischen Konsulat, wo sie ein «Laisser Passer» erhielt und damit weiterreisen konnte. So kam Hildegard Rubrecht ohne Geld, Ausweis und Handtasche, aber um einige Erfahrung reicher in London an. Nächste Station Turin Wieder zurück in Lausanne, arbeitete die junge Dame im Jahr 1947 mit 17 Jahren als Telegrafistin. Im Kreise der Familie (v.l.): Enkelsohn Can, Tochter Patrizia, Hildegard, Enkelin Jamila. (Foto zvg) Auf einem Filmfestival lernte sie jemanden kennen, welcher ihr einen Job in Zürich beim Fernsehversuchsbetrieb anbot. Fernsehen war damals noch etwas Unbekanntes. Nur wenige Haushalte hatten dazumal einen Fernseher und nicht wenigen Menschen war der Kasten unheimlich. Die Firma, in der sie damals angestellt war, entsandte sie nach Turin in Italien. Im Jahr 1957 lernte Hildegard dort ihren späteren Ehemann Giovanni Battista Antonio Pedone kennen und lieben. Und das trug sich wie folgt zu: Hildegard ging damals mit ein paar Berufskollegen und Kolleginnen zum Tanz. Giovanni Pedone erblickte die Freundin von Hildegard und wollte diese zum Tanz auffordern. Ein anderer Herr hatte just in diesem Moment die gleiche Idee und so wurde die von beiden Herren zur Tanzpartnerin begehrte Freundin Giovanni knapp weggeschnappt. Galant wie er war, machte er nicht einfach kehrt, sondern fragte kurzerhand Hildegard, ob sie mit ihm tanzen wollte. Und ob sie wollte! Aus dieser Tanzparkett-Panne fanden beide ihre Liebe fürs Leben. Auch Freundin Maya heiratete später ihren Tanzpartner und zog mit ihm in die USA. Hildegard sprach damals kaum Italienisch und Giovanni kein Deutsch, dennoch verstanden sich die beiden Verliebten prächtig. Im Sommer 1958 läuteten die Hochzeitsglocken. Hochzeit 1958 in Basel Das Paar heiratete in Basel. Die erste gemeinsame Wohnung hatten sie ebenfalls im Jahre 1958 im italienischen Turin. Giovanni Pedone hatte das Schuhmacherhandwerk von der Pike auf gelernt, er entstammte einer Schuhmacherfamilie und führte zuvor einige Zeit den Schuhmacherladen seines Vaters. Berufsbegleitend, so würde man heute sagen, liess er sich zum Schuhdesigner ausbilden. Von dort zog das junge Paar nach Genf, wo Tochter Patrizia 1962 zur Welt kam. Berufsbedingt wechselte die junge Familie von Genf nach Wallisellen, dann nach Brüttisellen und Dietlikon, wo Giovanni Pedone als Designer in der Schuhfabrik Walder zu arbeiten begann. Selbstständigkeit ab 1974 Im Jahre 1974 machte sich das Ehepaar selbstständig. Sie starteten ein erfolgreiches Unternehmen im Im- und Exportgeschäft für Damenhandtaschen und Lederbekleidung. Namhafte Firmen wie Ackermann, Bata, Coop, Dosenbach, Jelmoli und Peter & Vreni gehörten zu ihrer Klientel. Das Herz der Geschäftsleute aber gehörte vor allem den Kundinnen und Kunden aus Dietlikon und Umgebung. Der Kontakt zu ihnen war dem Paar immer sehr wichtig, auch nachdem sie nach gut 20 Jahren Geschäftsbetrieb ihre Firma im Jahr 1995 altershalber auflösen mussten. Es gab ausserdem noch eine andere grosse gemeinsame Leidenschaft: Giovanni und Hildegard liebten es, zu reisen, fremde Kulturen zu entdecken und Menschen auf der ganzen Welt kennenzulernen. Sie bereisten bereits vor deren politischen Öffnung China und Kuba, erkundeten die USA und waren in Europa unterwegs. Ihre besondere Liebe aber galt immer Italien, das sie aus beruflichen Gründen oft besuchten – und welches ihnen auch als Ferienaufenthaltsort äusserst genehm war. Unterstützung der Familie tat not Tochter Patrizia bekam mit ihrem Mann Mustafa die Kinder Can und Jamila, die heute 24 und 19 Jahre alt sind. Die beiden Enkelkinder waren und sind die ganz grosse Freude von Hildegard und Giovanni. Um die junge Familie bei der Renovation ihres Bauernhauses zu unterstützen, fuhren sie in den letzten 20 Jahren gemeinsam nach Schönenberg. Leider starb der Familienvater Mustafa früh. Sein Tod war ein grosser Schock für die ganze Familie. Grossmutter Hildegard und Grossvater Giovanni wurden zur wichtigen Unterstützung im Leben der Enkel, aber auch für ihre Tochter. Im Jahr 2015 starb Giovanni Pedone und Hildegard wechselte im Jahr 2018 ins Alterszentrum Hofwiesen. Dort hat sie viele altbekannte und liebgewonnene Menschen aus Dietlikon und Umgebung wiedergetroffen. Sie ist dankbar für die liebevolle Unterstützung, die sie hier erfährt und auch dafür, dass sie weitgehend gesund sein darf. Leider ist sie in den letzten sechs Monaten fast erblindet und kann daher ihre Umgebung nur noch schemenhaft erkennen. Hildegard Pedone schaut zurück auf ein gutes Leben, wie sie immer wieder betont. Die annähernd 60 Ehejahre mit Giovanni beschreibt sie mit den Worten: «Mit ihm habe ich viel erlebt, aber langweilig war es nie!»

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