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2020_16

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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 16 16.4.2020 In der ganzen Gemeinde herrscht eine ungewöhnliche Ruhe, eine Folge der Virus-Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns, welcher uns alle zwingt, die eigenen vier Wände nur im dringlichsten Fall zu verlassen. Obwohl man sich langsam an die eigenartige Situation gewöhnt hat, erstaunt der Blick auf die Strassen dennoch. Für einmal entsteht kein Stau am Brüttisellerkreuz und der Anblick der kaum befahrenen Autobahn bestätigt, dass deutlich seltener gefahren wird. Vor dem Ausbruch von Covid-19 haben die Strassen nur an Sonntagen so leer ausgesehen. Morgens um sieben sind die Busse nicht mehr vollgestopft. Nur noch selten fährt ein Geisterbus vorbei. Ein ebenso aussergewöhnliches Bild bietet der Flugplatz Dübendorf. Wo sonst während dem WEF höchstens einige Businessjets parkiert waren, reiht sich nun Linienflugzeug an Linienflugzeug. Völlig ungeachtet stehen die grossen Maschinen momentan still auf dem Flugplatz. Stille ist hier überall eingekehrt. Das öffentliche Leben ist vollends zum Erliegen gekommen, seitdem keine Anlässe oder sonstige Zusammenkünfte mehr stattfinden dürfen. Von den engen Freunden weiss man dank Telefon und Social Media, wie sie die Zeit vertreiben. Vom weiteren Umfeld hört man seltener etwas. Der Gesprächsstoff versiegt langsam, weil neben den Neuigkeiten, die das Virus betreffen, schlichtweg wenig los ist. Zudem findet kaum ein Austausch mit den restlichen Bewohnern der Gemeinde statt. Manchmal sieht man Personen, die sich doch auf der Strasse begegnet sind, mit einem grossen Sicherheitsabstand miteinander sprechen. «Wir halten uns streng an die Massnahmen des Bundesrats», sagt ein Spaziergänger. Der Boom der Spaziergänge Einzig am Waldrand und entlang der schönsten Spazierrouten in Wangen-Brüttisellen sieht man nun deutlich mehr Menschen. An sämtlichen Wochentagen und zu allen Uhrzeiten nehmen schwitzende Jogger neben entspannten Rauchern die Wege in Beschlag. Natürlich kreuzt man sich auch hier mit dem gebürtigen Abstand, doch grüsst man sich weitaus freundlicher als sonst. Ein Gefühl des Zusammenhalts und der Einigkeit in der schwierigen Zeit kommt auf, wie auch der schnelle Aufbau eines lokalen Hilfsnetzwerks zeigt. Trotz der physischen Entfernung besteht ein Gefühl der Nähe und des gegenseitigen Verständnisses. Nachbarschaftshilfe ist jetzt nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern eine willkommene Gelegenheit sich mit jemandem auszutauschen. «Mich ärgert es zwar, nicht einkaufen zu können. Aber ich verstehe natürlich, weshalb ich dies momentan nicht tun kann und ich bin meinem Sohn dankbar, dass er den wöchentlichen Einkauf für mich übernimmt,» sagt eine ältere Wangemerin. Draussen sehe sie ihre Freundinnen nicht mehr, es würden alle in ihren Wohnungen bleiben, und die Strassen kämen ihr menschenleer vor. Auch hofft sie bald wieder einkaufen zu können. Geht man an einem der Lebensmittelläden vorbei, fällt zuerst die Vielzahl von Schildern und Weisungen ins Auge. Die Stimmung beim Einkauf ist bedächtiger als sonst. Einige halten grossen Abstand, andere sind zu sehr auf ihre Einkaufsliste fokussiert. Auch beim Abfertigen der Waren und deren Bezahlung gibt es zwei Gruppen: die sehr Vorsichtigen und die eher Gleichgültigen. Im grossen Ganzen werden die Standards jedoch befolgt. Was geblieben ist Doch nicht alle Bereiche in der Öffentlichkeit sind gleichermassen betroffen. Ein freudiges Gefühl, wie im früheren Alltag, kommt auf, wenn an den vereinzelten Baustellen normal gearbeitet wird. Auch die Arztpraxen sind glücklicherweise weiterhin geöffnet, und im eigenen Radio ertönt nach wie vor unbeschwertes Geplapper. Es scheinen belanglose Überbleibsel des Alltags vor der Krise zu sein – und doch sind es Momente der Sicherheit und Beständigkeit. Trotzdem ersetzt das Radio das Gekicher nur schwer, welches auf dem Schulhausplatz fehlt. Immerhin scheint es den Jungen momentan doch gut zu gehen. Eine Teenagerin ist der Meinung, dass – obwohl die Situation noch sehr gewöhnungsbedürftig sei –, sie sich eigentlich wohl fühle. Sie vermisse ihre Freundinnen zwar, aber ansonsten sei momentan nicht viel los. Manchmal fühle es sich an, als sei draussen die Zeit stehen geblieben. Nicht viel los: Coronazeiten in Dietlikon und Wangen-Brüttisellen. (Fotos al)

Kurier Nr. 16 16.4.2020 Dorfspiegel Dietlikon 3 Viel zu tun: Karin Keil beliefert von ihrem Standort in Dietlikon mir ihren Geschäftspartnern die ganze Schweiz. (Fotos zvg) Ein Herz, das für Afrika schlägt Karin Keils Fair Trade Vertrieb Schon seit Kindertagen ist Karin Keil begeisterter Afrikafan. Ihre vielen Reisen nach Afrika und ihre Liebe für die afrikanische Küche sind auch mit der Grund dafür, warum sie in Dietlikon ein einzigartiges Fair Trade Vertriebssystem für afrikanische Saucen, Gewürze und Kapstadt Spezialitäten aufgebaut hat. In ihrer langen Zeit als Alleinunternehmerin hat sie schon einiges erlebt und viele Bekanntschaften gemacht. Alessandro Kälin Karin Keil war einst eine ganz normale Dietlikerin, mit einem ganz normalen Leben und einem normalen Bürojob. Erst ihre Leidenschaft für das Reisen und die exotische Küche sorgten bei ihr für einen Umschwung. Schon im Alter von sechs Jahren reiste sie das erste Mal nach Afrika und mit der neugefundenen Liebe zum Land kam auch die Liebe zu dessen nationalen Gerichten. Auch in der Schweiz kochte sie deswegen viel auf afrikanische Art. Als jedoch der einzige Laden, der die speziellen afrikanischen Sossen und Gewürze verkaufte, endgültig schloss, handelte sie und übernahm den Import und Vertrieb der Produkte aus Kapstadt selbst. Heute führt Karin Keil ein beachtliches Fair Trade Unternehmen – spezialisiert auf afrikanische Delikatessen. Ihre Firma «Ukuva iAfrica» ist Mitglied der Swiss Fair Trade und sämtliche Produkte tragen auch das WFTO Label, teils auch Max Havelaar. Das grosse Sortiment an verschiedenen Gewürzen, Sossen, Senfen und Currys wird vor allem in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Zoo, Helvetas-Fairtrade und kleinen Delikatessenläden unter die Schweizer Bevölkerung gebracht. Wichtig ist ihr, dass die Produkte auch gut zur Geltung kommen und beim Verkäufer zum übrigen Sortiment passen. Deswegen konzentriert die Kleinunternehmerin sich auch auf kleine und mittelgrosse Betriebe und nicht etwa auf Grosskonzerne. Karin Keil ist vor allem die Sinnhaftigkeit und die Menschennähe sehr wichtig. Deswegen fliessen 2,5 Prozent des Verkaufspreises und 2,6 Prozent des Einkaufspreises aller Produkte in die Weiterbildung der Mitarbeiter in Afrika und die Ausbildung deren Kinder. Bei ungefähr 670 Mitarbeitern ist das schon eine beachtliche Zahl. Durch ihre Unterstützung und Fortbildung der afrikanischen Arbeitskräfte will sie die Leute dazu anregen, sich selbst zu helfen und so der hohen Arbeitslosigkeit in Afrika entgegenwirken. Auch fliesst ein grosser Betrag in Mental Health Care. Die Organisation fertigt die landestypischen Perlen-Draht Dekorationen an, die jedes Ukuva Produkt zum Unikat macht. Mit ihren Handelspartnern von «Turqle Trading» steht sie ausserdem in engem Kontakt. Bei Turqle Trading handelt es sich um eine vergleichsweise kleine Fair Trade Firma, die eine enge Zusammenarbeit mit der World Fair Trade Organisation (WFTO) pflegt. Geschäftsbeziehungen und Freundschaften Zwei der wichtigsten Geschäftspartner, die Karin Keil hat, sind Rain Morgan und Pieter Swart, die Gründer von Turqle Trading. Wichtig ist den beiden Gründern das Wachstum der afrikanischen Fabriken, mit denen sie arbeiten, und die Unterstützung der dort arbeitenden Angestellten. Durch die Einflüsse von Rain Morgan und Pieter Swart in der WFTO wurden sie sogar an das grosse «African Summit Event» an die Hochschule St. Gallen eingeladen, um die Auswirkung auf Kleinunternehmen durch Fair Trade zu präsentieren. Dieser Anlass musste allerdings wegen der aktuellen COVID-19 Pandemie abgesagt werden. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Rain Morgan und Pieter Swart um zwei sehr optimistische Geschäftsleute und Problemlöser, die über die Zeit eine enge Freundschaft mit Karin Keil aufgebaut haben. Standhaft trotz Corona Auch Karin Keils Firma steht dank dem Coronavirus vor neuen Herausforderungen. Zum einen fällt der Zoo Zürich als Abnehmer im Moment komplett aus. Des Weiteren wurde dort auch noch die Eröffnung des Savannen-Areals bis auf weiteres vertagt, was als grosse Kollaboration geplant war und auch für Karin Keil ein Schlag in den Magen ist. Ebenso schlimm ist der Ausfall der meisten Messen. Da es sich beim afrikanischen Sossen und Gewürz Vertrieb in der Schweiz noch immer um einen Nischenmarkt handelt, ist die Präsentation der Produkte enorm wichtig. Nun können die Produkte nicht mehr einfach unter die Leute gebracht werden. Doch die Produktionsstätten in Afrika bleiben standhaft. Dort scheint das ganze Problem um das Coronavirus etwas kontrollierter geregelt zu sein. Deswegen ist auch Karin Keil auch trotz der leichten Panik hierzulande noch positiv eingestellt. Pläne für die Zukunft Karin Keil ist jedoch noch lange nicht fertig. Zukünftig plant sie, gewaltig zu expandieren. Nicht nur, dass sie bis zum Ende des Jahres durch den Verkauf hierzulande die Beschäftigung von mehr als tausend Mitarbeiter in Südafrika anstreben will, sie will ihr Sortiment auch breitgefächerter in Schweizer Läden anbieten und ihren Onlineshop verbessern und Firmen die Produkte als Mitarbeitergeschenke anbieten. Einer ihrer grössten Träume ist allerdings ein grosses Kochevent mit ihren Händlern aus Afrika, welches sie hier in der Schweiz abhalten möchte. Ein Unterfangen, das zweifelsohne eine Freude für die Geschmacksknospen wäre. Karin Keil hat also noch einiges vor und lässt sich mit ihrer global denkenden und zielstrebigen Art nicht aus der Ruhe bringen. Unterstützung und Fortbildung afrikanischer Arbeitskräfte, Teil des Geschäftskonzepts.

Gemeindezeitung Kurier