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2020_14

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6 Leserforum Kurier Nr.

6 Leserforum Kurier Nr. 14 2.4.2020 Gedanken zum Corona-Virus Stand eben noch die Rettung des Klimas ganz oben auf der Agenda mit prognostizierten Millionen (!) von Toten bei Nichterreichen der IPCC- Ziele, fällt die Präsenz dieses Themas vorerst dem Corona-Virus zum Opfer. Seit Tagen, seit Wochen bestimmen Meldungen zur Verbreitung des Corona-Virus die Medien. Nahezu stündlich werden neue Zahlen zu Infektionen und Verstorbenen veröffentlicht. Berichte über politische Reaktionen und die wirtschaftlichen Folgen kommen dazu. Ende der 60-er Jahre bei der Hongkong-Grippe starben weltweit 1 Million Menschen. Niemand kam damals auf die Idee, das soziale und wirtschaftliche Leben in ein künstliches Koma zu setzen. Heute wo die Medizin viel weiter ist und wo nach vorläufigem Wissensstand die Hälfte bis drei Viertel aller Infizierten gar keine Symptome zeigen, lässt die Politik es zu, dass eine im gesamten gesehen geringe Anzahl Toten über die restlichen 7,7 Milliarden Menschen bezüglich Freizügigkeit und der wirtschaftlichen und existenziellen Bedingungen implizit «bestimmen». «Riskante politische Extremmassnahmen» Macht es Sinn, im Rahmen der aktuellen politischen Extremmassnahmen die gesunden Grundstrukturen der Versorgung der Wirtschaft und der Stabilität der Gesellschaft zu riskieren? Die Antwort lautet «Nein». Es wäre unsinnig, eine temporäre Krise zu einer existenziellen Krise der Wirtschaft mit destabilisierenden Folgen für die Gesamtgesellschaft zu machen. Wie viele Tote hätte das zur Folge? Dazu der renommierte Prof. Dr. Horetz, Immunologe und Toxikologe, Europäisches Institut in Deutschland: «O-Ton: Das Corona-Virus ist in seiner Gefährlichkeit mit der bekannten Influenza vergleichbar, die wir schon in früheren Jahren hatten, Corona ist nicht die Pest, es ist nicht Ebola und sogar die Masern sind gefährlicher. Die getroffenen Massnahmen sind überzogen und ruinieren mehr Menschen als das Virus selbst.» Eines zeigt diese Pandemie aber auch: es ist Zeit für die Wirtschaft, die überbordende Globalisierung, die «just in time»-Wirtschaft wenigstens teilweise zurückzuführen, gewisse Dienste nicht unter Rendite- sondern unter Gesellschaftsperspektive zu betrachten, Sparübungen bei der Grundversorgung zu überdenken. Und noch etwas: die EU hat einmal mehr versagt, man braucht sie nicht, sie ist zerstritten und als Beitrag zur Lösung zeigt uns Frau van der Leyen, wie man richtig die Hände wäscht. Kindergarten, aber es ist zu befürchten, dass unsere Euro-Turbos dennoch diesem nur geldvernichtenden Koloss beitreten wollen, auch wenn sie dabei unsere Freiheit und Selbstbestimmung aufgeben müssen. Meinrad Lacher, Wangen Blitzschnelle Hilfe durch die Jugend Paul und Annemarie Brändli haben unliebsame Erfahrungen mit ausgebuchten Lieferservices der grossen Detailhändler gemacht. Dank der Hilfe der offenen Jugendarbeit Wangen-Brüttisellen kamen die Einkäufe dennoch ins Haus. «Zugegeben, rüstigen Senioren, zu denen wir uns zählen, fällt es nicht gerade leicht, den Einkauf zu delegieren und nicht selber zu tätigen. Doch der Aufruf des BAG an uns Risikosenioren, möglichst nicht selber einzukaufen, leuchtet ein. Zum Glück gibt es ja noch die Möglichkeit bei Migros und Coop online Lebensmittel einzukaufen. Schön wärs. Falls man überhaupt zu einem Liefertermin kommt und eine Bestellung tätigen kann, muss man zwei Wochen auf die Lieferung warten. Dies im besten Fall. Bei LeShop von Migros kriegt man zur Zeit überhaupt keinen Termin, kann also gar keinen Einkauf machen. Mit anderen Worten sind ihre Lieferdienste nicht nur am Anschlag, sondern weitgehend am Boden. Bei anderen Anbietern, Volg, farmy und so weiter sieht es nicht besser aus. In dieser Situation erinnerten wir uns an das von der offenen Jugendarbeit Wangen-Brüttisellen publizierte Hilfsangebot. Und dann lief es wie geschmiert. Der freundliche Jugendarbeiter Aleksandar Lukic erklärte uns am Telefon, wie ein solcher Einkauf abläuft. Kurze Zeit später holten zwei Jugendliche unsere Liste und das Geld ab und brachten den Einkauf innert nur einer Stunde an den vereinbarten Treffpunkt. Natürlich alles mit dem nötigen Social Distancing. Wir sind überwältigt und gerührt von der spontanen Hilfsbereitschaft der engagierten Jugendlichen und danken der ojawb für dieses eindrückliche Zeichen gelebter Solidarität.» Paul und Annemarie Brändli, Wangen «Egoismus führt in der aktuellen Lage nicht Ein persönliches Feedback zum Leserbrief: Ich arbeite im Rettungsdienst und bin tagtäglich der Gefahr ausgesetzt, mich mit dem Corona Virus zu infizieren. Wis-sen Sie, was die aktuelle Situati-on für uns als Rettungsdienst, wie auch das gesamte Personal im Gesundheitswesen bedeutet? Unermüdliches Arbeiten, das Ar-beitsgesetz mehr oder weniger ausser Kraft. Ruhezeiten können nicht mehr vollumfänglich be-rücksichtigt werden. Jeder Mitar-beiter hat Urlaubssperren erhalten und sogar die Liebsten, egal ob Risikogruppe oder nicht, sollten wir auch nicht mehr treffen, da wir tagtäglich dem Virus aus-gesetzt sind. Wenn sich die Bevölkerung nicht an die Regeln des Bundes hält, droht die aktuelle Situation noch mehr zu eskalieren. Das alles ist folglich dann selbstverständlich, wenn das gesamte Personal im Gesundheitswesen noch mehr leisten muss, um jedem Menschen gerecht zu wer-den. Händewaschen und Social Distancing helfen, die Ansteckung zu reduzieren. Doch es

Kurier Nr. 14 2.4.2020 Leserforum 7 Leserbriefe rund ums Thema Corona-Krise Diskussion um die Schutzmassnahmen Auch diese Woche gibt die Corona-Krise bei der Kurier-Leserschaft zu reden: sei es in Zusammenhang mit den vom Bundesrat verhängten Präventionsmassnahmen, oder in Bezug auf Erfahrungen beim Einkaufen. Die andere Meinung ernst nehmen Aufgrund der verschiedenen Stellungnahmen im letzten Kurier auf den Leserbrief von Carmen Jucker habe ich den Kurier vom 19. März noch einmal hervorgeholt und die Meinung von Frau Jucker zum Thema Corona-Virus noch einmal sorgfältig gelesen. Ich fand und finde Ihren Hinweis auf gewisse Spätfolgen der Krise sehr bemerkenswert und auch nicht unbegründet. Auch respektiere ich die Inhalte der verschiedenen Leserbriefschreiber im Kurier vom 26. März. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, sind die unnötigen Seitenhiebe und der Versuch ein Denkverbot auszusprechen, Stichwort Verschwörungstheorie, um damit die freie Meinungsäusserung zu unterbinden. Krisen sind ausserordentliche Zeiten und können auch zu Machtverschiebungen respektive zur Zentralisation von Entscheidungskompetenzen führen. Für die Schweiz ist dies äusserst ungewöhnlich und nagt an unserem politischen Grundverständnis. Das politische System der Schweiz ist bewusst sehr dezentral ausgestaltet (Gemeindeautonomie, Subsidiarität im Sinne, dass Aufgaben dort erledigt werden, wo sie am besten gelöst werden können, und Föderalismus). In der direkten Demokratie gilt zudem der Grundsatz, das Volk regiert und die Exekutive führt aus. Machtverhältnisse sind verschoben Durch die Krise haben sich die Machtverhältnisse verschoben. Warum soll da die Warnung nicht ausgesprochen werden dürfen, dass nach der Krise darauf geachtet werden muss, dass die volle Normalität wieder einzieht? Es gibt eine Theorie, die nicht ungefährlich ist. Richte ein Chaos an, und dann kannst du durchsetzen, was im Normalfall unmöglich wäre. Bitte kommen Sie mir nun nicht mit der Verschwörungstheorie. Beobachten Sie einfach die Entwicklungen ganz genau und nehmen Sie Ihrer Bürgerpflichten wahr, sollte etwas aus dem Ruder laufen. Reinhard Koradi, Dietlikon um Ziel» sind bei weitem nicht die einzig notwendigen Massnahmen. Sie wären sicherlich auch froh, dass Ihnen geholfen wird, wenn Sie kaum mehr atmen können oder zu schwach sind, sich selbst zu versorgen. Es ist selbstver-ständlich, dass das gesamte Perso-nal im Gesundheitswesen allen Patienten hilft, egal ob diese die Anweisungen des Bundes befolgt haben oder nicht. Die jeweiligen Patienten fragen uns dann nicht, wie lange wir schon im Einsatz sind. Unsere Pflicht ist es, zu hel-fen, Leben zu erhalten. Klar, am Anfang stand die Berufswahl. Ich würde meinen Beruf jederzeit wieder erlernen, denn ich bin sehr stolz darauf, Rettungssanitäterin zu sein und Menschen zu helfen. Jedoch sind auch alle im Gesundheitswesen tätigen Personen sehr dankbar, wenn sich die Bevölkerung an die Weisungen des Bundes hält. Denn schlussendlich ist es niemandem geholfen, wenn das gesamte Gesundheitswesen zusammenbricht. Daniela Stöckli, Brüttisellen Angst um die Macht, oder Macht ohne Angst? Nachdem ich den Lesebrief von Frau Jucker im Kurier vom 19. März gelesen habe, bin ich einfach erstarrt! Ich habe auch keine Angst vor dem Corona-Virus, aber vor solchen Menschen. Seit Tagen hören und lesen wir, wie ernst die Lage in unseren benachbarten Ländern (Italien, Spanien, Frankreich usw.) ist. Die aktuellsten Zahlen sind dementsprechend erschreckend. Der gesamte Bundesrat und das Bundesamt für Gesundheit BAG verfolgen die Lage seit längerem und leisten einen enormen Einsatz für den Schutz der Schweizer Bevölkerung. Ich bin sehr stolz auf all unsere Politikerinnen und Politiker, die Entscheidungen treffen müssen, die eine einschneidende Wirkung auf unser tägliches Leben haben, jedoch für eine Verlangsamung der Ansteckung relevant sind. Danke! Als Machtausübung missverstanden Sehr schade, dass einzelne Individuen dies als Machtausübung verstehen und zum sozialen Ungehorsam aufrufen. Als gebürtige Tessinerin verfolge ich die aktuelle Notlage in meinem Heimatkanton mit grosser Bestürzung und fühle mich machtlos. Die neusten Massnahmen, die die Tessiner Kantonsregierung getroffen hat, werden momentan von der wirtschaftlichen Macht scharf kritisiert. Einmal mehr muss ich zuhören und leer schlucken. Wollen wir die Wirtschaft, oder das Leben retten? Und was bringt es uns, die Wirtschaft zu retten, wenn dann eine ganze Generation einfach wegstirbt? Die Welle wird auch die Alpennordseite erreichen und somit die medizinische Notlage auslösen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ärzte und Pflegepersonal werden entscheiden und die Ressourcen optimal und zielgerecht einsetzen müssen. Die Risikogruppen müssen sich jetzt Gedanken machen, ob sie im Ernstfall eine künstliche Beatmung wollen oder nicht. Also die Lage ist ernst und für alle! Hört bitte damit auf, egoistisch zu denken und haltet euch an die Regeln, und zwar ab sofort! Ein grosses Dankeschön geht an alle, die im medizinischen Bereich und für die primäre Lebensmittelversorgung tätig sind und durch die Ausführung ihres Berufes an der Front stehen und somit ansteckungsgefährdet; diese Menschen sind die wahren Helden. Ilaria Delcò Tidoni, Wangen

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