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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon Kurier Nr. 50 12.12.2019 Etwa in Form der 1,7 Millionen Franken, die im nächsten Jahr im Budget der politischen Gemeinde Dietlikon als Verlust ausgewiesen werden. Nach dem Willen des Gemeinderats soll der Steuerfuss der politischen Gemeinde von 37 Prozent trotz allem nicht angetastet werden. Eine Situation, die Beat Lüönd, dem Präsident der Rechnungsprüfungskommission (RPK) Sorgenfalten ins Gesicht treibt, vor allem mit Blick auf die nächsten fünf Jahre. Schuld an der angespannten Finanzsituation sind passive Steuerausscheidungen durch den Kanton. In diesem Jahr sind sie in Kraft getreten und belasten die konsolidierte Rechnung 2019 der Gemeinde um 10 Millionen Franken. Geld, von dem Dietlikon zwar die Hälfte aus dem Finanzausgleich zurück erhält. «Trotzdem fehlt uns nach unseren Berechnungen pro Jahr ein Betrag in der Höhe von umgerechnet vier Steuerprozenten», erklärt Lüönd. Steigende Ausgaben für die Gesundheit Im gut besetzten Saal herrscht betretenes Schweigen. Es hält an, als der RPK-Präsident auf die Kostenentwicklung in den Bereichen Gesundheit und Pflege zu sprechen kommt. Auf 3,3 Millionen Franken werden die Ausgaben im Jahr 2020 budgetiert. Das entspreche einer Steigerung von 600 000 Franken – oder zwei Steuerprozenten – gegenüber diesem Jahr, rechnet er vor. Verantwortlich für diesen Anstieg sei unter anderem die stationäre Pflegefinanzierung, für welche die Gemeinde aufkommen müsse. Aber auch die Kosten für die Spitex seien seit 2013 massiv gestiegen: um ganze 80 Prozent. Lüönd hat eine Erklärung für diesen Trend: «Die Gesellschaft verlangt immer mehr nach einem solchen Pflegeangebot. Die Gemeinden müssen es mitfinanzieren.» Dann weist er auf eine weiteres Tatsache hin, die ihn bekümmert. In den nächsten fünf Jahren kommen Investitionen von 27,6 Millionen Franken auf Dietlikon zu, und das bei einem geringen Eigenfinanzierungsgrad von gerade einmal zwei Prozent. Langfristig könne eine solche Entwicklung nicht gut gehen, mahnt er. Dennoch, für 2019 sagt die RPK noch einmal «Ja» zum Budget. Lüönd schliesst mit den Worten: «Wenn die Entwicklung aber so weiter geht, werden wir in den nächsten Jahren nicht um eine Erhöhung des Steuerfusses herumkommen.» Seine Erklärung scheinen dem Plenum plausibel. Und so halten sich die Wortmeldungen in Grenzen. Mitsprache beim Brüttener-Tunnel Allerdings kommt die Frage auf, weshalb die Gemeinde angesichts der angespannten Finanzlage doch eine halbe Million Franken für die Mitplanung des Brüttener Tunnels budgetiert hat. «Weil wir mit dieser vergleichsweise geringen Summe bei der Planung mitreden und mit den SBB eine optimale Lösung anstreben können», erklärt Bauvorstand Philipp Flach. Immerhin trägt die SBB Planungkosten von 400 Millionen Franken. Angesichts dieses hohen Betrages ist der Dietliker Beitrag gering, habe aber grosse Wirkung. Wenn die Gemeinde sich nämlich nicht am Prozess beteilige, habe sie später kein Mitspracherecht. Das könnte zu Ungunsten Dietlikons ausfallen. Sorgen mit dem Budget der Schulgemeinde Unter Dach und Fach gebracht werden musste danach auch das Budget der Schulgemeinde. Und auch das treibt RPK-Präsident Lüönd Sorgenfalten ins Gesicht. Die passiven Steuerausscheidungen des Kantons würden die Schulgemeinde besonders hart treffen, führte er aus. Auf einen Schlag verliert sie 800 000 Franken Steuerertrag. Viel Geld, vor allem wenn man bedenke, dass die Schule keine anderen Einnahmen als Steuergelder habe. Trotzdem blieb Lüönd zuversichtlich. Denn anders als in den umliegenden Gemeinden wie Bassersdorf oder Wallisellen steigen die Schülerzahlen in Dietlikon nicht massiv, sondern bleiben in den nächsten Jahren weitgehend konstant. Das verhindere einen massiveren Kostenanstieg. Trotzdem steigen auch in Dietlikon die Ausgaben: in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, der Personalschulung und den Tagesstrukturen in den Schulhäusern etwa, die von der Gesellschaft gefordert werden. Der RPK-Präsident wies zudem darauf hin, dass der Fremdfinanzierungsgrad auch bei der Schulgemeinde mit 91 Prozent viel zu hoch sei. Mit anderen Worten: Nur gerade weniger als einen Zehntel der Ausgaben können in Dietlikon aus eigenen Mitteln beglichen werden. Darum werde es auch hier kritisch, schloss Lüönd, sagte aber: «Im Jahr 2020 können wir das noch einmal verkraften. Langfristig jedoch geht es auch hier nicht ohne Steuererhöhung.» Am Ende billigte der Souverän das Budget der Schulgemeinde, mit einem Verlust von rund einer Million Franken. Fragen rund um die Abfallsammelstelle Dass das Thema «Abfallsammelstelle» an der Gemeindeversammlung ebenfalls aufs Tapet kommen würde, war vorauszusehen. Die Meldung, nach der das Recyclingcenter der Loacker AG Ende Jahr schliesst, sorgte für Unmut in den Leserspalten des Kuriers. Und sie brachte dem Gemeinderat eine Anfrage von Susanne und Valter Varisco ein. Welche konkreten Gründe würden aus Sicht des Gemeinderats gegen eine vorübergehende Reaktivierung der zurzeit ungenutzten Sammelstelle an der Hofwiesenstrasse sprechen, wollten sie wissen. Die Antwort, dass der dortige Platz für ein identisches Sammelangebot nicht ausreiche und die Gemeinde unter anderem alternative Nebensammelstellen und die Möglichkeit eines Öko-Busses zur Abfallentsorgung auslote, mochte die Anfragesteller nicht zufrieden zu stellen. Auch nicht der Hinweis, dass die Betreiberfirma jährlich einen Verlust von 120 000 Franken mit der Sammelstelle einfahre. Die Mehrheit der Stimmbürger allerdings stellten sich hinter den Gemeinderat. Den Antrag für eine Diskussion zu diesem Thema lehnten sie hochkant ab. Souverän führt Schulpräsident Patrick Widmer durch den zweiten Teil der Gemeindeversammlung. (Foto lni) Weitere Beschlüsse der Gemeindeversammlung: Amtliche Seite 21.

Kurier Nr. 50 12.12.2019 Dorfspiegel Dietlikon 3 Abschied von der Ortsfeuerwehr Dietlikon Er rennt, wenns brennt Seit 18 Jahren engagiert sich Roman Bäni in der Ortsfeuerwehr Dietlikon. Ende Jahr gibt er seinen freiwilligen Einsatz auf. Dem Feuer bleibt er treu. Regina Wiesendanger Der Pager geht los. Alles stehen und liegen lassen. Egal wo. Im Bett, bei der Arbeit, beim Sport oder Shoppen. Jetzt zählt jede Sekunde. Möglichst schnell zum Einsatzort. Nach 225 Einsätzen ist Roman Bäni dieses Szenario in Fleisch und Blut übergegangen. Seit 2002 ist er Mitglied der Ortsfeuerwehr Dietlikon und rennt los, wenns brennt. Liebe auf den zweiten Blick «Wenn ich mal gross bin, will ich Feuerwehrmann werden», lautet der Berufswunsch vieler kleiner Jungs. Nicht derjenige von Roman Bäni. Obwohl bereits sein Vater 30 Jahre in der Feuerwehr war. Dass Bäni zum Retter in der Not wurde, ist seinem Freundeskreis zu verdanken. «Ein Kollege, mit dem ich Volleyball spielte, hatte die Idee mit der Feuerwehr und wollte mich davon überzeugen.» Bäni war damals 28 Jahre alt und trat mit seinem Kollegen in die Feuerwehr Dietlikon ein. Anfangs gab es bei ihm eine gewisse Zurückhaltung. «Vielleicht hatte ich auch einen gewissen Respekt vor der Aufgabe», sagt er. «Doch dann hat es mir den Ärmel rein genommen», fährt er fort. Das spürt man, wenn man ihm gegenübersitzt und er erzählt. «Das Feuer übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Man muss denken wie das Feuer, überlegen, wie es sich entwickelt, um zu wissen, wie es zu löschen ist.» Begonnen hat Bäni als Soldat. Im Laufe der Jahre wurde er Unteroffizier, Wachtmeister, im 2013 Offizier, seit drei Jahren führt er einen der beiden Löschzüge und sein Ressort ist der Atemschutz. Er bildet Leute aus, plant und leitet Übungen. Erreicht hat er die heutige Position durch Weiterbildungskurse, Engagement, überzeugendes Handeln in Übungen und Einsätzen und durch seine Persönlichkeit. Herausforderung Die Ortsfeuerwehr Dietlikon ist eine Milizfeuerwehr, die Mitglieder leisten ihren Dienst freiwillig. Bei einem Alarm müssen innert zehn Minuten zehn Einsatzkräfte am Schadenort sein – so die Vorgabe der GVZ, der Gebäudeversicherung Zürich. Tagsüber keine leichte Aufgabe. Denn die Feuerwehrmänner- und frauen sind meist bei der Arbeit, auch an weiter entfernten Orten. Als Offizier fährt Roman Bäni direkt auf den Schadenplatz. Innert kürzester Zeit muss er die Situation einschätzen, Massnahmen planen und ergreifen, Aufgaben delegieren. Eine anspruchsvolle, herausfordernde Aufgabe. Psychisch wie physisch. «Auf dem besten Weg ein Ereignis bewältigen, mit möglichst wenig Schaden», ist das Ziel Bänis. Die Einsätze sind vielfältig: Sei es eine rauchende Bratpfanne, ein Hausbrand, ein Feuer im Lager mit 40 Tonnen Pneu, das kaum zu bändigen ist, Unfallstellen sichern, Autos aufschneiden, um Menschen zu bergen, Tragehilfe beim 144-er Rettungsdienst, Fehlalarm in einem Fabrikationsbetrieb oder der Klassiker «Büsi auf dem Baum», wenn sich die Katze nicht mehr vom Baum runter traut. Was wäre, wenn es brennt und keiner kommt, um zu löschen? Selbst der Papagei, der im Gartenhäuschen im Cheminée stecken blieb, wurde gerettet. Mitunter Einsätze, über die man im Nachhinein schmunzeln kann. Doch dies täuscht nicht über die Ernsthaftigkeit der Einsätze hinweg: Feuer, bei denen Menschen an Leib und Leben bedroht sind, Hab und Gut verlieren. Tiere, die im Feuer gefangen sind. «In besonders belastenden Situationen können wir uns an den Notfallseelsorger der GVZ wenden», sagt Bäni. Ein starkes Team Bäni betrachtet die Feuerwehr als eine Art Lebensschule. Dort Gelerntes geht weit über den Feuerwehrdienst hinaus: Umgang mit Menschen, Teambildung, Leute schulen, in stressigen Situationen richtig funktionieren. Kompetenzen, die auch im Berufs- und Privatleben gefragt sind. Andere besuchen dafür teure Kompetenzund Stresstrainings. In der Feuerwehr braucht es ein Team, das gemeinsam durchs Feuer geht. Eines, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann. «Die Feuerwehr hat sich in all den Jahren, in denen ich dabei war, auch stark gewandelt. Das Material ist besser geworden, die Kleider bequemer, andere Technologien kommen zum Zug, es wird viel mehr im Voraus geplant», gibt Bäni zu bedenken. Als Offizier fuhr Roman Bäni immer direkt auf den Schadenplatz. (Foto zvg) Auch die Vorgaben der GVZ seien mehr geworden. Die Milizfeuerwehr stehe an der Schwelle zu einer Berufsfeuerwehr, denn sie sei immer professioneller geworden. Damit es im Ernstfall funktioniert, wird regelmässig geübt. Bäni war in den 18 Jahren bei 391 Übungen dabei. Geübt wird unter anderem in Unternehmen, wobei Mitarbeitende miteinbezogen werden – eine gute Vorsorge für den Ernstfall. Die Feuerwehr ist auf die Kooperationsbereitschaft der Betriebe angewiesen. «Es bestehen bereits gute Kontakte», sagt Bäni. Weitere wären wertvoll. Das Verständnis in den Betrieben für Mitarbeitende, die sich in der Feuerwehr engagieren, sei nicht immer einfach. Das ist wohl nachvollziehbar, müssen diese doch im Ernstfall von der Arbeit wegrennen. Doch was wäre, wenn es brennt und keiner kommt, um zu löschen? Nicht auszudenken. Auch Nachwuchs zu finden, sei herausfordernd, wie bei vielen freiwilligen Organisationen. «Wir möchten Berührungsängste abbauen und motivieren, sich bei der Feuerwehr zu melden und sich selber ein Bild zu machen, unverbindlich», sagt Bäni. Ende Dezember verlässt Bäni die Feuerwehr. An der Hauptübung vom 25. Oktober fanden alle offiziellen Verabschiedungen statt, auch diejenige von Bäni. Seine Dienste wurden wertschätzend verdankt und mit einem grossen Auftritt, unter Einsatz eines Flächenlöschfahrzeuges vom Flughafen Dübendorf, wurde er würdig verabschiedet. Was nimmt er mit? «In all den Jahren sind wertvolle Freundschaften entstanden, die nach meinem Ausscheiden weiter bestehen werden», sagt er. Nun freut er sich darauf, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Der gelernte Schreiner ist verheiratet, hat eine 13-jährige Tochter und einen 15-jährigen Sohn. Er betont: «Meine Frau hat mein Engagement für die Feuerwehr stets mitgetragen. Ohne dies wäre es nicht möglich gewesen. Jetzt kann ich etwas zurückgeben.» Zeit bleibt nun auch für seine Hobbies Töfffahren, Velofahren, Badmington spielen. Und nicht zu vergessen: Grillieren. «Ich bin ein leidenschaftlicher Grilleur», sagt er. Dem Feuer bleibt er also treu. Interessiert an der Feuerwehr? Informationen und Kontakte: www.feuerwehr.dietlikon.ch

Gemeindezeitung Kurier