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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 22 31.5.2019 Der Countdown läuft Spätestens tritt sie in Kraft, wenn sich die jungen Rennpiloten den Helm über den Kopf ziehen, die letzten Anweisungen des Starters beachten, um dann den vier Rädern zu vertrauen. Los gehts in der Hochrüti. Bereits nach rund 220 Metern heisst es, das Lenkrad in einer scharfen Linkskurve in die Tubstrasse zu reissen. Wichtig dabei ist, die Kontrolle der Seifenkiste mit der richtigen Geschwindigkeit zu kombinieren. Dann, nach 380 Metern, folgt wiederum eine Linkskurve. Die vielen Menschen hinter den Autoreifen und Strohballen verraten, an dieser Stelle muss es sehr interessant sein. Und in der Tat, schon von weitem sehen die aufmerksamen Beobachter die einzelnen Rennwagen kommen. Für den Piloten gilt es zuerst, die Kurve richtig einzuschätzen, die Strohballen zu umfahren, um dann mutig die letzten 300 Meter Richtung Ziel hinunter zu stürzen. Die letztpositionierte Kamera fixiert die fahrenden Kisten. Der Speaker ruft: «Nur noch wenige Meter, dann sehen Sie die Nummer 18, den berühmten Silberpfeil, ins Ziel schiessen.» Jeder Fahrer, und ist er noch so klein, erhält von den Zuschauern den berechtigten Applaus. Im Zielraum mit Grossleinwand Zum ersten Mal können die rennbegeisterten Zuschauer das Rennen im Ziel auf einer Grossleinwand von rund 28 Quadratmetern mitverfolgen. «Ja, dank einem guten Netzwerk konnten wir diese weitere Attraktion in unseren Renntag einbauen», erklärt Hammer. Die Kameras, an drei heiklen Stellen postiert, vermitteln echte Rennatmosphäre. Zweiter Startschuss für Seifenkistenrennen Nach einer Pause von einigen Jahren nimmt seit letztem Jahr die Tradition der Seifenkistenrennen in Wangen wieder Fahrt auf. Auch dieses Jahr sei die Anzahl Seifenkisten von maximal 42 erreicht worden, erzählt Lukas Hammer, Mediensprecher und Präsident des Vereins. Bei den Bobby Cars sind es rund 30. Der Verein Gaudirennen hat einiges vor: «Wir möchten dazu beitragen, dass durch die Wiedereinführung des traditionellen Seifenkistenrennens die Aktivitäten auf dem Dorfplatz auch profitieren.» Auch die kleinsten Rennfahrerinnen und Rennfahrer machten auf der Strecke eine gute Figur. (Fotos uw) Die Sicherheit wird grossgeschrieben Selbstverständlich hat der Verein die Bewilligung der Gemeinde, die auch mit Auflagen verbunden sind. Nach dem Einbau der verschiedenen Sicherheitsvorkehrungen prüft die Feuerwehrpolizei diese Sicherheitsmassnahmen, schreitet zudem die Rennstrecke ab. «Wir wollen alles tun, um die Sicherheit der Teilnehmer und Besucher sicherzustellen», ergänzt Hammer. Dafür schaffen auch 400 Pneus und rund 100 Strohballen an heiklen Stellen den nötigen Halt. Für den Verein ist es auch eine Erleichterung, dass neben dem Rennbetrieb ein Markt und Festzelt im Zielraum für zusätzliche Einnahmen sorgen. Bärenstarker Wettbewerb Die Ideen gehen dem OK anscheinend nicht aus. Heuer wurden durch eine Verlosung zwei Startplätze für das Arosa Classiccar Bergrennen verlost. Dafür dürfen nächstes Jahr zwei Wettbewerbsgewinner aus Arosa am Seifenkistenrennen in Wangen teilnehmen, inklusive einer Übernachtung im Gasthof Sternen. Gratulationen 31. Mai Elvira Kunkler, Brüttisellen 83. Geburtstag 01. Juni Ruth Widmer, Dietlikon, AZ Hofwiesen 81. Geburtstag 01. Juni Ciriaco Barrasso, Dietlikon 80. Geburtstag 03. Juni Claude Faucherre, Brüttisellen 81. Geburtstag 03. Juni René Steiner, Brüttisellen 81. Geburtstag 04. Juni Ruth Schifferle, Wangen 93. Geburtstag 06. Juni Josef Imholz, Dietlikon 81. Geburtstag 06. Juni Klaus Kollmuss, Wangen 80. Geburtstag Wir gratulieren den Jubilarinnen und den Jubilaren ganz herzlich.

Kurier Nr. 22 31.5.2019 Dorfspiegel Dietlikon 3 Diamantene Hochzeit von Veronika und Oswald Bertschy-Müllner Kompromisse, spektakuläre Aufträge und lange Reisen Seit 60 Jahren sind sie verheiratet und seit 41 Jahren wohnen sie in Dietlikon. Hier haben Veronika und Oswald Bertschy auch im kleinen Rahmen ihre Diamantene Hochzeit gefeiert. Grund zum Feiern hatten sie, ist es doch keine Selbstverständlichkeit, 60 Jahre mit dem gleichen Partner verheiratet zu sein. Ruedi Muffler Sie kommen aus verschiedenen Welten. Veronika Bertschy-Müllner ist in der Steiermark als eines von fünf Kindern aufgewachsen. Da ihre Mutter krank war und über keine Krankenkasse verfügte, musste Veronika schon früh zum Unterhalt der Familie beitragen. Auch Oswald Bertschy hatte keine einfache Jugend. Er ist auf einem Bauernhof in Düdingen aufgewachsen und musste ebenfalls von jung auf Hand anlegen. Doch wie fanden die beiden zusammen? Alle Wege führen nach Zurzach Der besseren Entlöhnung wegen beschloss Veronika Müllner, sich in der Schweiz nach einer Stelle umzuschauen. In einer Bäckerei mit Restaurant in Fräschels wurde sie fündig. Als sie wieder nach Österreich zurückkehren und eine Stelle in einer Konditorei hätte antreten können, blieb sie in der Schweiz. Ihre nächste Station war ein Restaurant in Zurzach. Am Abend traf sich eine Gruppe junger Leute, um in der wieder entdeckten Mineralquelle die Füsse zu baden. Die Clique ging aber auch gern gemeinsam tanzen. Hier hat es dann Klick gemacht, gehörte doch auch Oswald Bertschy zu dieser Gruppe. Nachdem sein Vater ihm zu Unrecht die Schuld an einem Unfall der Mutter gegeben hatte, musste er nach einem heftigen Streit den elterlichen Hof verlassen. Eigentlich hätte er gern Französisch gelernt, aber alle angebotenen Stellen beinhalteten nur Kost und Logis, jedoch keinen Lohn. In Zurzach hatte er dann bei einem Bauern, der nebenbei ein Bierdepot betrieb, eine erste bezahlte Stelle gefunden. Das Diamantene Hochzeitspaar Veronika und Oswald Bertschy vor einem der Teppiche, die von ihren Aufenthalten in der Türkei und im Iran Zeugnis ablegen. (Foto rm) Am Ziel angekommen Als Oswald Bertschy beim Bierausliefern bei einem Kunden grosse Muldenkipper sah, wuchs in ihm der Wunsch, solche Fahrzeuge zu lenken. Auf der Göscheneralp entstand in diesen Jahren der Staudamm. Hier fand er eine Stelle als Bulldozerfahrer. Einsätze auf anderen Grossbaustellen in fast allen Landesteilen folgten. Veronika Müllner zog es derweilen ins Zürichbiet. Nach einem kurzen Einsatz in Nürensdorf – der Wirt interessierte sich etwas zu sehr für seine junge Mitarbeiterin – nahm sie eine Stelle im Ausflugsrestaurant auf dem Adlisberg an. Später arbeitete sie als Kinderbetreuerin in einem Privathaushalt in Kloten. Inzwischen war aus der Fernbeziehung mehr geworden, und am 29. Mai 1959 fand in Düdingen die zivile und einen Tag danach die kirchliche Trauung statt. Der Ruf der Ferne Den ersten Wohnsitz hatte das Paar in Kloten. Oswald Bertschy arbeitete vorerst weiterhin auf dem Bau, später bei der Swissair. 1971 holte ihn sein früherer Arbeitgeber in die Baubranche zurück. Beim Bau einer Staumauer in der Türkei wurde ein Transportspezialist gebraucht. Also zogen sie in die Türkei, wo Oswald Bertschy von 1971 bis 1973 mit 50 türkischen Chauffeuren dafür sorgte, dass 250 000 Tonnen Zement rechtzeitig auf der Baustelle verfügbar waren. Zurück in der Schweiz arbeitete er bei der Alfredo Piatti AG in Dietlikon. Aber erneut rief das Ausland. So zogen die Eheleute Bertschy für zwei Jahre in den Iran. Anschliessend hätten sie an den Persischen Golf weiterziehen können. Nach einem Augenschein zogen sie es aber vor, in die Schweiz zurückzukehren. Den 10 000 Kilometer langen Heimweg legten sie mit ihrem Range Rover zurück. Sesshaft in Dietlikon Kaum wieder in der Schweiz begegnete Oswald Bertschy Ende 1977 Alfredo Piatti, der ihm die alte Stelle wieder anbot. Gleichzeitig bot sich die Gelegenheit, im Dietliker Unterdorf eine Attikawohnung zu erwerben, in der das Ehepaar Bertschy nun seit 41 Jahren lebt. Nach einem Führungswechsel verliess Bertschy 1991 die Alfredo Piatti AG, um sich selbstständig zu machen. Im Auftragsverhältnis plante, organisierte und koordinierte er Spezialtransporte. Einer seiner spektakulärsten Aufträge war 1998 der Transport des Motorschiffes Jungfrau vom Thunersee in den Brienzersee auf dem Landweg. Im Alter von 71 Jahren setzte sich Bertschy 2004 zur Ruhe. Veronika Bertschy arbeitete bis zur Pensionierung bei der Migros im Glattzentrum. Kopf oder Zahl Für Hobbys hatte Oswald Bertschy keine Zeit. Veronika Bertschy hat zeitlebens gern genäht. Beiden gemeinsam war die Freude am Reisen. Sie haben mehrere Kreuzfahrten rund um Europa unternommen. Auch an eine Reise durch die USA erinnern sie sich gern. Vor sechs Jahren hat sich Oswald Bertschy bei einem Sturz am Rücken verletzt und darunter leidet er noch immer, weshalb weite Reisen nicht mehr möglich sind. Er verfolgt jedoch die gesellschaftliche und politische Entwicklung in der Welt sehr aufmerksam und sehr kritisch. Obwohl ihr Kinderwunsch nicht in Erfüllung gegangen ist, sind Veronika und Oswald Bertschy mit ihrem Leben zufrieden. Fragt man sie nach dem Rezept für eine lange, glückliche Ehe, kommt Veronika Bertschys Antwort ohne zu zögern: «Man muss bereit sein, Kompromisse einzugehen. Wenn es hart auf hart gegangen ist, haben wir einer Münze – Kopf oder Zahl – den Entscheid überlassen.» Vielleicht müsste man diese Methode öfter anwenden, nicht nur wenn es um das harmonische Zusammenleben geht.

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