Aufrufe
vor 5 Jahren

2018_41

  • Text
  • Dietlikon
  • Oktober
  • Gemeinde
  • Gemeinderat
  • Kurier
  • Telefon
  • Geburtstag
  • Zeit
  • Wangen
  • Abend

4 Dorfspiegel Dietlikon

4 Dorfspiegel Dietlikon Kurier Nr. 41 12.10.2018 Jubilarenehrung in Dietlikon «Schöne Feier und feines Essen» Runde Geburtstage und ein halbes Jahrhundert Ehe sind ein guter Grund für ein Fest. Im Fadachersaal in Dietlikon versammelten sich dazu rund hundert Personen. Sibylle Ratz Die runden Tische sind schön dekoriert und gedeckt. Der überreichte Aperitif lässt die Aufregung ein wenig sinken. Man sieht, dass heute etwas gefeiert wird im Fadachersaal. In Dietlikon wohnende Personen, die dieses Jahr ihren 80. oder 85. Geburtstag feiern dürfen, sind von der Gemeinde zur Feier eingeladen sowie Ehepaare, die heuer eine goldene Hochzeit erleben dürfen. Zu Beginn sind einige Jubilare und ihre Angehörigen noch ein wenig unsicher und aufgeregt, was sie da erwartet. Doch das legt sich bald und die Tische füllen sich mit Menschen, die lachen, erzählen oder auch einfach ruhig geniessen. Zeit nehmen, um zu feiern Erzählen könnten sie alle viel. 80 oder 85 Jahre leben sie schon auf diesem Planeten und haben vieles gesehen und erlebt. Aber jetzt möchten sie einfach geniessen und mit alten Weggefährten und neuen Bekannten ein wenig plaudern. Gemeindepräsidentin Edith Zuber spricht in ihrer Begrüssung auch davon, dass die Feste gefeiert werden sollen, wie sie fallen und dass alles seine Zeit hat. Zeit genommen für die Organisation dieses Anlasses hat sich das Team für Senioren unter der Leitung von Vreni Rosenberger. Zusammen mit Rosmarie Kinz und Edith Heubeck haben sie an diesem Abend alles gut im Griff. Und vor dem Anlass hat sich Edith Heubeck gar noch die Zeit genommen, für jeden Gast ein farbiges Herbstblatt zu häckeln, das als Erinnerung dieses Anlasses dienen soll. Geehrt werden die Jubilare dann auch noch mit einer langstieligen Rose. Wünsche und goldene Hochzeiten Die Gruppe der 80-Jährigen ist noch relativ gross. Bei den 85-Jährigen werden es weniger. Die Geburtstagskinder schätzen auch die Geburtstagswünsche, die jeweils in Kartenform von der Gemeinde kommen, wie mehrere Edith Zuber und Gemeinderat Roger Würsch darauf ansprechen und sich bedanken. Goldene Hochzeit feiern dürfen die Ehepaare Sommer und Woltersdorf. Auf die Frage, ob es denn ein Rezept gäbe für eine so lange Ehe, sagt Marianne Sommer lachend zusammen mit ihrem Ehemann Bernhard: «Kompromisse. Man muss halt auch immer wieder einmal bereit sein, Kompromisse einzugehen.» Das scheint den beiden aber nicht besonders schwer zu fallen. Mindestens heute Abend sind sie sich einig darüber, dass sie die Feier schön und das Essen fein finden. Und ein klein wenig darf auch Edith Zuber heute Abend feiern. In der Politik muss sie auch immer Gemeindepräsidentin Edith Zuber im Gespräch mit Jubilaren. (Foto sr) wieder Kompromisse eingehen. Aber seit längerem wehrt sich Dietlikon gegen Pläne der SBB, für ein neues Gleis unmittelbar vor dem Quartier Lampitzäckern eine grosse Überwerfung zu bauen. Einen Tag vor der Jubilarenfeier ist nun in den Medien bekannt geworden, dass das Bundesamt für Verkehr die SBB beauftragt, für das geplante neue Gleis doch auch ein Projekt für eine Unterwerfung auszuarbeiten. «Ja, darüber habe ich mich sehr gefreut», bestätigt Edith Zuber. Für das Essen zeichnete das Team vom Nota Bene mit Rainer Zysk verantwortlich. Zwischen den Gängen sorgen eine Formation der Glattal-Musikanten sowie eine bühnenfüllende Gruppe des Musikvereins Dietlikon unter der Leitung von Patrick Scherr für Stimmung. Mit Musikklassikern wie «Singing in the rain», Märschen und Hymnen überzeugen die Blasmusiker mit ihrem Können. Beim Dessert möchten dann fast alle gerne noch ein persönliches Foto für das Familienalbum. Der Abend soll in Erinnerung bleiben. Schwelgten in Erinnerungen und liessen sich feiern: Die Jubilare im Fadachersaal.

Kurier Nr. 41 12.10.2018 Dorfspiegel Dietlikon 5 Fulminanter Start in die zehnte Spielzeit des Kulturtreffs Dietlikon Weibliche List zwingt selbst den Teufel in die Knie Lässt sich ein über 500-seitiger Roman in 90 Minuten auf die Bühne bringen? Dass dies möglich ist, auch wenn mit dem Romanstoff sehr frei umgegangen wird, bewies die Compagnia Bluff am Wochenende im Dietliker Kino/Kleintheater im Alexander Bertea-Dorftreff. Ruedi Muffler Der Roman «Der Meister und Margarita» ist das bekannteste Werk von Michail Bulgakow. Enstanden ist er zwischen 1928 und 1940 und gilt als Klassiker der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er wurde verfilmt und es existieren verschiedene Bühnenfassungen. Der Roman schildert in einer satirischen Weise das Leben in stalinistischen Moskau. Es überrascht daher nicht, dass das Werk ins Fadenkreuz der Zensur geriet und als es 1960 in Fortsetzungen in einer Literaturzeitschrift erschien, um rund ein Achtel gekürzt wurde. Das Stück erinnert an eine italienische Commedia dell‘arte. Ein Team-Werk Die Truppe Compagnia Bluff hat sich erst vor kurzer Zeit gebildet. Die Mitglieder haben alle die heutige Accademia Teatro Dimitri in Verscio durchlaufen und standen bereits in anderer Zusammensetzung auf der Bühne. Fabrizio Pestilli bestritt mit I tre Secondi schon die Eröffnungsvorstellung «Zürich Hauptbahnhof» des Kulturtreffs Dietlikon am 2. Oktober 2009 und war seither noch mehrere Male hier zu Gast. Wie wohl er sich hier fühlt, beweist sein Statement: «Ich bin hier zu Hause!» Ihre Bühnenfassung von «Meister und Margarita» hat die Compagnia Bluff – Bluff steht für Täuschung, Überraschung oder eben Bluff – selbst erarbeitet. «Wir haben alle den Roman gelesen», führt Heike Möhlen, das weibliche Mitglied der Truppe aus, «und uns dann Gedanken gemacht, was wie umgesetzt werden könnte. Daraus sind in monatelanger Arbeit Ideen entstanden, die wir dann ausprobiert, geändert, wieder verworfen oder verfeinert haben. So ist mit der Zeit ein roter Faden entstanden. Aber auch der wurde nochmals geändert, bis schliesslich das herausgekommen ist, was heute auf der Bühne zu sehen ist.» Capo Comico, der Kopf der Gruppe, ist Fabrizio Pestilli, der nicht nur als agiler Darsteller auf der Bühne steht, sondern dem Stück auch als Regisseur seine endgültige Form gegeben hat. Dass mit dem Romanstoff sehr frei umgegangen worden ist, bestreitet Heike Möhlen nicht. Die Compagnia Bluff (von links): Fabrizio Pestilli als Korowjew, Heike Möhlen als Margarita und David Labanca als Kater Behemoth. (Foto rm) Die Frage, wie viel Bulgakow denn im Theaterstück der Compagnia Bluff noch stecke, beantwortet sie wie folgt: «Wir haben versucht, möglichst viel von dem, was Bulgakow mit seinem Roman gewollt hat, in unserem Stück zu haben. Dass ein Künstler wie der Meister in der wahnsinnigen Welt und der Enge des Administrativen verrückt werden muss, aber auch, dass die Bösen sozusagen gerecht werden, sind Kernpunkte im Roman. Diese haben wir versucht zu erhalten.» Turbulentes Geschehen Die drei Darsteller, Heike Möhlen, David Labanca und Fabrizio Pestilli, füllen zwölf Rollen aus, was rasante Kostüm- und Charakterwechsel verlangt. Pestilli gibt sowohl den Teufel in der Person von Voland, dessen Gehilfen Korowjew wie auch den Meister. Heike Möhlen verkörpert Volands Gehilfin Gella, die linientreue Literaturkritikerin und die über weite Strecken kindlichnaive, reine Margarita. Als Kater Behemoth, ein weiterer teuflischer Gehilfe, Voland und Dichter Ponyrew beweist David Labanca auch sein artistisches Können. Damit sind noch nicht alle Rollen aufgeführt, welche die drei Darsteller gekonnt ausfüllen. Sprachlich ist das Publikum gefordert. Margarita spricht ausschliesslich Deutsch. Ebenso konsequent spricht der Kater Behemoth nur Französisch. Andere Figuren bedienen sich ausgiebig der italienischen Sprache. Auch gesungen wird in verschiedenen Sprachen. Vom Spielverlauf, der oft überspitzten Darstellungsart, der Mischung von Schauspielkunst, Gesang und Akrobatik erinnert das Stück an eine italienische Commedia dell‘ arte, bei der das Wie wichtiger ist als das Was. Um ihren geliebten Meister aus der Irrenanstalt befreien zu können, in die er sich selber hat einliefern lassen, um der Welt zu entkommen, muss Margarita ein grosses Opfer bringen. Sie muss dem Teufel, also dem listigen Voland, der wie er sagt, nicht gern im Rampenlicht steht, ihre Seele verkaufen. Den Teufel überlisten Kaum hat sich das Paar gefunden, fordert Voland diese. Damit Margarita sie ihm geben kann, muss sie sterben, wobei sie die Todesart im Vertrag, den sie mit Voland geschlossen hat, selber hat bestimmen können. Wie sie ihr Sterben hinauszögert und den Teufel, wenigstens vorübergehend, überlistet, sei hier nicht verraten. Das Publikum, das leider an beiden Abenden das kleine Theater im Dorftreff nicht ganz zu füllen vermochte, dankte dem Ensemble für seine tolle Leistung mit herzlichem Applaus. Gern wurde die Gelegenheit benützt, nach der Vorstellung im Theaterbistro mit den drei Künstlern noch ins Gespräch zu kommen.

Gemeindezeitung Kurier