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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 30 27.7.2018 Dann wird er ernst: «Wir machen alles kaputt!», beklagt er und zeigt auf den Bilderreigen auf dem Bildschirm. Auf den ersten Aufnahmen, die er vor 16 Jahren machte, erstrecken sich vor dem Haus noch blühende Wiesen. Vereinzelte Bäume säumen die Wege. Sie dienen zahlreichen Vögeln als Rast- und Nistplatz. Ein Storchenpärchen, das er fotografiert hat, fühlt sich hier wohl. Auf den heutigen Fotos sieht es anders aus: Viele Bäume sind verschwunden, und die bunten Blumen – ein Zeichen der Artenvielfalt – in den Wiesen ebenfalls. «Und mit ihnen die Tiere», hält der passionierte Hobbyfotograf fest. Gift aus dem Tankwagen Dann folgt das Bild, das er vor ein paar Wochen gemacht hat und das ihn besonders nachdenklich stimmt: Es zeigt zwei Tankwagen und einen Traktor, der über die Felder rollt und mit einem breiten Spritzrechen Dünger ausbringt. Chemie, ist Pidu Peyer sicher. «Heute wird Gift gespritzt, um Unkraut zu vernichten. Damit wird aber auch die Biodiversität zerstört. Und das alles nur, um den Ertrag zu erhöhen», sagt er. «Dank diesen Chemikalien kann man dem Gras beinahe schon beim Wachsen zusehen.» Für den Landwirt mag das gut sein. Doch für Mensch und Natur sei der Rückgang der Arten eine Katastrophe. Ein Paradies mit Rissen Aufgefallen sind ihm die Veränderungen in der Natur, weil er seit den 1980er-Jahren von hier aus die Flora und Fauna beobachtet. Seit 2002 fotografiert er sie zudem, stets aus demselben Winkel von seinem Küchenbalkon aus. «Ursprünglich, weil mich die Idylle begeisterte», erinnert er sich. Doch wenn er jetzt die Bilder nacheinander betrachtet, hat das Paradies Risse bekommen. Unfreiwillig wurde Pidu Peyer zum Chronisten, der die Entwicklung festhält. Wenn seine Bilder einen Beitrag dazu leisten können, die Menschen aufzurütteln, würden sie ihren Zweck erfüllen, sagt er. Gleichzeitig habe er eine sinnvolle Aufgabe gefunden, die es ihm erlaube, seiner Leidenschaft, der Fotografie nachzugehen. Entdeckt hat er sie erst spät, in den Nullerjahren, mit dem Kauf seiner ersten Digitalkamera. Dass er damit Fauna und Flora festhalten würde, war ihm von Anfang an klar. Denn die Liebe zur Natur und ihrer Schönheit hegte er schon immer. Vielleicht auch, weil sie Teil der biblischen Schöpfungsgeschichte ist, zu welcher er als ehemaliger Priester der neuapostolischen Kirche eine innige Beziehung hat. Er sei aber kein militanter Grüner, fügt Pidu Peyer lachend hinzu. Am 1. Juli ist er in Pension gegangen. Nach seiner Arbeit als Softwareentwickler in der Medizintechnik habe er nun Zeit, darüber nachzudenken, was er mit den vielen Fotos machen wolle. In welcher Form er seine Fotosammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen Unfreiwillig wurde Pidu Peyer zum Chronisten, der den Rückgang der Artenvielfalt festhält. will, weiss er indes noch nicht. Sicher ist nur, dass er weiterhin am Küchenfenster stehen und fotografisch festhalten wird, was in der Natur vor sich geht. Gleichzeitig dürfte er nun auch mehr Zeit haben, um mit der Kamera durch Wald und Hain zu streifen, und sozusagen von mittendrin über den Rückgang der Artenvielfalt zu berichten – in Zukunft auch für den Kurier. Manchmal tut es aber auch gut, die wehmütigen Gedanken über die Natur zu vergessen. Dabei hilft Pidu Peyer die Musik: Er singt als Bass II im Zusatzchor des Opernhauses Zürich. Die Vollkommenheit, wie sie in der Natur immer mehr verloren gehe – in der Klassik sei sie ungebrochen, sagt er. Dann packt er die Kamera: Draussen streiten sicher Elstern lautstark. Der nächste Schnappschuss ist bald im Kasten. Bundesfeier in den Kuriergemeinden Geschätzte Leserinnen und Leser Der 1. August naht, und damit die traditionellen Feiern in Wangen-Brüttisellen und Dietlikon. Eine lieb gewonnene Tradition sind dabei die Gedanken der Gemeindepräsidentinnen rund um die Bundesfeiern, die Sie auf dieser Doppelseite finden. Sie dürfen natürlich im Kurier nicht fehlen. Zu einer gelungenen 1. August-Feier gehören eigentlich auch Feuerwerke und Höhenfeuer. Ob sie dieses Jahr Leo Niessner gezündet werden – und in welcher Form – ist allerdings ungewiss. Denn das trockene Wetter in der Schweiz könnte vielen Gemeinden einen Strich durch die Rechnung machen. Sollte es bis zum 1. August nicht ausreichend regnen, droht vielerorts ein Feuerverbot. Der Kurier verabschiedet sich nun in eine kurze Sommerpause. In der nächsten Nummer, die am 10. August erscheint, blicken wir unter anderem auf die Bundesfeiern. Bis dahin wünschen wir Ihnen eine schöne Sommerzeit. Leo Niessner, Chefredaktor Der 1. August in der Gemeinde Dietlikon Edith Zuber Haben Sie gewusst, dass 2018 das Europäische Kulturerbe-Jahr begangen wird? Auch die Schweiz macht mit! Während des ganzen Jahres wird das Kulturerbe durch Kulturerbe: Schoggitaler 2018. (Foto zvg) verschiedene Veranstaltungen in den Mittelpunkt gerückt. So wurden zum Beispiel Ende Mai mit der Aktion «Offene Tore» den interessierten Besuchern Blicke in private historische Wohnhäuser und Gärten ermöglicht. Am letzten Septemberwochenende sind in Zürich die Open House Tage inklusive Führungen geplant (www.openhousezurich.org). Die Kernbotschaft des Kulturerbe- Jahres lautet: «Kulturerbe – schau hin!» Sie ruft dazu auf, dass wir unser Kulturerbe geniessen, erleben und pflegen sollen. Zum kulturellen Erbe eines Landes gehören aber nicht nur historische Häuser und Bauten, sondern auch Landschaften, historische Wege und Traditionen, wie es die 1. Augustfeier ist. Sie alle machen den Lebensraum unseres Landes aus und stiften in der globalisierten und hektischen Welt Identität und Ruhe, indem sie über das Lebensalter eines Menschen hinaus ausstrahlen. Dank historischer Zeitzeugen, die nicht dem Abbruch freigegeben werden, wird Geschichte und ein Gefühl für Zeit erlebbar. Diesem überlieferten Geschenk gilt es Sorge zu tragen und so für kommende Generationen zu erhalten und zu beleben. Sehr gut erinnere ich mich an temporäre Nachbarn, frisch aus den USA zugezogen, die es kaum fassen konnten, dass es in Dietlikon echte historische Häuser aus dem 16. Jahrhundert gibt, gut erhalten und bewohnt. Eine der Organisationen, die sich seit 113 Jahren für den Erhalt wertvoller Zeitzeugen aber auch für gute neue Architektur einsetzt, ist der Schweizer Heimatschutz. Es passt daher unglaublich gut zum Kulturerbe-Jahr, dass die diesjährige Dietliker Festrede zum Nationalfeiertag durch den Präsidenten des Schweizer Heimatschutzes, Martin Killias, gehalten wird. Ich hoffe, dass uns Petrus auch dieses Jahr wohlgesinnt ist, damit wir diese traditionelle und würdige Feier auf unserem malerischen Dorfplatz, umgeben von historischer Kulturerbe-Kulisse, abhalten können. Ich freue mich auf Ihre Teilnahme daran! Herzlich Ihre Edith Zuber, Gemeindepräsidentin Dietlikon

Kurier Nr. 30 27.7.2018 Gedanken zum 1. August 3 Europäisches Jahr des Kulturerbes Kulturerbe – Kultur erben? Kann man Kultur erben? Was verstehen wir überhaupt unter Kultur? Ist es das Unesco Welterbe? Sind es die alten Bauten wie Marlis Dürst archäologische Stätten, Baudenkmäler oder die verschiedenen Künste? Oder sind es auch Brauchtümer und Traditionen? Je länger ich mir Gedanken zu dieser Frage gemacht habe, desto mehr Stichworte sind mir zu Brauchtum und Tradition eingefallen. Schweizer Volksmusik, Appenzeller Malerei, Geranien, Chilbi, Rösti, Jodel, Birchermüesli, Schwingen, Alphorn, Räbeliechtli….Vielleicht etwas wirr, aber diese Begriffe gehören zu meinem Leben, sind Erinnerungen an Orte und Anlässe, die durch Wiederholung zu Traditionen und Schweizer Kultur geworden sind. Aus aktuellem Grund fliessen meine Gedanken weiter: Servelat, Schweizerkreuz, Landeshymne, 1. August-Feier... Damit bin ich natürlich bei unserem Nationalfeiertag angelangt, den wir seit 727 Jahren feiern können. Ein Tag, den wir ganz bestimmt als Kulturerbe bezeichnen dürfen, der zur Schweizer Kultur gehört, wie kaum ein anderer Anlass. Allerdings wird erst seit 127 Jahren am 1. August gefeiert. Das Datum liege für die heutige Zeit falsch, weil es mitten in die Sommerferien falle, höre ich oft. Müssten wir deshalb wieder einmal das Datum ändern, diesmal aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen und nicht aus geschichtlichen Gründen? Hilfe von Freiwilligen und Vereinen Den 1. August könnte man ja grundsätzlich überall feiern, auch in den Ferien. Nicht zu leugnen ist jedoch, dass die Bundesfeier für viele Menschen an Bedeutung verloren hat. In fast allen Gemeinden der Schweiz finden zwar noch gut besuchte Bundesfeiern statt. Diese sind nicht bedroht, weil es keine Besucherinnen und Besucher mehr gibt, sondern, weil eine weitere Tradition ebenfalls an Bedeutung verliert. Es mangelt an freiwillig tätigen Menschen, die die Bundesfeiern organisieren. In der Presse konnte man von gefährdeten Feiern im Zürcher Oberland lesen, wo sich erst in letzter Minute Freiwillige meldeten. Ja, diese Papaver Somniferum (Mohn Schweizerfahne) ist echt! Sie blüht im Botanischen Garten Zürich, wo sie Kurier-Leser Ruedi Ackermann aus Dietlikon fotografiert hat. Dort verstrahlt sie ihr eigenes Feuerwerk zum 1. August: eines aus Farben. «Den 1. August könnte man ja grundsätzlich überall feiern, auch in den Ferien.» Marlis Dürst In Wangen-Brüttisellen kann mit Unterstützung und dem grossen Engagement von einzelnen Vereinen und weiteren freiwillig tätigen Privatpersonen seit Jahren eine feierliche und stimmungsvolle Bundesfeier durchgeführt werden, so auch dieses Jahr. Dafür danke ich allen Beteiligten schon heute ganz herzlich. Leider wird der Schaukelverein nach vielen Jahren die Festwirtschaft am Abend des Nationalfeiertages zum letzten Mal durchführen. Noch ist nicht bekannt, ob ein anderer Verein oder auch Privatpersonen die Organisation der Festwirtschaft übernehmen werden. Gern dürfen sich Interessierte für Auskünfte an den Schaukelverein oder die Gemeindeverwaltung wenden. Es wäre schön, wenn wir auch nächstes Jahr im gewohnten Rahmen feiern dürften und unser schönes Kulturerbe, den Nationalfeiertag der Schweiz, auch in Wangen-Brüttisellen weiterhin pflegen und damit unseren Kindern weitervererben könnten. Ich lade Sie ein, am 1. August mit uns zu feiern. Wir starten um 18.15 Uhr mit der offiziellen Feier auf dem Kirchenplatz in Wangen. Unser Festredner, Bruno Bär, wird passend zum «Europäischen Jahr des Kulturerbes» zum Thema «Kulturerbe – Heimat» sprechen. Anschliessend lassen wir den Abend auch dieses Jahr mit dem traditionellen Höhenfeuer und einem tollen Feuerwerk auf dem Aegmet ausklingen. Das detaillierte Festprogramm können Sie dem Inserat in diesem Kurier entnehmen. Ich freue mich auf viele Besucherinnen und Besucher. Ihre Gemeindepräsidentin Marlis Dürst

Gemeindezeitung Kurier