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2018_16

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4 Dorfspiegel

4 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 16 20.4.2018 Künftige Dancing Stars? Bei «Dancing Classrooms» legten die jungen Teilnehmer beachtliche Schwünge aufs Parkett. (Fotos he) Abschlussfest «Dancing Classrooms» in der Steiacher Schule «Willst du mit mir tanzen?» Die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen der Steiacher Schule lernten seit Mitte Januar im pädagogischen Tanzprogramm «Dancing Classrooms» verschiedene Tänze. Am Abschlussfest vom letzten Mittwoch im Gsellhof legten sie einen glänzenden Auftritt hin. Helga Eissler Draussen versinkt die Welt im Zwielicht des ausklingenden Frühlingstags. Im Gsellhof wirbeln die Fünftklässler mit Merengue, Rumba, Foxtrott, Tango, Walzer, Swing, Polka und zwei Line Dances übers Parkett. Rund 200 Eltern, Geschwister und Grosseltern haben Platz genommen und können ihre Blicke kaum von den chic herausgeputzten jungen Ladies und Gentlemen abwenden. Viele haben ihre Smartphones gezückt, um diese zauberhaften Momente festzuhalten. Von New York in die Schweiz Der Verein Dancing Classrooms wurde 1994 in New York gegründet und ist seit 2010 auch in der Schweiz etabliert. Während 10 Wochen lernen die Kinder gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und einem für das Programm ausgebildeten Tanzlehrer sieben Gesellschaftstänze und zwei bis drei Line Dances. Das Thema Tanz wird vom Klassenlehrer in den Unterricht aufgenommen und die Kinder können ihre Eindrücke und das während der Tanzlektionen Erlernte aufarbeiten. «Beim Projekt Dancing Classrooms geht es aber um viel mehr als das blosse Vermitteln der Tanzschritte», erklärt Tanzlehrerin Emilie Müller. Die Schüler sollen Berührungsängste abbauen, den respektvollen Umgang miteinander lernen und Selbstvertrauen gewinnen. Und das alles mit viel Spass und Freude an der Bewegung! Aller Anfang ist schwer Seit Mitte Januar besuchten die beiden fünften Klassen jede Woche den Tanzunterricht. Sieben verschiedene Standardtänze und zwei Line Dances wurden dabei zusammen mit der unermüdlichen Tanzlehrerin Emilie Müller einstudiert. «Es war nicht immer einfach. Aber wir haben gelernt, respektvoll miteinander umzugehen und ein Team zu bilden», erzählt sie während der Hauptprobe am Nachmittag. An diesem Nachmittag erhält der grosse Auftritt seinen letzten Schliff und verspricht eine tolle Sache zu werden. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Lehrpersonen Linda Sulzer, Carmen Ricklin, Werner Naef, Daniel Hauser und Daniel Rückstein mit ihrem Coaching zum Erfolg des Projekts beigetragen haben. Showtime Und am Abend geht es dann endlich vor dem grossen Publikum los. Obwohl es einigen Fünftklässlern nach ihren Aussagen zu Beginn der Tanzstunden unangenehm gewesen sei, mit dem Tanzpartner oder der Tanzpartnerin auf Tuchfühlung zu gehen, verneigen sich die jungen Gentlemen vor ihrer Lady mit der Frage: «Willst du mit mir tanzen?». Natürlich will sie, und er reicht ihr gentlemanlike den Arm und bringt sie nach dem Tanz galant an ihren Platz zurück. Zwischen den einzelnen Tänzen, die immer zuerst von einem Paar und danach von einer der beiden Schulklassen zusammen aufgeführt werden, erfahren die Anwesenden in kleinen Vorträgen von Ladies und Gentlemen die Geschichte der Tänze. Im Kunstunterricht gezeichnete Bilder und modellierte Skulpturen zum Thema Tanz werden ebenfalls präsentiert. Showtime: Respekt ist beim Tanzen das A und O. Nach Line Dances Stamp und Cha- Cha-Slide kommt das Publikum auch noch zum Handkuss und muss das Tanzbein schwingen. Jedes Kind darf sich dafür eine Person aus dem Verwandten- oder Freundeskreis aussuchen. Nach einem Crashkurs in Merengue sieht es aber längst nicht so elegant und leichtfüssig aus wie bei den jungen Ladys und Gentlemen. Und zum Schluss noch eine gute Nachricht für die Fünftklässler des Schuljahres 2018/2019: Schulleiter Urs Wäckerlin verkündet in seiner Verabschiedung, dass nach dem grossartigen Erfolg der Premiere der «Dancing Classrooms» diese im kommenden Jahr weitergeführt werden. Dann heisst es wieder: «Let’s dance.»

Kurier Nr. 16 20.4.2018 Dorfspiegel Dietlikon 5 Ein Leben als Balletttänzer Charismatischer Ballett-Tänzer 15 Jahre lang stand Andreas Michael von Arb im Rampenlicht. Seit kurzem leitet der Dietliker die Ballettschule seiner Mutter in Zürich und spricht über seine Ballettkarriere. Laura Angst Die Faszination fürs Ballett wurde Andreas Michael von Arb (41) in die Wiege gelegt. Seine Mutter war Ballerina und leitete über 40 Jahre die eigene Ballettschule in Schwamendingen. Kein Wunder schlüpfte von Arb bereits mit acht Jahren in seine Ballettschuhe – der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm. Heute blickt er auf 15 Jahre Bühnenpräsenz zurück und gibt seine Leidenschaft in der Ballettschule seiner Mutter weiter. Die Anfänge einer grossen Karriere Früh wurde den von Arbs beigebracht, dass, wenn sie etwas anpacken, das auch professionell gemacht werden müsse. Während der Bruder ambitioniert Eishockey spielte, folgte Andreas von Arb den Spuren seiner Mutter. Mit acht Jahren drehte er erste Pirouetten im elterlichen Ballettstudio und vier Jahre später ergänzte er sein Repertoire mit Eislauf. Da es trotz grossem Talent im Eislauf nicht für eine Aufnahme in die Kunst- und Sportschule Zürich reichte, reiste von Arb im bescheidenen Alter von 15 Jahren alleine nach Kanada, um dort seine Eislaufkünste zu perfektionieren. Trotz anfänglicher Motivation fühlte sich von Arb sehr isoliert und einsam. Deshalb kam er zurück in die Schweiz und trainierte fortan Ballett bei seiner Mutter und stand parallel dazu auf dem Eis. Kurz darauf wurde von Arb in der Schweizerischen Ballett-Berufsschule (heute TAZ) aufgenommen und sahnte nach dem Juniorenschweizermeistertitel mit 18 Jahren auch noch den Vize-Schweizermeistertitel im Eiskunstlauf ab. Ein Jahr später versuchte es von Arb schliesslich an der staatlichen Ballettschule in Berlin und setzte somit alles auf eine Karte. «Ich habe eigentlich nie gesagt, dass ich mit dem Eislaufen aufhöre. Aber in Berlin hatte ich schlicht keine Zeit mehr. Alles drehte sich nur noch ums Ballett», erzählt von Arb. In Berlin konnte sich der Spätzünder zum ersten Mal mit anderen Männern messen, da er bislang hauptsächlich mit Frauen trainierte. Und dies habe ihm – obwohl er der älteste war und einiges aufzuholen hatte – sehr gut getan. tanzte er schliesslich während sieben Jahren im Ballett der Staatsoper Hannover als erster Solist. Ob er eine Lieblingsrolle habe? «Den Oberon im Sommernachtstraum habe ich sehr gern getanzt. Diese Rolle hat mir sehr entsprochen», antwortet von Arb. «Ich bin nicht der klassische Prinz – ich habe eher einen bösen Look», erzählt er weiter. So tanzte er meist charakterreiche, dominante und starke Rollen und wurde dementsprechend in den Kritiken auch als technisch- und ausdrucksstarker Tänzer eingestuft. Ob dies auch seinem Gemüt entspreche, entgegnet von Arb schmunzelnd: «Ich hätte schon auch gerne mal den schönen, herzigen Prinzen gespielt.» Von den Besten lernen: Andreas und Gerda von Arb mit Schülern. (Fotos la) Ballett ist unheimlich disziplinär Dass Ballett unheimlich viel Disziplin abverlangt, ist wohl niemandem fremd. So sei es üblich, die Oper erst kurz vor Mitternacht zu verlassen und am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder im Ballettsaal zu stehen. Zudem gebe es Direktoren, die einem alles abverlangen. «Künstler sind emotionale Menschen. Wenn gewisse Direktoren nicht sofort das bekommen, was sie wollen, werden sie schnell unangenehm und laut.» Gleich zu Beginn seiner Karriere musste von Arb dies aus erster Hand erfahren. Nachdem er seiner Direktorin offenbarte, für ein anderes Ballett vortanzen zu wollen, wurde er direkt entlassen. Auch das Machtgefälle zwischen Direktor und Tänzer werde gerne ausgenützt: Spielt man nicht nach deren Regeln, steht man ohne Vertrag da. Dem Balletttänzer war es wichtig, sich selber treu zu bleiben und seine Karriere sauber zu gestalten. Umso verletzender empfand der charismatische Tänzer den Vorwurf, dass er sich eine Solistenrolle erschlafen haben soll. «Als ich einmal direkt als erster Solist angestellt wurde, hat man mir das direkt unterstellt. Dass der Vorwurf gar von einem Schweizer Kollegen kam, hat mich schon ein wenig verletzt», so von Arb. Mit den Jahren kam die Frustration Heute umgibt von Arb eine Zufriedenheit, von der viele nur träumen können: «Viele suchen in meinem Alter noch nach etwas, weil sie ihre künstlerische Seite nicht ausleben konnten. Ich habe mich künstlerisch extrem ausgelebt. Mein Job war erfüllend.» Mit den Jahren kam aber auch die Frustration. Immer wieder habe es irgendwo gezwickt. «Man steht dann sehr oft unter Schmerzen. Und Schmerzen sind eine grosse psychische Belastung», so von Arb. Ironischerweise nehme mit zunehmendem Alter die Technik und das Wissen zu – aber der Körper mache nicht mehr gleich mit: «Man ist Tänzer, weil man gerne tanzt, sich gerne bewegt. Und plötzlich wird einem das weggenommen.» «Disziplin muss man erziehen» Obwohl er heute selbst nicht mehr im Rampenlicht steht, lebt von Arb seine künstlerische Seite als Ballettlehrer aus. Er ist Direktor und Künstlerischer Leiter im Ballet-Center seiner Mutter, Gerda von Arb, in Schwamendingen. «Da sowohl meine Mutter als auch ich durch eine Akademie gegangen sind und beide auf der Bühne standen, verlangen wir unseren Schülern schon eine gewisse Disziplin ab. Diese Disziplin kann man nicht erlernen, man muss sie erziehen», so der zukünftige Besitzer des Ballet-Centers. Auch wenn er es manchmal vermisst, auf der Bühne zu stehen, geniesst der charismatische Tänzer die Stabilität in seinem momentanen Beruf als Ballettlehrer. «Als Künstler ist man ein Zigeuner. Und ich konnte den Zigeuner, welcher in mir gebrannt hat, ausleben. Ich habe mein Leben genossen, es ausgefüllt. Aber es ist auch schön, etwas weiterzugeben», erzählt von Arb. Und es komme auch unheimlich viel zurück: «Wenn die Kleinen mich umarmen und voller Liebe anschauen, dann denke ich, dass ich wohl irgendetwas richtig mache.» «Ich hätte schon gerne mal den schönen, herzigen Prinzen gespielt» Sein erstes Engagement nach der Ausbildung erhielt von Arb im Ballett der Deutschen Oper in Berlin. Nach diversen weiteren Stopps Als Ballettlehrer geniesst von Arb sein Leben nun abseits des Rampenlichts.

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