4 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 44 3.11.2017 Sternennacht des Kultur-Kreis in Wangen Sein Leben verkauft er nicht Mit dem Programm «Gratis zum Mitnehmen» begeisterte Philipp Galizia am letzten Freitag das Publikum im Sternen in Wangen. Das mit viel Charme vorgetragene Erzählstück bezauberte. Skurrile Gerschichten mit Philipp Galizia in Wangen. (Foto bm) Barbara Munz Der Sternensaal war zwar nicht überbesetzt. Umso gemütlicher war der Rahmen, in dem Philipp Galizia seine Geschichte erzählte, eine schräge Geschichte über die alltäglichen Erfahrungen in Liebesdingen. Natürlich mit dabei war sein Kontrabass, Galizias Markenzeichen, auf dem er streichend, trommelnd und zupfend die Episoden seiner Abenteuer begleitete. Alles beginnt damit, dass Ralph sich in eine neue Mitarbeiterin verliebt. Er bändelt mit ihr an, etwas ungeschickt zwar, aber ihrem Charme kann er nicht widerstehen. Leider muss er feststellen, dass Judith schon vergeben ist und dass seine Frau von seinen Avancen Wind bekommen hat. Es gibt Krach, und – wie es eben passiert –, verliert er auch gleich noch seine Arbeitsstelle. Jetzt steht er auf der Strasse, buchstäblich, und weil er nicht weiss wohin, hängt er ein Plakat an seinen Kontrabass. Auf dem hat er notiert: «Gratis zum Mitnehmen». Nun erzählt Ralph, was er auf seiner Reise so alles erlebt: Eine Begegnung mit der Polizei geht eher unerfreulich aus. Er wird an eine Beerdigung eingeladen, obschon er mit dem Verstorbenen keine Beziehung hatte. Er nimmt unfreiwillig an einem Meditationskurs statt und wird in eine Fernsehsendung eingeladen. Daraufhin macht er sogar Schlagzeilen in der Zeitung – in einer Gratiszeitung natürlich. Und wie er eine Anfrage erhält, für einen Werbespot zu postieren, lehnt er ab mit der Antwort: «Gratis zum Mitnehmen, das ist mein Leben, das verkaufe ich nicht.» Nun ist er aber ein berühmter Mann geworden und das wiederum ruft seine Frau auf den Plan: Sie sucht ihn. Und wie er das erfährt, fragt er verschmitzt: «Hat denn Liebe ein Verfalldatum?» Trockener Humor Einmal mehr ist es dem Kultur- Kreis gelungen, einen namhaften Künstler auf die Bühne zu bitten: Philipp Galizia gehört zu den Originalen in der Schweizer Kleinkunstszene. Der gelernte Kontrabassist arbeitete ab 1993 beim schrägen Volksmusikunternehmen Familie Trüeb und sammelte später beim Pfannestil Chammer Sexdeet, mit dem zusammen er den Salzburger Stier gewann, Erfahrungen für seine Solokarriere. Galizia ist ein begabter Erzähler. Seine sparsame Mimik und die minimale Gestik machten seine Geschichte glaubhaft. Er nahm sich Zeit, machte Pausen und liess damit auch dem Publikum Raum. Immer wieder griff er nach dem Kontrabass, mit dem er zu verschmelzen schien. Und die verträumt vorgetragenen Sprechgesänge unterstrichen seinen Sinn für die menschliche Verletzlichkeit. Zwischendurch dachte er nach und philosophierte: «Gratis macht interessant, gratis am Strassenrand, das ist subversiv.» Dann fasste er seine Erfahrungen zusammen: «Gratis heisst, kein Geld haben, und kein Geld haben, das ist verdächtig.» Es war ein gelungener Abend zwischen Witz, Poesie und Nachdenklichkeit. Reifen für alle Fahrzeuge Mitglied der Pneuhaus Wegmann AG 8317 Tagelswangen Tel. 052 343 11 68 · www.pneuhaus-wegmann.ch Zertifizierter Fachbetrieb 2017 Am Rebstockweg (Unterdorfstr. (Unterdorfstrasse 18c) 8602 Wangen 18c), 8602 Wangen Einladung zur Ausstellung Einladung «Wortgefaltig» zur Ausstellung Geschnittenes und gefaltetes Papier im Kontext mit Text «Glas – Papier – Farbe» Piet Blanken von und mit In Freitage der Technik 21. undder 28. Glasmalerei November vonhinterlegte 18.00 bis 21.00 Papierbilder Uhr und Texte Samstage 22. und 29. November von 17.00 bis 20.00 Uhr Sonntage 23. und 30. November von 16.00 bis 19.00 Uhr Katharina Sochor-Schüpbach Papier- und Objektkünstlerin 28. / 29. Oktober und 4. / 5. November 2017, jeweils 13 bis 18 Uhr Vernissage 28. Oktober 2017, 13 bis 18 Uhr
Kurier Nr. 44 3.11.2017 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen 5 «Jugi» Brüttisellen Die peppige Welt des Hip-Hop Mit einem Hip-Hop-Workshop am Samstag hat die offene Jugendarbeit Wangen-Brüttisellen am Samstag im Gsellhof viele Jugendliche begeistert. Hakan Aki Hip-Hop entstand in New York und ist mehr als nur eine Musikrichtung. Es besteht aus vier Elementen: «DJ-ing», also die verschiedenen Techniken des Schallplattenauflegens. Auch Turntablism genannt. Das zweite Element nennt sich MC-ing. Es beschreibt den Ausdruck der Persönlichkeit, auf künstlerische Art. Viele kennen dieses Element auch als «Rapping». Die physische Ausdrucksform des Hip-Hops ist der Breakdance. Und dann ist da noch der Bereich des Graffiti – die visuelle Seite von Hip-Hop. Bittet man einen Szenekenner, den Begriff Hip- Hop zu beschreiben, geht es meist ins Thema «Kunst». Talentförderung Am vergangenen Samstag veranstalteten Jugendarbeiter aus dem gesamten Glattal im Gsellhof erstmals einen Hip-Hop Workshop. «Gastgeber» war die offene Jugendarbeit Wangen-Brüttisellen. «Damit wollen wir den Jugendlichen die Hip-Hop-Kultur als Ganzes näherbringen», erklärt Silvan Küderli den Sinn des Nachmittags. Die Jugendlichen waren Teil des Projekts. Sie bekamen die Möglichkeit ihr womöglich bis dahin ungeahntes Talent zu entdecken, sich zu entfalten und womöglich eines der vier Hip-Hop- Elemente zukünftig zu ihrem Hobby zu machen. «Das Plattendrehen macht mir grossen Spass. Ich wollte es schon länger einmal ausprobieren», freute sich der 13-jährige «DJ Sultan» Für viele Jugendliche ist die «Jugi» ein zweites Zuhause. über diese Chance. Eine, die ihr künstlerisches Können vom Papier an die Wand brachte, war Selin. «Ich kann sehr gut zeichnen und wollte mich mal am Graffiti ausprobieren», sagte die 12-Jährige. An einer extra für die Künstler bereitgestellten Wand durften sich die Sprayer unter fachmännischer Leitung austoben Ganz begeistert von dem Projekt und dem Talent einer Breakdance- Gruppe zeigte sich auch Tanzlehrerin Oriana, die mit ihrem Kollegen Theo «Tanzunterricht» gibt: «Ich finde es super, dass solch ein Workshop realisiert werden kann. Alle ziehen fleissig mit und kommen sogar mit Vorschlägen von Moves, die wir in die Darbietung einbauen.» Idee des Hip-Hop-Workshops kam von den Kids Viele der Jugendlichen, die in Jugendzentren verkehren, finden im «Jugi» teilweise ein zweites Zuhause. In den Jugendzentren erhalten die Kids neben einer warmen Mahlzeit und Hausaufgabenhilfe die Anerkennung, die ihnen möglicherweise anderswo nicht entgegengebracht wird. Unter professioneller Anleitung und Hilfe unterstützt die Jugendarbeit die Pubertierenden dabei, sich in die Gesellschaft zu integrieren. So helfen die Jugendarbeiter, die alle über eine Ausbildung im sozialen Bereich verfügen, beispielsweise auch bei der Praktikum- und Jobsuche. «Bei all dem familiären Umgang mit- und untereinander ist es wichtig den nötigen Abstand zu wahren, um den Kids Impulse zur Der Sound muss stimmen: Hip-Hop-DJ in seinem Element. (Fotos ha) Eigeninitiative zu geben», sagt Jugendarbeiterin Marianne Weber. Die Idee eines Hip-Hop-Workshops kam von den Jugendlichen selbst. «Die Jugendlichen sind auf uns zugekommen. Können wir nicht mal einen Graffiti Tanz- oder DJ Kurs machen, heiss es. Wir haben gemerkt, dass grosses Interesse herrscht und haben diesen Workshop auf die Beine gestellt», erzählt Silvan Küderli. Alleine mit dem Workshop ist es aber nicht getan. «Am Abend hatten die Jugendlichen auf grosser Bühne die Gelegenheit, das Erlernte zu präsentieren», freut sich Küderli. Wer hart arbeitet, soll auch belohnt werden. Um den kulinarischen Part des Nachmittags kümmerten sich unter anderem Anina und Anna, beides Jugendarbeiterinnen in Dietlikon. Während Anina die Karotten für die Bolognese schnippelte, kümmerte sich Anna um die Spaghetti al dente. Nach getaner Arbeit kamen alle am Mittagstisch zusammen, an dem die Rapper noch den Feinschliff an ihren selbst geschriebenen vornahmen. Volles Programm Der Hip-Hop Workshop ist nicht die einzige Initiative zur Selbstfindung. «In Kürze startet ein Filmworkshop, der an den Jugendfilmtagen in Zürich präsentiert wird», lässt Marianne Weber die Katze aus dem Sack. Der Filmbeitrag, der bis Ende Januar eingereicht werden soll, steht unter dem Motto Druck und Stress. «Die Heranwachsenden sollen uns aus ihrem Alltag erzählen, unter welchen Umständen sie dem Druck und Stress ausgesetzt sind.» Ob als Autorin, Schauspieler, Kameramann, oder Regisseurin – auch hier steht den Jugendlichen das Tor zur Filmwelt offen. Peppig: Graffitis sind ein wichtiger Bestandteil der Hip-Hop-Kultur. Die Bewegungen müssen sitzen: Breakdance-Crew beim Einwärmen.
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