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2020_11

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2 Dorfspiegel

2 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 11 12.3.2020 Zuerst erschien ein Kostüm einer kleinen Kuh, daraus schaute ein Knirps noch etwas ratlos. Bald gesellte sich noch ein junger Tiger dazu. Sie wurden begleitet von den Eltern. Bald waren die beiden nicht alleine und mehr und mehr Kinder in verschiedenen Kostümen machten das Bild vor dem Gasthaus Sternen in Wangen noch farbiger. Erleichtert von diesem Treiben war Bertschi. «Ja, alles haben wir mit der Gemeinde vorgängig geregelt», sagte er fast entschuldigend. Mehr Erwachsene als Kinder Der Dorfplatz füllte sich vor 14 Uhr immer mehr, doch die Zahl der begleitenden Erwachsenen überstieg die Zahl der Kinder. Dies war aber den kleinen Fasnächtlern egal. Sie hatten den Spass und Konfetti hatte es sowieso genug. Die Füdlichnübler eröffneten mit einigen schmetternden Liedern die Kinderfasnacht. Auch die zweite Gugge, die Glunggephoniker aus Weisslingen waren unterdessen eingetroffen. Dann, um 14 Uhr, marschierte die einheimische Gugge Richtung Sennhüttestrasse, gefolgt von dem kleinen Tross der Fasnächtler. Zuhinterst gaben die Gäste aus Weisslingen ihr bestes. Nach der Steigung bog der Umzug in den Im Blattacher, danach in den Holzrain, um dann noch ein kleines Stück auf der Hegnaustrasse wieder an den Gasthof Sternen zurückzukehren. Die Gemüsecreme-Suppe spendiert vom Gasthof Sternen hatten sich alle redlich verdient. Ein wenig in den Hintergrund rückte das Jubiläum der Füdlichnübler. Seit 45 Jahren beleben sie das Treiben an verschiedenen Fasnachten. Bertschi schätzte deshalb, dass der diesjährige Umzug auch zum 45. Mal durchgeführt wurde. Am Schluss gaben die beiden Guggenformationen noch ein Monsterkonzert vor dem Gasthof Sternen, das es in sich hatte. Es war eines der letzten Konzerte und mit Wehmut erinnerten sich einige, dass diese Fasnachtssaison etwas kürzer ausfiel.

Kurier Nr. 11 12.3.2020 Dorfspiegel Dietlikon 3 Zum 95. Geburtstag von Velia Erni-Faustini Sie kannte die Chefs der Walder-Schuhfabrik noch persönlich Velia Faustini kam am 7. März 1925 in Zürich zur Welt. Seit numehr elf Jahren ist sie Bewohnerin eines schönen und geräumigen Zimmers im Alterszentrum Hofwiesen. Sie freut sich daran, dass sie ihre eigenen Möbel hat mitbringen dürfen. Die Schweizer Landschaftsbilder, die ihre Wände zieren, wurden vom Wangemer Kunstmaler Monticelli geschaffen. Yvonne Zwygart Velia Erni sitzt an einem sonnigen Mittwochmorgen in ihrem roten Lehnstuhl in ihrer Wohnstube im Hofwiesen und strahlt Ruhe und Würde aus. Alle Welt befindet sich in der Hand des Coronaviruses. Daher stehen im Eingangsbereich des Zentrums und in jedem Zimmer Handspender mit Desinfektionsmittel zum Gebrauch für jedermann bereit. Einige der im Hofwiesen geplanten Veranstaltungen wurden aus Angst vor der Erkrankung und der Ansteckungsgefahr bereits abgesagt – doch bei Velia Erni scheint die Zeit stillgestanden zu sein. Sie erinnert sich: «Wir waren fünf Kinder zu Hause. Die Mutter, Adelaide, war eine geborene Gabrieli und kam aus einem kleinen Bergdorf in den Dolomiten. Der Vater, Lorenzo Faustini, kam vom Gardasee. Da die Mutter in dem kleinen Bergdörfli keine berufliche Zukunft sah – sie kam aus einem Restaurationsbetrieb – übersiedelte sie in die Schweiz.» In Brüttisellen trafen sich ihre Eltern Lorenzo Faustini und Adelaide Gabrieli und wurden ein Paar. Gemeinsam führten sie ab dann die Kantine der Walder Schuhfabrik. Im eigens für die Mitarbeiter erstellten sogenannten «Walder- Dörfli» fanden sie eine Bleibe. Zusammen mit vier Geschwistern aufgewachsen Velia erinnert sich weiter: «Alle meine Geschwister und ich sind in Zürich geboren und in Brüttisellen zur Schule gegangen. Ich hatte einen grossen Bruder namens Marino. Er durfte als einziger die Ausbildung zum KV absolvieren.» Wann er geboren ist, weiss sie nicht mehr genau – sie vermutet, um 1915 herum. «Dann kamen meine Schwestern Zulma und dann Adeline. Das vierte Kind war ich und dann kam unser Nesthäkchen Bruna. Sie war drei Jahre jünger als ich. Mein Leben mit den Geschwistern war intensiv und aufregend. Vater war ein unterhaltsamer Mann und die ganze Familie war tanzfreudig, was die Gäste sehr schätzten. Am liebsten hatten wir den Wiener Walzer. Vater führte uns in seiner Kantine gerne einmal vor. Bruna, die Jüngste, liess er auf seine Hand steigen und hob sie dann in die Höhe. Es gab ein elektrisches Klavier, welches mit 10 Rappen gefüttert werden musste. Dann hat es Musik abgegeben. Auch hatten wir Töchter mehr als einen Tanzauftritt im Freihof in Brüttisellen, wofür wir viel Applaus erhielten.» Personalbüro geführt – auch ohne Ausbildung Nach der Sekundarschulzeit wollte Velia auch das KV in der Walder- Fabrik erlernen. Es gab aber nur eine Lehrstelle und diese schnappte ihr eine Schulkollegin vor der Nase weg. So blieb Velia ohne Ausbildung. Ihren Mann Willi Erni hat sie in den vierziger Jahren ebenfalls in Brüttisellen kennengelernt und nach dem Krieg geehelicht – das genaue Datum der Hochzeit verliert sich für sie im Dunkeln. Willi Erni war Fotograf und zunächst bei Foto Staub in Dübendorf angestellt. Mit ihm hat sie nach der Hochzeit das Fotogeschäft «Erni Foto Verlag Dübendorf» in der Nähe des Militärflugplatzes Dübendorf zu führen begonnen und sich dort um die Lohnbuchhaltung und das Personalwesen gekümmert. Auch mit 95 kann das Leben noch interessant sein Es kamen viele Piloten zu ihnen auf Besuch, deren Flugzeuge sie fotografierten und die auch zu ihren Freunden wurden. Mit ihnen sind sie in der ganzen Welt herumgeflogen. «Mir händ’s richtig luschtig gha mitenand’», meint sie und bei dieser Erinnerung huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Mit ihrem Mann hat Velia die Freizeit genossen und sie sind oft und gerne in den von ihr vielgeliebten Bergen wandern gegangen. Kinder wurden dem Paar keine geschenkt. Velia resümiert: «Wir waren alle keine von Haus aus vermögenden Leute, aber wir haben es zu etwas gebracht.» Die ganze Familie war zeitlebens mit der Walder-Schuhfabrik verbunden. Zwei ihrer Schwestern waren auch dort beschäftigt. Sie erinnert sich: «Hans Walder hat in Wallisellen sein Domizil gehabt. Er war Chef über das Kaufmännische. Max Walder war in Dietlikon in der ‹Villa Walder› ansässig und hatte die Fabrikation unter sich.» Die rüstige Seniorin nimmt trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch rege am Leben im Hofwiesen teil. Ihre Pflegerin, Bernadette Brunner, sagt von ihr, dass sie gerne an den angebotenen Kunstworkshops teilnehme. Sie turnt noch und liest die Zeitung. Sie hält sich gerne bei den Leuten auf, ist dann aber auch gerne wieder einmal für sich. Sie besitzt einen feinsinnigen Humor, der sie bei den Mitbewohnern und dem Personal beliebt macht. Familienfoto: Mutter Adelaide (M.l.), Vater Lorenzo (M.r.). Schwester Bruna (v.l.) und Velia (v.r.). Hinten: Schwester Zulma (v.l.), Bruder Marino, Schwester Adeline. Die Jubilarin Velia Faustini heute. (Fotos yz)

Gemeindezeitung Kurier