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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 33 15.8.2019 Und als wir bei der Heimfahrt an welchen vorbei kamen, regnete es. Wo haben Sie das Bild am Ende aufgenommen? Sie werden es nicht glauben, quasi vor der Haustüre. Als wir in Dietlikon ankamen, schon etwas enttäuscht darüber, dass das Vorhaben nicht geklappt hatte, erblickten wir just gegenüber unseres Hauses in Richtung des Sportplatzes Wallisellen ein Sonnenblumenfeld. Die andere Familie war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits weg. Darum mussten wir beim Sujet umdisponieren. Welche Bedeutung hat das Foto für Sie? Dass das Schöne mitunter doch so nah liegt. Da fährt man weit weg, und wird am Schluss doch zuhause glücklich. Ein Sinnbild, das auch für das Ende der Sommerferien steht? Bestimmt. Ich finde, man sollte sich nun die schönen Sachen in Erinnerung rufen, die man im Arbeitsleben hat. Das hilft dabei, die Entspanntheit aus den Ferien mitzunehmen. Man kann sich zum Beispiel der sozialen Kontakte bei der Arbeit besinnen. Es ist doch auch erfreulich, die Kollegen wieder zu treffen, mit denen man es gut hat. Oder man führt sich andere positive Punkte des Jobs vor Augen. Unser Bild soll aber auch daran erinnern, die Natur wert zu schätzen. Wie meinen Sie das? Es soll dazu ermahnen, auch mal inne zu halten und die Blicke über die Felder schweifen zu lassen, statt in jeder Pause gleich aufs Mobiltelefon zu schauen. Glauben Sie mir, wenige Minuten reichen, und Sie werden sich entspannt fühlen. Was empfehlen Sie denjenigen, welche die Ferien zum Faulenzen brauchten und nun wieder an Fitness zulegen sollten? (lacht) Sport zu treiben ist natürlich sinnvoll! Bei uns stellt sich diese Frage nach den Ferien allerdings nicht, wie wir wieder fit werden. Wer Akrobatik macht und regelmässig auftritt wie wir, kann sich nicht erlauben, während fünf Wochen auf Sport zu verzichten. Sonst halten wir nachher eine Show nicht durch. Und wie haben Sie sich in den Sommerferien fit gehalten? Indem wir unsere Übungen in der Natur draussen machten, etwa Akrobatik auf einem Felsen. Das gibt dann gleichzeitig tolle Bilder, weil die Kulisse natürlich ansprechend ist. Allerdings haben Influencer, die für spektakuläre Fotos in den sozialen Medien ihr Leben riskieren, in letzter Zeit Anlass für Kritik gegeben. Das stimmt zwar, aber mir ist wichtig festzuhalten, dass wir keine Influencer sind. Uns geht es nicht darum, mit Leichtsinn zu atemberaubenden Aufnahmen zu kommen. Bei uns steht vielmehr der Sport im Zentrum, die Akrobatik. Und wenn wir auf einer Felsklippe posieren, achten wir stets darauf, dass das Risiko bei einem Absturz nicht gross ist. Etwa, dass man ins Wasser fällt und sich nicht verletzt. Haben Sie Verständnis für Influencer, die ebenfalls solche Bilder machen wollen? Dass jemand an einem besonderen Ort posiert – ein Stück weit kann ich das schon nachvollziehen. Und dass man auf der Suche nach einem Adrenalinkick ist. Vielleicht auch, weil wir als Akrobatiker ja bei jeder Figur auch immer ein wenig über uns hinausgehen. Das tun wir vor allem, wenn wir eine Figur mit einem Partner machen. Auch da gehört etwas Adrenalin dazu. Doch es besteht halt schon ein Unterschied zwischen Amateuren und Profis. «Ich verstehe ein Stück weit, dass Influencer auf der Suche nach einem Adrenalinkick sind.» Lorenz Matter/Sciacciapensieri In welcher Hinsicht? Ein Amateur kann das Risiko, das er eingeht, in der Regel schlecht abschätzen. Wir dagegen haben gelernt, damit umzugehen. Und eben, unser Antrieb ist auch nicht, möglichst viele Klicks auf Instagram oder Facebook zu haben. Uns geht es nicht ums Ego, sondern um die Akrobatik. Was ist das Ausgefallenste, das Sie schon gemacht haben? Wir waren einmal mitten in einem grossen Gotthard-Stau. Da beschloss ich spontan, auf dem Autodach einen Handstand zu vollführen. Das war schon sehr speziell. www.instagram.com/acrohandstand Miniserie: Biodiversität in den Kurier-Gemeinden Im Grünen herrscht Alarm Wenn es so weitergeht, wirds richtig dramatisch. Nicht nur in der Landwirtschaft, auch in den Siedlungen gibt es immer weniger Vögel und Kleinlebewesen. Mehr Natur geht uns alle an. Denn nur Grün ums Haus ist nicht genug. Isabella Fischer Eine kleine Tragödie hat sich diesen Frühsommer ereignet. In einer Siedlung – nennen wir sie Liegenschaft X – im Quartier Roggenacher in Brüttisellen. Kaum aus dem Nest, verlor ein Gartenrotschwanz-Paar ihren noch nicht flugtauglichen Nachwuchs. Eine auf Jungvögel fixierte Quartierkatze und zwei Elstern waren die Täter. Weil mitten in der Brutzeit eine Hecke und mehrere Büsche gerodet wurden. Die Piepmätze hüpften schutzlos auf dem Rasen hin und her, so berichten besorgte Augenzeugen. Vögel benötigen grosse, dichte Büsche, nicht nur für den Nestbau, sondern als Versteck und Schutzfunktion für die noch nicht flugtauglichen Jungvögel. Geformt, genormt, gestutzt und gepützelt In besagter Siedlung scheint die (grüne) Welt auf den ersten Blick noch in Ordnung zu sein. Wie bei vielen der unverdichtet gebauten Mehrfamilienhäuser der Achtziger Jahre liess man viel Raum für Hecken, Büsche und Bäume. Doch die Zeiten nicht normierten Grünwuchses sind vorbei. Im Laufe der letzten Jahre verschwanden nicht nur in besagtem Quartier gesunde Bäume, üppig gewachsene Hecken und Haselsträucher, die gross, buschig und voller Nüsse waren. An ihrer Stelle prägen Thuja- und Kirschlorbeerhecken und sterile Grünflächen das ordentliche Bild. Grün soweit das Auge reicht, aber nur wenig, was blüht. Und die Haselsträucher werden Jahr für Jahr kleiner, und wenn es so weitergeht, dann dürfte das Grössenmass eines Kopfsalates bald erreicht sein. Der neuste Trend: in die eh schon ausgedünnten Büsche werden grosse Löcher geschnitten. Macht luftig und leicht, beteuern befragte Hauswarte und Verwaltungen. Und man kann als Passant den Parterre Bewohnern direkt auf den Sitzplatz schauen. Und jetzt, wo ist das Problem? Stark vereinfacht formuliert: Ohne dichte Hecken und einheimische Pflanzen mit Samen und Beeren wenig Vögel und wenig Insekten. Keine Insekten, keine Nahrung. Weder für Vögel und andere Kleinlebewesen, noch für uns Menschen. Insekten stehen am Anfang der Nahrungskette! Wo in den Kuriergemeinden gibt es noch Raupen, bunte Schmetterlinge, Marienkäfer, Rotkehlchen & Co oder gar Heugümper im Vorgarten oder rund ums Mietshaus zu entdecken? Sie gelten allesamt als Botschafter eines intakten Lebensraumes. Kahlschlag mitten in der Nest- und Brutzeit Auch in der Nachbarliegenschaft wurde gerodet. Ein über die Jahre sich selbst überlassene Nische im hintersten Teil des Areals. Zwölf Bäume und zahlreiche Büsche verschwanden innert weniger Stunden, «gragglet voll» mit Vögel und anderen Kleinlebewesen. Auch Igel wur- Löcher in der Hecke: Weder Sichtschutz noch Vogel-tauglich, aber Hauptsache trendig.

Kurier Nr. 33 15.8.2019 Dorfspiegel Dietlikon 3 den immer mal wieder gesichtet. In Zeiten von sauber und ordentlich geputzten Gärten musste dieses Dickicht fast so etwas wie eine Provokation gewesen sein. Zudem habe sich ein Schrebergartenbesitzer über den «Schatten» der Bäume beschwert, so einer der involvierten Gartenarbeiter. Bedauerlich nur, dass es nicht die Bäume waren, die Schatten auf das Gemüse warfen, sondern die beiden Häuserblöcke am linken und rechten Rand des Schrebergartens. Aber das hat sich scheinbar niemand so genau angeschaut. Täglich lärmen Laubbläser & Co Es wird gesägt, geschnitten und geblasen, was der Benzintank von Fadenmäher, Tellereisen, Heckenschneider und Laubbläser hergibt. In der Liegenschaft X mehrmals die Woche, das ganze Jahr hindurch, so will es die Verwaltung. Monatlich müssten alle Grünpflanzen in der Siedlung durch den Hauswart zurückgeschnitten werden. Auch solche, die weder Sicht noch Sicherheit gefährden. Nebst Dauerbelärmung eine ständige Störung von allen Kleinlebewesen. Welcher Igel kann da noch tagsüber unter einem Strauch auf die Nacht warten? Auch Sie können etwas zur Artenvielfalt beitragen! Zwischen 1985 und 2009 ist die Siedlungsfläche in der Schweiz um mehr als 23 Prozent gewachsen, auf Kosten der landwirtschaftlichen Fläche. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, liegen Landwirtschafts- und Siedlungsfläche insbesondere im Kanton Zürich bald gleichauf. Nur den Bauern die Verantwortung für den Artenschwund zuzuschreiben, greift somit zu kurz. Auch Sie als Hausbesitzer oder Mieter sind gefragt. Wie Eine im Juli gerodete Hecke (der Rest gehört zum Nachbargrundstück).(Fotos if) man mit wenig viel erreicht, wird in der Fortsetzung erläutert. Weitere Infos mit vielen praktischen Tipps: Birdlife.ch Missionb.ch (Mehr Biodiversität- Kampagne Schweizer Fernsehen) pronatura.ch umweltnetz-schweiz.ch Vögel: Nest- und Brutzeit 1. März bis 30. September In diesem Zeitraum sind Rückschnitte und Heckenschnitte nicht erlaubt, mit Ausnahme moderates manuelles Rückschneiden und Sicherheitsschnitte. Schweizer Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) Wird Brut gestört oder vernichtet: Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe (Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel) Rückschnitt mitten im Sommer: Haselstrauch vorher (l.) und nachher.

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