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4 Dorfspiegel

4 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 31 / 32 8.8.2019 Nachruf: Leben und Werke von Hans Dietrich «Die letzte grosse Bergtour» Im 99. Lebensjahr ist er verstorben: Ein Nachruf an Hans Dietrich, den ehemaligen Gemeindepräsidenten von Wangen-Brüttisellen, von Ex-Gemeindeschreiber Peter Dillier. Es ist mir, als wäre es erst gestern gewesen, als ich im April 1973 dem – damals noch fünfköpfigen – Gemeinderat meine Bewerbung als Nachfolger des in Pension gehenden Gemeindeschreibers Henri Hänseler begründete. Auf dem Platz des Gemeindepräsidenten oben am Tisch sass ein Respekt erheischender – und aus meiner damaligen Sicht als 27-Jähriger eher «älterer» Mann. Er stellte mir einige kritische Fragen. Dabei bemühte er sich um einen strengen Blick, der zwischendurch aber immer wieder durch ein verschmitztes Lächeln aufgelockert wurde. Ein Lächeln, das mich danach noch viele Jahre begleiten sollte. Ein Patron von altem Schrot und Korn Rund vier Jahre lang durfte ich mit Hans zusammenarbeiten. Er war ein anspruchsvoller, gleichzeitig aber äusserst menschlicher Chef – ein echter Patron nach altem Schrot und Korn eben. Nach seiner Wahl in den Bezirksrat schaute er mir noch einige Jahre von höherer Warte aus kritisch, aber immer wohlwollend über die Schulter– fast als eine Art väterlicher Freund. Aber blicken wir noch kurz zurück: Hans Dietrich wurde im März 1966 im Alter von 45 Jahren als Vertreter der SP in den Gemeinderat gewählt. Im Frühjahr 1970 folgte er Georg Popow auf den Präsidentenstuhl. Diesen hielt er während 7 Jahren warm, um 1977 seinem Nachfolger Willy Markwalder Platz zu machen und dem Ruf ins Amt eines Mitglieds des Bezirksrats zu folgen. Der Bezirksrat fungiert unter anderem als Aufsichtsbehörde der Gemeinden – die «Grundausbildung» auf dem Sessel des Gemeindepräsidenten war somit eine hervorragende Voraussetzung für die neue Herausforderung. Zahlreiche grössere und kleinere Projekte fielen in die Amtszeit von Hans Dietrich. So trägt zum Beispiel der Erlass einer neuen Gemeindeordnung mit der Erhöhung der Mitgliederzahl des Gemeinderats von fünf auf sieben seine Unterschrift. Zudem fiel die Umsetzung einer neuen Bau- und Zonenordnung in seine Amtszeit. Wären übrigens die Prognosen der damaligen Wachstumseuphorie eingetroffen, würden heute mindestens 17 000 Personen in Wangen-Brüttisellen leben. Umzug in die Berge Bis 2010 blieb Hans Dietrich mit seiner Frau Elly in Wangen wohnhaft. Dann zogen die beiden in die Nähe ihrer zwei Töchter nach Thusis. Das Bündnerland war schon lange vorher so etwas wie die zweite Heimat der Dietrichs und Hans fühlte sich als passionierter Bergsteiger. Und das als 74-Jähriger! Als Mitgliedschaft in der SAC-Sektion Bachtel war es ihm ohnehin am wohlsten, wenn er ein paar attraktive Gipfel in Sichtweite hatte. Der Verlust seiner Frau Elly im Jahr 2017 traf Hans zwar schwer. Doch die Nähe seiner beiden Töchter und deren Familien mit Enkeln und Urenkeln bescherte ihm bei recht guter Gesundheit einen weiterhin schönen Lebensabend. Erst im vergangenen Frühjahr – das 99. Lebensjahr hatte bereits begonnen – verliessen ihn die Kräfte. Und am 20. Juli ist er schliesslich, wie es seine beiden Söhne Hanspeter und Markus an der Beerdigung so treffend ausdrückten, «zu seiner letzten grossen Bergtour aufgebrochen». Ich – und mit mir wohl alle, die Hans Dietrich gekannt haben – werden ihn als verdienten Politiker, vor allem aber als lieben Mitmenschen in bester Erinnerung behalten. Gemeindeschreiber von Wangen- Brüttisellen 1973 – 2008 Peter Dillier 1 2 3 4 5 Gratulationen 10. August Beatrix Weber, Brüttisellen 81. Geburtstag 10. August Zudida Masukic, Brüttisellen 80. Geburtstag 11. August Markus Flury, Wangen 86. Geburtstag 12. August Simone Cardinaux, Dietlikon 96. Geburtstag 12. August Alwin Weber, Wangen 86. Geburtstag 12. August Walter Hunziker, Dietlikon 83. Geburtstag 12. August Erika Jäger, Brüttisellen 82. Geburtstag 12. August Heinrich Landolt, Brüttisellen, 82. Geburtstag AZ Wägelwiesen, Wallisellen 13. August Josef Boxler, Dietlikon 80. Geburtstag 14. August Heinz Frei, Dietlikon 92. Geburtstag 15. August Hans Buser, Wangen 87. Geburtstag Diamantene Hochzeit 10. August Marta und Deenesh Sumputh, Dietlikon 60. Hochzeitstag Wir gratulieren den Jubilarinnen und den Jubilaren ganz herzlich. Magisches Quadrat 1 Mit Gustav oft in einem Zug genannt in Schweden, königlich bekannt. 2 Damit wird der Läufer zum regelrechten Wassersäufer. 3 Pariser Museum, mais sans tête, vor boîte ou lettres steht. 4 Wäre vor dem Löffelstiel, so wie lorum, auch zuviel. 2 3 4 5 5 Kurze Üechtländer VBS-Vorgängerin? Macht auch mit Wort und Sprache Sinn. Auf Seite 15 befindet sich des Rätsels Lösung.

Kurier Nr. 31 / 32 8.8.2019 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen 5 1. August in Wangen-Brüttisellen Milizarbeit auf dem Prüfstand Wer an diesem schönen Sommerabend erst kurz vor Beginn der Bundesfeier auf dem Kirchenplatz Wangen erschien, hatte Mühe einen Sitzplatz zu finden. Mit 250 Wangemer und Brüttiseller Bürgern verzeichnete man einen Besucherrekord. Das galt auch für Höhenfeuer und Feuerwerk auf dem Aegmet. Helga Eissler Nach dem musikalischen Auftakt durch die Puuremusig am Gryfesee, vor 39 Jahren aus der Guggenmusik Fütlichnübler in Wangen hervorgegangen, begrüsste Gemeindepräsidentin Marlis Dürst Einwohnerinnen und Einwohner und stellte die diesjährige Festrednerin Laura Angst aus Wangen vor. Angst studierte Politikwissenschaften, Kommunikation und Publizistik. Sie ist in Wangen aufgewachsen, fühlt sich hier nach wie vor pudelwohl, engagiert sich in der Gemeinde, ist freie Mitarbeiterin des Kuriers und befasst sich mit gesellschaftspolitischen Aspekten. Passend zum Jahr der Milizarbeit hat sie für ihre Bachelorarbeit die im Ausland bewunderte Schweizer Milizarbeit gewählt und vertieft bearbeitet. Neben Interviews mit Politikerinnen und Politikern aus der Region befragte sie auch Gemeindepräsidentin Dürst, welche sie für ihre gesellschaftskritische Festansprache «Milizsystem in der Schweiz» gewinnen konnte. Vergleich mit dem wackligen Stuhl Jede Person in der Schweiz mit Stimm- und Wahlrecht kann ein politisches Amt übernehmen. Das Milizsystem ist einer der tragenden Pfeiler der Schweizer Politik und bleibt damit bürgernah. Milizpolitikerrinnen und Milizpolitiker bringen nämlich ein breites Wissen aus ihrem Berufsleben mit. Im Nationalund Ständerat redet man aber schon lange nicht mehr vom Nebenamt. Aber wie sieht es auf der Gemeindeebene aus? Dort kriselt es tüchtig, weil zu wenige Bürgerinnen und Bürger aufgrund der Belastung durch Beruf und Familie und die traditionelle Rollenverteilung nicht mehr in der Lage und bereit sind, ein Nebenamt zu übernehmen. Angst erläutert das einleitend am Expertinnen des Milizsystems: Gemeindepräsidentin Marlis Dürst (links) und Laura Angst. Beispiel eines Familienalltags, wo alle inklusive Grossmami etwas vorhaben und die Kinderbetreuung am Abend auf der Strecke bleibt, wenn nicht Vater oder Mutter auf die Teilnahme an einer Sitzung oder Veranstaltung in ihrer Gemeinde verzichtet. Fazit Angst: «Es braucht gewisse Rahmenbedingungen, Zeit und Flexibilität! Je nach Engagement ist sogar ein flexibler Arbeitgeber erforderlich und eine rechte Portion Motivation». Angst fragte darauf: «Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einem Stuhl, der plötzlich wackelt?». Es stelle sich unweigerlich ein ungutes Gefühl ein und dieser wacklige Stuhl sei das Milizwesen und damit auch das ganze politische System. Aus diesem Grund sei das Jahr 2019 zum Jahr der Milizarbeit erkoren worden, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Luxus öffentliches Amt Natürlich stelle sich auch die Frage, warum ein Stuhlbein wackle. Es sei eine Tatsache, dass sich immer weniger Bürgerinnen und Bürger für ein öffentliches Amt auf Gemeindeebene zur Verfügung stellen. Neben Beruf, Familie und Freunden bleibe wenig Zeit, sich noch freiwillig zu engagieren und exponieren. Auch die Bereitschaft der Unternehmen, Angestellte für ein öffentliches Amt zur Verfügung zu stellen, sei gesunken. Lohnausfälle seien programmiert. Die Vergütung für ein freiwillig ausgeführtes Mandat sei zudem mickrig. Ein öffentliches Amt sei ein Luxus, ein Privileg, dass sich nicht jeder leisten könne. Vereinbarkeit Familie und der notwendige Gesellschaftswandel Verschiedene Interviews mit Lokalpolitikerinnen und Politikern aus der Region hätten bestätigt: Nur wer über Zeit, finanzielle Ressourcen und Flexibilität verfüge, könne ein politisches Amt bekleiden. Frauen seien dabei durch ihr selbstverständlich vorausgesetztes Rollenbild als Hausfrau, unbezahlte Betreuungskraft und Pflegerin für Kinder und Angehörige benachteiligt. Als Beispiel erzählt Angst die politische Karriere der Gemeindepräsidentin Marlis Dürst, die viele Jahre mit Rücksicht auf ihre drei Söhne die Übernahme eines politischen Amts hinausgeschoben habe. Und sich ihr späteres Engagement nur leisten konnte, weil ihr Mann sie finanziell abgesichert habe. Alle Mütter, die Angst interviewt und nach ihren Kindern gefragt habe, hätten geantwortet: «Einen Mann fragt man das selten.» Ein Umdenken müsse stattfinden, Strukturen geschaffen werden, dass auch Frauen vermehrt einen Platz im Milizsystem einnehmen könnten. Hoher Stellenwert der Freiwilligenarbeit Dürst würdigte bei der Verabschiedung die freiwillige Arbeit in den Vereinen, die zur hohen Lebensqualität in der Gemeinde beitragen. Der heutige Anlass habe zum Beispiel ohne die Mithilfe des Turnvereins Wangen-Brüttisellen wahrscheinlich nicht stattfinden können. Mit Stolz und Freude verkündete sie abschliessend: «Die jungen Helferinnen und Helfer um Florian Kuenzli, die das Höhenfeuer organisieren, haben spontan eine kleine Festwirtschaft auf dem Aegmet eingerichtet. Das lässt hoffen, dass auch dieser traditionelle Teil unserer Bundesfeier eine Zukunft hat.» Das imposante Höhenfeuer und das zauberhafte Feuerwerk lud Gross und Klein zum Staunen und Verweilen ein.

Gemeindezeitung Kurier