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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 13 28.3.2019 Gestik auf den Punkt gebracht: Simon Enzler begeistert mit seinem neusten Programm «wahrhalsig» vor einem ausverkauften Sternensaal. (Fotos la) Streit-Food für Anwälte Bitte was, da stellt einer seine Frau auf ein Kleinanzeigenportal und Simon Enzler, der in der Rolle eines frustrierten Sozialarbeiters wahrhaftig aufgeht, nimmt sie direkt ab Platz? Gleich mit der Auftaktsnummer gelingt es dem Innerrhoder die Zuschauer im Gasthof Sternen aufs Glatteis zu führen. Für Luisa – einen achtfachbereiften und vollgetankten VW Bus – hat Enzler seinen Job gekündet und wagt den Sprung in die Privatwirtschaft: Mit dem VW Bus, Bananenkisten voller österreichischer Bratwürste und einer Kaffeemaschine versucht er sich als Streit-Food (Street-Food) Unternehmer für gestresste Anwälte – und fährt die Geschäftsidee sogleich zielstrebig an die Wand. Von Angsthasen und einer laktosefreien Gesellschaft Ob Flexitarier, Schwaben oder Thurgauer – Enzler nimmt, zu Freuden des Publikums, kein Blatt vor den Mund. Von den kroatischen Campingerlebnissen über die zynische Betrachtung vom Schweizer Waffenexport bis hin zu einem geradezu poetischen Abgang: Was bei Enzler auf den Tisch, oder bessergesagt die Bühne kommt, ist alles andere als laktosefrei. In einer Welt, in der Flexitarier und Angsthasen die Überhand gewinnen, bleiben die Mutigen und Wagehalsigen auf der Strecke. «Survival of the Hoselotteri» heisst übersetzt: Übrig bleiben die Angsthasen – oder auch die Erfinder der Thermounterwäsche. «Und diese, meine Damen, sitzen heute neben ihnen im Publikum», schmunzelt Enzler. zu finden. Das ist auch gar nicht nötig, denn: Mit seiner Gestik, seiner geradezu cholerischen Art und den Fluchtiraden, für welche er von so manch einem im Publikum beneidet wird, füllt er den Raum problemlos. Der rote Faden: Die Telefonate des frustrierten kantonalen Sozialarbeiters, welcher mit viel Einfallreichtum kistenweise österreichische Übrig bleiben die Angsthasen – oder auch die Erfinder der Thermounterwäsche. Bratwürste an den Mann bringt. Dabei müssen Wahrheiten, so scheint die Quintessenz des Abends, gar nicht unbedingt wahr sein. Denn wahr ist, was überzeugend vermittelt und von einer Mehrheit geglaubt wird. Und die Mehrheit des Publikums, den lauthalsen Lachern und Applaus im Sternensaal zu deuten, stimmt Enzler in so manchen Punkten genussvoll zu. «Das A und O ist die Authentizität» Simon Enzler im Kurzinterview Herr Enzler, in Ihrem neuen Programm «wahrhalsig» schlüpfen Sie in die Rolle eines kantonalen Sozialarbeiters, der mit einem VW-Bus und einer «waghalsigen» Geschäftsidee den Sprung in die Privatwirtschaft wagt. Wie viel von Ihrem Leben spiegelt sich im Programm? Je nach Lebensabschnitt, in dem ich mich befinde, kommt ein anderes Programm hervor. Im vergangenen Jahr hatte ich intensiven Kontakt mit verschiedenen Ämtern, was mich nicht immer kalt liess und sehr beschäftigte. Mit meinem Programm kann ich hier ein wenig Luft ablassen. Demnach ist auch an den Camping- Anekdoten etwas Reales dran? Mein VW Bus ist meine grosse Leidenschaft und ich campe auch abseits der Bühne. Generell stammen die Ideen für meine Pointen aus Anekdoten aus der Familie oder Beobachtungen und Erfahrungen, die ich so sammle. Verraten Sie uns Ihr Geheimrezept, um die Leute zum lachen zu bringen? Das A und O ist die Authentizität. Man kann den Leuten im Publikum keinen Bären aufbinden, die Geschichten und die Person müssen glaubhaft und wahr sein. Ich habe auch heute noch jedes Mal Angst, dass ich mit meinen Pointen und Themen den Nerv nicht treffen oder am Ziel vorbeischiessen könnte. Denn ich versuche stets, die Leute mit meinem Programm auch zum Denken anzuregen. Apropos am Ziel vorbeischiessen: Kommen Sie in Ihrem Heimkanton auch so gut an? Mit dem aktuellen Programm gastierte ich noch nicht im Appenzell. Es ist aber schon so, dass der Dialekt-Bonus dann wegfällt. Obwohl ich einer von ihnen bin, nehme ich aber auch dort kein Blatt vor den Mund (schmunzelt). Leiden Sie an Lampenfieber? Vor der Premiere schon. Komischerweise wird der Druck mit den Jahren und der zunehmenden Erfahrung immer grösser. Die Angst, dass ich mit einem neuen Programm die Leute nicht mehr erreichen könnte, ist am Anfang einer Tour immer da. Mit meinem neuen Programm bin ich aber schon sehr routiniert – normalerweise brauche ich für dieses Routine-Gefühl etwa 50 Auftritte. Wie viel von ihrem Programm ist einstudiert? Vom heutigen Abend waren 99 Prozent gelernt. Jede Gestik, jede Sprechpause und die wechselnden Geschwindigkeiten werden über Wochen geübt und perfektioniert. Was heute Abend hier in Wangen völlig spontan war, war die Konversation mit der Dame, die ein wenig zu spät kam – das ergab sich einfach in dem Moment. Was ist denn schon wahr? Apropos Sitzen: Ausser einem Campingstuhl, einer Solarlampe und einem mysteriösen Seilaufzug sind auf der Bühne keine Requisiten Übrig bleiben Angsthasen: Simon Enzler hält uns einen Spiegel vor.

Kurier Nr. 13 28.3.2019 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen 3 Serie (1/2): Freiwilligen-Awards in Wangen Brüttisellen «Ein Vereins-Zusammenschluss verlangt von allen Flexibilität» Unbeschwertes 150-Jahr-Jubiläum: Der geeinte Chor mit Helmut Hitz (2. v.r, vorne). (Foto zvg) Er hat die Geschicke des Männerchors Brüttisellen geprägt und ihn zum heutigen Chor Wangen-Brüttisellen überführt: Helmut Hitz hat für seine Verdienste den Freiwilligen-Award 2017 erhalten. Bevor am 11. April die nächsten Auszeichnungen verliehen werden, erinnert er sich. Aufgezeichnet von Leo Niessner «Dass ich einen Award erhalten würde, damit hatte ich nie gerechnet. Aber natürlich freue ich mich sehr darüber. Er ist eine Wertschätzung für die vielen Stunden, die ich in den Männerchor Brüttisellen investiert habe. Ich erinnere mich noch gut daran, wie alles begann. 1998 zogen wir von Zürich nach Brüttisellen. In unserer neuen Wohngemeinde wurden wir zum Neuzuzügeranlass eingeladen. Dort gab der Männerchor ein Ständchen. Mit gefiel die Darbeitung sehr gut, und etwas später sprach mich der damalige Präsident an, ob ich nicht auch in den Verein kommen wolle. Ich sagte ja, obwohl ich ja vorher vor allem unter der Dusche und in der Badewanne gesungen hatte (lacht). Am Anfang war ich allerdings nicht ganz überzeugt. Denn an den ersten drei Proben sagen wir kirchliche Lieder, und ich hatte nicht vor, einem Kirchenchor beizutreten. Doch zum Glück hatte der Chor auch andere, weltliche Lieder im Programm. Solche, die auch die jüngeren unter uns ansprachen. Wobei, «jung» natürlich ein relativer Begriff ist. Die wirklich jungen Sänger, die wir uns gewünscht hätten, diejenigen mit den wirklich kräftigen Stimmen, fehlten. «Wenn man Hilfe brauchte, konnte man auf die Leute zählen.» Helmut Hitz Ich begann, mich im Verein zu engagieren. 2003 übernahm ich das Amt des Kassiers. Zwei Jahre später wurde ich gefragt, ob ich das Präsidium innehaben würde. Ich sagte zu. Eines meiner Ziele war, ein paar junge Sänger zu verpflichten. Doch das war schwierig, wie ich bald merken musste. Wie sich die Zeiten geändert hatten, merkte ich in Gesprächen. So erzählte mir ein 80-jähriger Sänger unseres Vereins, ein ehemaliger Landwirt Brüttisellens, von früher. Als er 16 Jahre alt war, durfte er am Abend jeweils mit dem Vater mit in die Chorprobe. Darauf sei man stolz gewesen und habe sich die ganze Zeit gefreut, erzählte er mir. So habe er sich jeweils nach der Arbeit im Stall in Schale und Kravatte gestürzt. Wie sich die Zeiten doch geändert haben! Die neue Rolle der Vereine Verändert haben sich aber auch die Rollen der Vereine. Gut, im Bündnerland, im Berner Oberland oder im Wallis etwa haben sie nach wie vor eine verbindende und wichtige Rolle wie früher. Doch als frisch gebackener Präsident des Männerchors merkte ich schnell, wie schwer es ist, junge Menschen fürs Chorsingen zu begeistern. Und wenn, wollten sie lediglich ein paarmal unverbindlich dabei sein, sich aber nicht fest verpflichten. So lässt sicher aber nun einmal kein Chor führen. Auf der anderen Seite, mit den aktiven Sängern des Vereins liess sich aber auch vieles realisieren. Wir stellten uns die Frage, ob wir mit dem Männerchor Wangen gemeinsame Sache machen wollen. Durch eine Fusion wären die beiden Vereine wieder auf eine ansehnliche Grösse gewachsen. Allerdings bedingt ein solcher Zusammenschluss eine gewisse Flexibilität von allen Beteiligten, und die fehlte. Ich schaffte es dafür, mit Bassersdorf eine Verbindung einzugehen. Dieser Zusammenschluss funktionierte während mehreren Jahren sehr gut. «Ein tolles OK» Wir hatten ein tolles OK, vor allem mit dem Kassier Hansruedi Grimm, das sich um die Geschicke des Vereins kümmerte. Wenn man Hilfe brauchte, konnte man auf die Leute zählen. Ja, so machte mir die ehrenamtliche Arbeit als Präsident Spass. Sogar so sehr, dass ich meine Ferien jeweils auf die Termine und Anforderungen des Männerchors abstimmte, unter anderem mit dem Ziel, keine einzige Probe zu verpassen – nicht immer zur Freude meiner Frau (lacht). Doch sie hatte Verständnis für meine Leidenschaft. Mit den Jahren wurde ich dennoch amtsmüde, sodass ich mich 2015 entschloss, einen Nachfolger zu suchen. Natürlich wollte ich nicht einfach alles liegen lassen, nach dem Motto «nach mir die Sintflut». Bis jemand gefunden war, machte ich weiter. Irgendwann hatte es zudem mit Bassersdorf Differenzen gegeben, sodass ich mich nach anderen Partnern umschaute. So kam ich wieder auf Wangen. Der dortige Chor hatte einen neuen Präsidenten. Unter seiner Leitung war man offen. Zudem hatte der Chor Frauen in ihren Reihen zugelassen, um genug Stimmen zu haben. Am 1. Januar 2018 klappte schliesslich die Fusion der beiden Vereine. Seither nennt man sich Chor Wangen-Brüttisellen. Ich denke, den Award habe ich für die erfolgreichen Bemühungen erhalten, die Fusion durchzuführen. Das war hinter den Kulissen mit einem grossem Aufwand verbunden, und mit psychologischem Geschick. Doch es klappte, weil am Ende alle bereit waren, über ihren Schatten zu springen – eine wichtige Voraussetzung für einen funktionierenden Zusammenschluss. Mein Amt als Präsident habe ich mittlerweile abgegeben. Mit einem lachenden aber auch weinenden Auge habe ich in der Zwischenzeit meinen Austritt gegeben, und glücklicherweise meine Firma verkauft, damit ich nun für alle Ferienfreuden mit meiner Frau organisieren kann ohne Rücksicht auf etwelche Verpflichtungen. Verleihung der Freiwilligen- Awards Wangen-Brüttisellen Do, 11. April, 20 Uhr Gsellhof

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