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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 42 19.10.2018 Begrüssung durch das Gorilla-Team. Die Leiter sind etwa 25 Jahre jung... ...und die Stimmung äusserst relaxt. Lockerungs- und Dehnungsübungen sollen dafür sorgen, dass es möglichst nicht zu Verletzungen kommt. Jojo Linder (33) ist seit 13 Jahren in der Schtifti, die Organisation hinter den Workshops, und Workshop-Verantwortlicher. «Ich möchte den Jugendlichen meine Leidenschaft für das, was ich tue, weitergeben», sagt er. «Heute haben wir hier eine grosse Gruppe, aber auch ein tolles Trainer-Team. Wir wollen Spass mit den Jugendlichen haben, ihnen aber gleichzeitig Werte vermitteln, umweltbewusst und verantwortungsvoll durchs Leben zu gehen.» Zu diesem Zeitpunkt seien die Jugendlichen sehr offen für Neues. Sie sind dabei sich neu zu orientieren und vom Elternhaus abzulösen. Hier könne das relativ junge Gorilla-Team eine nachhaltige Vorbildfunktion einnehmen, ist Linder überzeugt. «Sie sehen, dass unsere Leiter aus den unterschiedlichsten Berufen kommen. Vom Handwerker zum Akademiker und Sportler ist alles vertreten. Trotzdem funktionieren wir als Team und stehen ein für einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil. So sehen die Kinder und Jugendlichen, dass es verschiedene Berufsmodelle und Lebenswege gibt. Und jeder seinen eigenen Weg finden kann und muss.» In Dietlikon zum ersten Mal bei Gorilla mit dabei ist Charles «Charly» Nguela. Der Schweizer Komiker hat früher intensiv Leichtathletik betrieben, bevor er seine Berufung zum Komiker gefunden hat. Er hilft heute bei allen Sportdisziplinen mit und kommt mit den Jugendlichen schnell ins Gespräch und scheint seinen Spass zu haben. Komiker und Sportler «Ich finde es sehr spannend und mache nach wie vor gerne Sport. Mein persönliches Highlight heute war der Capoeira-Workshop. Der hat die Gruppe gleich nach wenigen Minuten zusammengeschweisst. Alle kamen miteinander ins Gespräch.» Wenn es die Zeit zulasse, werde er auch weiterhin für Gorilla zur Verfügung stehen. Es sei wichtig, dass Kinder und Jugendliche Sport lustvoll finden. Genau das ist auch das Ziel von Gorilla. Es soll den Kindern Spass machen, sich zu bewegen. Von jungen Erwachsenen, die in ihrer Sportart und Szene gut verankert sind, werden sie angeleitet und erfahren bereits nach kurzer Zeit Erfolgserlebnisse. Nach so viel Bewegung braucht es zwischendurch auch etwas zur Stärkung. Bevor die Kinder ihren Znüni am Buffet selber zusammenstellen können, erklärt Linder noch die wichtigsten Punkte zur gesunden Ernährung: viel Wasser, viel frisches Obst und Gemüse. Ausprobieren können die Kinder auch Alternativen zur herkömmlichen Kuhmilch. Die Müsli sind schnell verputzt. «Wir zeigen den Kindern auch Möglichkeiten auf, wie sie selbst Gemüse- und Früchte-Drinks oder andere feinen Sachen zur Restenverwertung herstellen können. Wir wollen ihnen auch Mut machen, zu Hause etwas auszuprobieren und zu experimentieren», sagt Jojo Linder. Auch ein paar Erwachsene haben bei den Workshops reingeschaut und Teile davon mitgemacht. Am Nachmittag gibt es dann noch Möglichkeit zum Entspannen und zu philosophieren. Thema Food-Waste Mit den Trainern vom Vormittag diskutieren die Jugendlichen über die Vermeidung von Food Waste, Recycling, Ernährung und lernen auch, sich ohne Handy zu entspannen. Letzteres gelingt den einen Gorilla ist das Gesundheitsförderungs- und Bildungsprogramm der Schtifti Foundation. Die Stiftung feiert dieses Jahr ihr 25-Jahre-Jubiläum. Freestyle-Sportarten sind Basis für die Workshops an Schulen. Dabei werden auch Informationen und Werte zu gesunder Ernährung und Umgang mit Lebensmitteln vermittelt. Die Leiter und Leiterinnen sind selbst aktive Sportler oder ehemalige Spitzensportler. Das Programm wurde bereits mehrfach prämiert. 2003 legten Ernesto Silvani und Roger Grolimund den Grundstein für die Stiftung mit Geld aus zwei Erbschaften. www.schtifti.ch / www.gorilla.ch (sr) besser, den anderen weniger gut. Gerade hier gibt der eine oder die andere nachträglich zu, dass er das eigene Handeln auch mal hinterfragt nach dem Motto: Was ist wichtiger? Sport, Zeit mit Freunden zu verbringen – oder das Handy? Und genau das soll mit den Gorilla-Workshops erreicht werden, nämlich dass Jugendliche das eigene Handeln auch mal hinterfragen. Jojo Linder erklärt, worauf es bei der Ernährung ankommt. Aufwärmen: Beim Skaten sind vor allem die Hände und Finger wichtig.

Kurier Nr. 42 19.10.2018 Dorfspiegel Dietlikon 3 Vorlesung aus dem neusten Roman in der Bibliothek Dietlikon Ein Abend mit Federica de Cesco Die Schriftstellerin Federica de Cesco stellte Anfangs Oktober in der Bibliothek Dietlikon ihr 100. Buch «Der englische Liebhaber» vor und plauderte aus dem Nähkästchen. Laura Angst Ob Federica de Cesco sich denn noch an all ihre Bücher erinnern könne, kam die Frage aus dem Publikum. «Nein», schmunzelt die Schriftstellerin. «Die stehen bei mir alle im Keller und nehmen vor allem viel Platz weg.» Die in der Schweiz lebende und weltweit bekannte Autorin las am 4. Oktober in der Bibliothek Dietlikon aus ihrem neusten Roman vor. «Der englische Liebhaber» ist ein Stück Familiengeschichte – Nur war sich dessen Federica de Cesco lange selbst nicht bewusst. Ein Stück Familiengeschichte Im jüngst veröffentlichten Roman «Der englische Liebhaber» verarbeitete Federica de Cesco ein Stück Familiengeschichte. Vor nicht all zu langer Zeit kam ein Anruf ihrer Tante, welche in einem Seniorenheim in Münster lebte. «Sie bat mich, in ihre Wohnung zu fahren und dort einen Ring sowie eine Uhr zu holen, welche sie mir schenkte», erzählte die Autorin. In der Wohnung der hochbetagten Tante stiess sie neben dem Ring und der Uhr auf vier Schuhschachteln. «Da wurde es interessant – zumindest für mich als Schriftstellerin», schmunzelte Federica de Cesco. Sie habe die Schuhschachteln nach Hause genommen, in einen Schrank gestellt und vergessen. Erst kürzlich stiess sie wieder auf die Inhalte: Briefe, Tagebücher und Tonbänder. Eine Dokumentation der Liebesgeschichte ihrer Tante, welche sich nach dem zweiten Weltkrieg in einen britischen Offizier verliebte. Obwohl die Autorin eineinhalb Jahre in Münster bei ihrer Tante und deren Sohn wohnte, wusste sie zuvor von nichts. «Wie sie es geschafft hat, nie ein Wort darüber zu verlieren, weiss ich nicht», erzählte Federica de Cesco. «Aber ich hoffe, dass ich mit diesem Buch das Andenken an meine Tante und ihren Liebhaber in Ehre halten kann.» Die Meisterin des Recherchierens Beim Schreibprozess habe es aber auch Probleme gegeben. So beschrieb die Tante in all den Tagebüchern, Briefen und Tonbändern lediglich in zwei knappen Sätzen, wie sie ihren englischen Liebhaber kennenlernte. «Hier musste ich meine Phantasie zur Seite ziehen und ein wenig erfinderisch sein», so die Schriftstellerin. Doch eine gute Portion Phantasie alleine macht noch keinen erfolgreichen Eine Unterschrift fürs Lieblingsbuch: Federica de Cesco nahm sich für all ihre Leserinnen Zeit. (Foto la) Roman. Was die Bücher von Federica de Cesco auszeichnen, ist auch die akribische Recherchearbeit der Autorin. «Bei all meinen Büchern habe ich immer sehr gewissenhaft recherchiert. Das ist eine Ehrensache», erzählte sie. So habe selbst ein Indianer im Jugendbuch «Der rote Seidenschal» keinen Fehler entdeckt. Königin der Herzen Was man auch an dem Abend in der Bibliothek Dietlikon spürte: Für Federica de Cesco stehen ihre Leser an erster Stelle. «Man muss als Autorin an erster Stelle an die Leser denken. An zweiter Stelle dann ans eigene Ego.» Wie beliebt die Bücher und die Schriftstellerin bei ihren Lesern ist, zeigten die Reaktionen im Publikum. «Federica de Cesco ist eine tolle Person. Ich mag es, dass sie sogar ein bisschen rebellisch ist», sagte Manuela Römer aus Dietlikon. Auch Esther Debrunner war begeistert von der Lesung und insbesondere von der Autorin: «Sie hat eine so schöne Stimme. Wenn sie vorliest, kann man sich alles noch viel besser vorstellen.» Wie die Autorin gleich zu Beginn der Lesung lächelnd feststellte, gab es auch zwei Männer im Publikum. Einer davon, Martin Oberholzer, habe zwar bislang noch kein Buch von Federica de Cesco gelesen, werde dies aber sicherlich noch nachholen: «Der Abend war total spannend. Jenes Buch mit dem unangenehmen männlichen Hauptcharakter, wie sie es so schön beschrieben hat, möchte ich nun unbedingt lesen.» Wie praktisch, dass Martin Oberholzer das besagte Buch «Die neunte Sonne» gleich in der Bibliothek kaufen und signieren lassen konnte. Auch die dreizehnjährige Caroline aus Embrach und ihre Freundin Aylin liessen es sich nicht entgehen, die Lieblingsbücher aus der Kindheit signieren zu lassen. Federica de Cesco malte den Mädchen eigenhändig noch ein Pferd ins Buch. «Das habe ich als kleines Mädchen immer so gerne gemacht», schmunzelte die Schriftstellerin. Ein Jahr der Jubiläen Die Bibliothek feierte ihren 50. Geburtstag. Federica de Cesco veröffentlichte ihr 100. Buch und feierte im gleichen Jahr selbst einen runden Geburtstag – welchen, verriet die Bibliothekarin Karin Wiestner nicht. Ein kleiner Tipp: Auf ihrem Geburtstagskuchen waren 20 Kerzen weniger zu finden, als sie in den vergangenen 65 Jahren Bücher geschrieben hat. Momentan sei die Schriftstellerin an ihrem 101. Buch. «Die Geschichte macht ein Sprung von der Steinzeit bis in die Zukunft. Das mag komisch klingen und ich weiss auch noch nicht genau, wie das funktionieren wird. Aber irgendwie geht es dann schon», sagt Federica de Cesco.

Gemeindezeitung Kurier