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2018_31-32

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2 Dorfspiegel Dietlikon

2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen Kurier Nr. 31 / 32 10.8.2018 André Widmer auf der ersten Etappe am Swissman: «Ich habe mir angewöhnt, nicht zurück zu schauen». (Foto zvg) Strecke für mich nicht zum Einlaufen geeignet. Also geht es meistens flach bis nach Volketswil, Effretikon oder dann zum Zürich Zoo. Regelmässig jogge ich auch durch die Wälder in den Kuriergemeinden, ohne Musik am Ohr übrigens. Lieber lausche ich dem Rauschen des Windes in den Blättern und schaue Hasen, Rehen und Füchsen zu, denen ich immer wieder begegne. Obwohl ich mich aufs Training konzentriere – die Umgebung nehme ich während des Joggens sehr wohl wahr. Dabei wird mir jedesmal wieder bewusst, wie schön Wangen und das Umland sind. Kurz nachdem ich mit dem Trainieren begonnen hatte, fand in Wallisellen ein kurzer Triathlon statt. Ich meldete mich an und schnitt fürs erste Mal recht gut ab – eine Bestätigung für mich, an weiteren solchen Veranstaltungen mitzumachen. Zum Beispiel an einem Ironman oder dem Swissman Xtreme Triathlon, der weltweit zu den härtesten Triathlons zählt. Immerhin führt die Strecke über drei Pässe und am Schluss nochmal auf die kleine Scheidegg rauf. Da muss man schon fit sein. Um dem gerecht zu werden, trainiere ich momentan bis zu 22 Stunden in der Woche. Am Montag und Donnerstag ist Schwimmtraining mit anderen Athleten vom Triathlon Verein angesagt. Technik, Ausdauer, Schwimmen über kurze und längere Distanzen in verschiedenen Geschwindigkeiten geben rund fünf bis sechs Kilometer pro Woche. Am Dienstagabend ist Lauftraining im Verein mit Lauf ABC und Intervallen und im Anschluss noch etwas Krafttraining im Studio. Der Mittwochabend gehört meistens dem Velo. Trainingsfrei habe ich nur am Freitag. Am Samstag und Sonntag hingegen laufe ich oder schwinge mich erneut aufs Velo, da sind die langen Ausfahrten (drei bis fünf Stunden) und die langen Läufe (eineinhalb bis zwei Stunden) angesagt. Training braucht viel Zeit Das Training braucht viel Zeit. Doch es funktioniert ganz gut neben der Arbeit in der Umzugsfirma, die ich von meinen Eltern übernommen habe. Natürlich muss ich da administrative Arbeiten erledigen. Ich versuche aber, dem Büro möglichst oft zu entkommen und beim Zügeln an vorderster Front mitzuhelfen. Auf diese Weise garantiert mir allein schon mein Beruf eine gewisse Grundfitness. Natürlich, Sport kann eine Sucht sein. Wer so viel trainiert wie ich, muss aufpassen, dass er seinen Körper nicht kaputt macht. Dass dies nicht geschieht, darüber wacht meine Trainerin, die ich in einem Trainingscamp kennen lernte. Die ehemalige deutsche Profi-Triathletin Susanne Buckenlei begleitet mich seit vier Jahren. Sie war auch in der Crew, die mich am Swissman betreute. Nach zahlreichen Triathlons – acht Halbdistanz Triathlons, drei Langdistanztriathlon – und regelmässigen Trainings war ich fit für den Swissman, der im Juni im Tessin startete. Er ist für jeden Athleten eine extreme Herausforderung, mit drei Pässen über 3800 Höhenmetern auf dem Velo, einer Marathonstrecke mit rund 1700 Höhenmeter, die es zu überwinden gilt. Respekt hatte ich schon vor dem, was da vor mir lag, als ich am 23. Juni um zwei Uhr nachts aufstand. Eine Stunde später mussten sich alle Teilnehmer am Startplatz einfinden, um die Velos in der Wechselzone abzugeben. Um vier Uhr mit dem Schiff zur Isole di Brissago fahren, des Ausgangs- und Startpunktes des Swissman. Von dort aus gings Schlag auf Schlag: Zuerst durch den Lago Maggiore nach Ascona schwimmen (3,8 Kilometer), in der Wechselzone kurz umziehen und mit dem Velo Richtung Gotthard losfahren. Ich habe mir angewöhnt, in solchen Momenten nicht zurück zu schauen, mir aber auch keine Gedanken darüber zu machen, was noch alles vor mir liegt. Man konzentriert sich nur auf den Moment. Live-Ticker auf Facebook Unterwegs wurde ich von meinen Helfern immer wieder verpflegt, und so kam ich gegen zehn Uhr in Airolo an. Dort gab es wieder etwas zu essen und zu trinken – dann war ich bereit, den ersten Pass und die nächsten 90 Kilometer in Angriff zu nehmen. Natürlich gibt es bei einem solchen Wettkampf Momente, in denen man sich fragt, «warum tue ich mir das eigentlich an?». Ich hatte einen solchen Augenblick, als ich dachte, der Furka sei nach den neun oder zehn Spitzkehren fertig. Und dann ging es leider nochmals sechs Kilometer bergauf... In dem Moment motivierte mich, dass mir meine Trainerin mitteilte, wie viele Leute mein Rennen im Facebook und am Liveticker verfolgten. Alle würden mir Glück wünschen und mitfiebern. Überrascht war ich auf dem Furka zu hören, dass ich im Gesamt-Klassement ganz gut liege und mich stetig von Platz 85 nach vorne bewege. Da jubelt man schon mal kurz, denn man weiss jetzt kommt nur noch der Grimsel Pass. Irgendwann gerät man in eine Art Fluss. Alles zieht an einem vorbei. In dem Moment fährst du einfach und geniesst die Landschaft. Und schon stand ich auf dem dritten Pass, dem Grimsel, und wusste, jetzt gehts nur noch hinunter nach Brienz. Da verdrückt man dann schon die eine oder andere Freudenträne. Das Laufen ist die dritte Disziplin «Irgendwann gerät man in einen Fluss. Alles zieht an einem vorbei.» André Widmer am Swissman. Jetzt weiss man, es ist nur noch ein Marathon zu bewältigen. Zuerst flach von Brienz nach Interlaken und dann immer etwas bergauf nach Grindelwald. Ab Grindelwald sind es nur noch neun Kilometer. Die letzten Meilen von Grindelwald zur kleinen Scheidegg sind die härtesten, die haben rund 1000 Höhenmeter. Von hinten drängen Läufer nach vorne, die willst du natürlich nicht durchlassen. Gleichzeitig versuchst du, diejenigen vor dir zu überholen. Obwohl du müde bist, musst du einfach funktionieren – und noch einmal alles geben, immer mit dem Ziel der kleinen Scheidegg im Auge. Als ich nach 15 Stunden und 50 Minuten im Ziel ankam, war die Erleichterung riesig und ich wurde von den Emotionen übermannt. Da fliessen dann Tränen, man ist einfach nur glücklich, es geschafft zu haben. Jetzt bin ich nach den neuen Erfahrungen aus dem Swissman und der einer kurzer Erholung wieder voll motiviert, den Halbdistanz Triathlon in Finnland gewachsen zu sein, den ich am 12. August in Angriff nehme. Überhaupt, die nordischen Wettbewerbe faszinieren mich. Den Norseman Xtreme Triathlon in Norwegen möchte ich auch einmal machen. Der ist zwar hinsichtlich der zu überwindenden Höhenmeter nicht so extrem wie der Swissman. Die Herausforderung ist dort die Kälte. Trotz aller sportlicher Ambitionen gilt aber auch hier: Der Weg ist das Ziel.» Zur Person: André Widmer, 48, wohnt in Wangen. Er ist Inhaber der Firma Fritschi-Umzüge. Am Swissman erreichte er im Juni Rang 61 (von 213 Teilnehmern, die ins Ziel kamen).

Kurier Nr. 31 / 32 10.8.2018 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen 3 1. August in Wangen-Brüttisellen Die Feuerwehr musste das Holz fürs Höhenfeuer häckseln Petrus ist wohl kein Schweizer. Zunächst verhinderte er durch höllische Temperaturen das traditionelle Höhenfeuer zum 1. August. Während der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag schickte er dann einen Platzregen vom Himmel in Richtung des Wangemer Kirchplatzes. Gefeiert wurde trotz allem. Hakan Aki Diesmal war bei der 1.-August- Feier auf dem Kirchplatz Wangen alles anders. Der tropische Sommer hatte viele Kantone zu einem generellen Feuerverbot veranlasst. Das Feuerwerk und damit auch die Höhenfeuer vieler Orte fielen ins Wasser. «Erstmals musste die Feuerwehr in diesem Jahr das Holz fürs traditionelle Höhenfeuer häckseln und entsorgen», vermeldete Gemeindepräsidentin Marlis Dürst im Rahmen ihrer Festansprache. Die zweiwöchige Aufbauarbeit für das Höhenfeuer war somit für die Katz. Der 727. Geburi der Schweiz war ein ganz spezieller. Eines steht fest: Petrus war und ist kein Schweizer. Denn pünktlich zum Beginn der Feierlichkeiten, die in der reformierten Kirche Wangen stattfanden, goss es wie aus Eimern. Schaukelverein letztmals im Einsatz Aufgrund des verhängten generellen Feuer- und Feuerwerksverbots entschied sich der Schaukelverein, auf die diesjährige Festwirtschaft auf dem «Ägmet» zu verzichten. Schade. Denn nach knapp 20 Jahren verabschiedete sich der Schaukelverein als Organisator der Festwirtschaft und hätte sich sicher einen schöneren Abschied gewünscht. Dank der Gemeindeverwaltung wurde die Festwirtschaft kurzfristig auf den Kirchplatz verlegt. Somit kam in Wangen doch noch Geburtstagstimmung auf. Musikalisch wurde die Feier durch den Chor Wangen-Brüttisellen und der Puuremusig GmbH am Gryfesee untermalt. Das Jahr 2018 ist zugleich auch das europäische Jahr des Kulturerbes. An vier Wochenenden, genauer gesagt vom 1. September bis einschliesslich 23. September, finden in der Schweiz unter dem Motto «keine Grenzen» Tausende grösstenteils kostenlose Veranstaltungen statt. Ein Streifzug durch die Geschichte Nicht zuletzt deshalb war Bruno Bär als Festredner mit von der Partie. Der ehemalige Lehrer ist zugleich auch Leiter der Chronikstube im Gsellhof Brüttisellen. Die Chronikstube sammelt und archiviert Schriften und zeitgenössische Texte sowie Bildmaterial. «Chilbi» steht nicht für Riesenrad und Fahrgeschäfte. «Wer weiss denn heute noch, dass an der Chilbi die Kirchenweihe, also der Geburtstag der Kirche begangen wird?», fragt Bär und lässt seinen Blick über die gut besetzten Kirchenbänke schweifen. «Wussten Sie», fragt Bär weiter in die Runde, «dass das Lied unserer Nationalhymne schon 177-jährig, aber erst seit 1981 unsere Hymne ist?» «Vorher haben wir «rufst du, mein Vaterland» gesungen», fügt der pensionierte Lehrer an. Nach dem gemeinsamen Intonieren der Nationalhymne wurden die Feierlichkeiten nach draussen verlegt, wo es zwischenzeitlich zu regnen aufgehört hatte. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Feierlichkeiten zum Schweizer Nationalfeiertag in Wangen trotz Feuer- und Feuerwerksverbot sehr unterhaltsam und lehrreich über die Bühne gingen. Bleibt zu hoffen, dass es im nächsten Jahr wieder ein Höhenfeuer statt wie in diesem Jahr höllische Temperaturen gibt. Festredner Bruno Bär liess Geschichte lebendig werden. Ab in die Entsorgung: Das Holz fürs Höhenfeuer in Wangen durfte dieses Jahr wegen der herrschenden Trockenheit nicht angezündet werden. (Fotos ha) Chormusik darf am 1. August nicht fehlen: Würdige Feier für die Gemeinden Wangen und Brüttisellen.

Gemeindezeitung Kurier